(Bonn) – „Die Gasverteilnetze sind in der Lage, Wasserstoff flächendeckend und für alle Kunden und Anwendungen nutzbar zu machen.“ Dies ist einer der Kernpunkte des jetzt veröffentlichten Grundsatzpapiers „H2vorOrt“. Auf dieser Annahme basieren alle weiteren damit verbundenen Pläne. Das von über 30 Gasverteilnetzbetreibern unter Federführung des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) vorgestellte Konzept liefert einen Fahrplan, „wie die Gasverteilnetze in verschiedenen Etappen für Wasserstoff und klimaneutrale Gase fit gemacht werden“ sollen.

Wasserstoff als klimaneutraler Energieträger

Die Politik habe das Potenzial von Wasserstoff als Energieträger zwar grundsätzlich erkannt, heißt es, und den Weg für den Aufbau einer umfassenden und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft geebnet. Im nächsten Schritt müsse „konsequenterweise ein Bekenntnis zur Gasinfrastruktur“ folgen und „die Umstellung auf Wasserstoff auch politisch gewollt sein“.

Als geeignete Instrumente empfehlen die Initiatoren unter anderem „einen Umstellbonus für fortschrittliche Gas-Endanwender“ und „eine erhöhte Anrechenbarkeit klimaneutraler Gase auf CO2-Minderungsvorgaben“. Die Hälfte aller Haushalte verfügen laut DVGW über einen Gasanschluss. Neben den Endverbrauchern sind auch der Großteil von Industrie- und Gewerbekunden an das rund 500.000 Kilometer umfassende Gasverteilnetz angeschlossen. Die am Projekt Beteiligten fordern unter anderem

  • ein konkretes Ziel für den Anteil klimaneutraler Gase am Gasmix gesetzlich zu verankern
  • Maßnahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie zur Initiierung von Investitionen in die Wasserstofferzeugung und Netzinfrastrukturen zeitnah umzusetzen
  • einen regulatorischen Rahmen für die Nutzung von Wasserstoffnetzen zu schaffen
  • einen Klimabonus für den Einsatz emissionsarmer Gase wie Wasserstoff einzuführen
  • einen Bonus für die Umrüstung von Endgeräten auf Wasserstoff zu gewähren.

„Klimaneutrale Gase sind auf lange Sicht die Energieträger Nummer eins im Wärmemarkt. Es ist daher sowohl energie- als auch volkswirtschaftlich sinnvoll, die bereits vorhandene Erdgasinfrastruktur weiterhin zu nutzen und Verteilnetze zu ertüchtigen“, sagt Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. „Wasserstoff ist das ideale Medium für erneuerbaren Strom in der Gasinfrastruktur.“

Roadmap für die Umstellung

Die Umstellung geschieht etappenweise, so der Plan. Zunächst erfolgt die überregionale Versorgung mit Wasserstoff über Netze, welche bis zum Jahr 2040 für den Transport von reinem Wasserstoff ertüchtigt oder neu errichtet werden („H2-Backbone“). Außerdem wird das Verteilsystem im Verbund „H2-ready“ gemacht werden, das heißt, das Gasnetz ist vollständig auf Wasserstoff umstellbar und in der Lage, reinen Wasserstoff zu verteilen. Darüber wird das Gas an Nutzer sowohl flächendeckend als auch regional geliefert.

Parallel bietet die lokale Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff und anderen klimaneutralen Gasen, etwa Biomethan, ausreichend Potenzial, um die Dekarbonisierung der Gasinfrastruktur vor Ort zu beginnen. So könne Wasserstoff „schon frühzeitig auch in den Regionen zur Verfügung stehen, die erst nach 2035 an das H2-Fernleitungsnetz angeschlossen werden“, heißt es in dem Papier. Die am Projekt beteiligten Unternehmen betreiben rund 50 Prozent der deutschen Gasverteilnetze.

Deep Link
https://www.dvgw.de/der-dvgw/aktuelles/presse/presseinformationen/dvgw-presseinformation-vom-11112020-h2vorort-wasserstoff-gasverteilnetze/

Zusammenfassung des Projekts „H2vorOrt“
https://www.dvgw.de/medien/dvgw/leistungen/publikationen/h2vorort-wasserstoff-gasverteilnetz-dvgw-factsheet.pdf

Broschüre „H2vorOrt“: „Wasserstoff über die Gasverteilnetze für alle nutzbar machen“
https://www.dvgw.de/medien/dvgw/leistungen/publikationen/h2vorort-wasserstoff-gasverteilnetz-dvgw-broschuere.pdf

Foto oben
Ausschnitt aus dem Titelbild der Broschüre „H2vorOrt“ / © DVGW
Foto Mitte
Titelbild der 22-seitigen, kostenfreien Broschüre „H2vorOrt“ / © DVGW