(London / Großbritannien) – Das Department for Energy Security and Net Zero (DESNZ) will das Potenzial für die Beimischung von Wasserstoff in das britische Gasnetz untersuchen. Man möchte herausfinden, ob die Einspeisung des Energieträgers in lokale und überregionale Netze sowie in das Hochdruckübertragungsnetz (National Transmission System, NTS) einen strategischen und wirtschaftlichen Wert bieten könnte.

Pipelines des UK National Transmission System (NTS) mit zugehörigen Gasterminals. © Screenshot Arup-Studie „National Transmission System Hydrogen Blending“

Die jetzt gestartete Konsultation richtet sich sowohl an die Wasserstoffindustrie (Produzenten, Konsumenten), die Gaswirtschaft (Transport, Verbraucher) sowie Betreiber von Speichersystemen, aber auch an Investoren und Händler. Die Meinung von Wissenschaftlern ist ebenfalls gefragt. Kohlenstoffarmer Wasserstoff sei für Großbritannien ein wichtiger Energieträger, um bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen zu erreichen, so das DESNZ. Die Beimischung zu Erdgas könne zum einen die Wasserstoffproduzenten im frühen Stadium unterstützen und gleichzeitig die Kohlenstoffintensität des bestehenden Gasnetzes reduzieren.

Nach einer vorangegangenen Konsultation im Jahr 2023, wo nach einer Beimischung von 20 Volumenprozent gefragt wurde, geht es dem DESNZ diesmal vorrangig um eine Beimischung von zwei Prozent in das NTS. Dieser niedrigere Anteil könne den Herstellern von Wasserstoff gleichsam als Backup dienen, um die Produktion hochzufahren, bis der Markt Angebot und Nachfrage regele und es hinreichend reguläre Abnehmer gebe.

In Großbritannien begrenzen die Gas Safety (Management) Regulations (GSMR) derzeit den Wasserstoffgehalt in den Erdgasnetzen auf ein Volumenprozent. Das deutsche Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) erlaubt demgegenüber die Beimischung von zehn Volumenprozent. Das EU-Paket zur Dekarbonisierung des Wasserstoff- und Gasmarktes („Green Deal“) lässt die Beimischung von Wasserstoff in das Erdgasfernleitungsnetz von zwei Volumenprozent ab dem 1. Oktober 2025 zu. © Screenshot Arup-Studie „National Transmission System Hydrogen Blending“

Auch bei diesem geringen Anteil von Wasserstoff im Erdgasnetz könne es bei den daran angebundenen Kunden zwar technische Probleme geben, so das Ministerium, insbesondere bei grenzüberschreitenden Verbindungen etwa nach Belgien oder in die Niederlande. Allerdings sei nach derzeitigem Stand die Wahrscheinlichkeit minimal, dass ein Wasserstoff/Erdgas-Gemisch kurz- bis mittelfristig, mithin innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre, überhaupt die britischen Grenzen überschreitet Für die meisten industriellen Nutzer sollten zwei Prozent indes keine Hürde sein.

2 Prozent sind zu bewältigen

Zu diesem Ergebnis kam auch eine von der Regierung beauftragte Machbarkeitsstudie. Die meisten Abnehmer könnten demnach mit minimalen technischen Änderungen eine zweiprozentige Mischung in dem 265.000 Kilometer langen Leitungsnetz bewältigen. Bei höheren Mischungsverhältnissen von fünf bis 20 Prozent könnten hingegen ohne Gerätemodifikationen die Kosten und Risiken steigen, so die von dem Beratungsunternehmen Arup Ltd. erstellte Untersuchung.

Die Konsultation läuft bis zum 16. September 2025. Nach der Auswertung der Ergebnisse könnten diese in ein Gesetzgebungsverfahren zur technischen Umsetzung münden. Das Ministerium gehe aber davon aus, „dass die Beimischung in kommerziellem Maßstab frühestens 2028 beginnen“ werde.

Das Konsultationspapier „Hydrogen Blending into the GB Gas Transmission Network“ gibt es als PDF (41 Seiten) auf der Website des Department for Energy Security and Net Zero.
Die Arup-Studie „National Transmission System Hydrogen Blending“ gibt es als PDF (66 Seiten).

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St. Fergus Gas Terminal: Wie viel Wasserstoff verträgt das britische Erdgasnetz? © National Gas UK