(London / Großbritannien) – Die britische Regierung hat ein Förderpaket in Höhe von 375 Millionen Pfund (450 Millionen Euro) für innovative Energietechnologien auf den Weg gebracht. Die Mittel des Programms für Energiesicherheit („British energy security strategy“) sollen dazu führen, die Abhängigkeit Großbritannien von fossilen Brennstoffen zu verringern; bestenfalls dazu, dass bis 2030 rund 95 Prozent des Stroms kohlenstoffarm sind, heißt es in einer Mitteilung.
Aufbau von Wassertoffkapazitäten auf zehn Gigawatt verdoppelt
Aus dem Topf wird unter anderem ein mit 240 Millionen Pfund ausgestatteter „Net Zero Hydrogen Fund“ gespeist, um Projekte zur Herstellung von kohlenstoffarmem Wasserstoff zu finanzieren. Die Gelder stehen ab Ende 2022 zur Verfügung. Bis 2025 will die Regierung eine Wasserstoff-Produktionskapazität von zwei Gigawatt aufbauen, bis 2030 solle es zehn Gigawatt werden. Bislang hatte man fünf Gigawatt angepeilt.
Weitere 100 Millionen Pfund sind dafür vorgesehen, die Differenz zwischen den (noch hohen) Produktionskosten und dem (mutmaßlich niedrigeren) Verkaufspreis für Wasserstoff zu decken. Die Finanzierung wird in diesem Sommer anlaufen.
Überdies soll das mit 26 Millionen Pfund ausgestattete Programm „Industrial Hydrogen Accelerator“ insbesondere das verarbeitende Gewerbe bei der Einführung von Wasserstoff unterstützen. Dies umfasst die gesamte Kette von der Wasserstofferzeugung und -speicherung bis hin zur industriellen Endnutzung. Diese Förderung steht nach Angaben der Regierung bereits ab 25. April 2022 zur Verfügung, die Demonstrationsprojekte müssen bis März 2025 abgeschlossen sein.
Steuermittel auch für Kernkraft
Die „Strategie für Energiesicherheit“ der Briten sieht neben der Förderung erneuerbarer Energien und Wasserstoff auch 2,5 Millionen Pfund für die Entwicklung „der nächsten Generation von Nukleartechnologien“ vor. Weitere fünf Millionen Pfund fließen in die Erforschung und Beschleunigung von Technologien zur Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) im Rahmen des „ACT 3“-Programms.
Diese Initiative von weltweit 14 Ländern zielt darauf ab, die Marktreife von CCS-Technologien durch die Finanzierung von Forschungs- und Innovationsprojekten zu beschleunigen. Zu den ACT-Partnern gehören die kanadische Provinz Alberta, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Indien, Italien, die Niederlande, Norwegen, Rumänien, die Schweiz, die Türkei, das Vereinigte Königreich und die USA.
Zusätzlich hat die Regierung eine „Hydrogen Investor Roadmap“ veröffentlicht. Darin werden Investitionsmöglichkeiten in der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette beleuchtet, um private Investitionen in diesem Sektor zu fördern. Parallel gibt es eine „CCUS Investor Roadmap“, worin weitere Investitionsmöglichkeiten genannt werden.
Fortschritte beim Zehn-Punkte-Plan
Bereits im November 2020 hatte Premierminister Boris Johnson einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt, wonach Großbritannien bis 2050 CO2-neutral werden soll. In diesem Rahmen seien bislang 68.000 Arbeitsplätze entstanden, private Investoren hätten 22 Milliarden Pfund investiert, bilanziert das Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategien.
So seien unter anderem im Bereich Wasserstoff 7,5 Millionen Pfund in das „Gigastack-Projekt“ der britischen Firma ITM Power Plc geflossen, womit im Laufe der Zeit bis zu 2.000 Arbeitsplätze geschaffen würden. ITM Power betreibt in Sheffield eine Elektrolyseurfabrik mit einer Jahreskapazität von 1.000 Megawatt. Eine zweite Fabrik mit 1.500 Megawatt ist dort im Bau und soll bis Ende 2023 betriebsbereit sein. Bis Ende 2024 will ITM Power seine Kapazitäten um nochmals 2.500 Megawatt auf dann 5.000 Megawatt verdoppeln.
Mit Zusagen von Fördermitteln in Höhe von einer Milliarde Pfund habe die Regierung außerdem Projekte zur Dekarbonisierung der Industrie unterstützt, darunter in Teesside und am Humber, heißt es im Wirtschaftsministerium.
Links zu den Programmen
British energy security strategy (PDF, 17 Seiten)
Industrial Hydrogen Accelerator
CCUS Investor Roadmap (PDF, 17 Seiten)
Foto
London, Downing Street No. 10, Sitz des britischen Premierministers / © Sergeant Tom Robinson RLC/MOD