(Görlitz) – Die Fraunhofer-Gesellschaft hat anlässlich eines Besuchs von Bundes- und Landespolitikern am neu entstehenden „Hydrogen Lab Görlitz“ (HLG) weitere Details zu der künftigen Forschungsplattform genannt. Die Fraunhofer-Institute für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU sowie für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS wollen an dem Standort des Siemens Energy-Innovationszentrums ihre Kompetenzen bündeln.
Dort können ab Ende nächsten Jahres entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette neuartige Technologien zur Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff entwickelt und erprobt werden. Wie berichtet, wird das HLG von Bund und Land gemeinschaftlich finanziert. Der Freistaat Sachsen fördert den Aufbau, die Installation der Anlagentechnik und die Inbetriebnahme mit 30,5 Millionen Euro, die sich zu 90 Prozent aus Finanzhilfen des Bundes zusammensetzen. Vom Bund kommen zusätzlich 10,5 Millionen Euro aus dem STARK-Programm zur Förderung von Projekten, die den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in den Kohleregionen unterstützen. Hierfür stellt der Freistaat weitere rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt beläuft sich die Förderung für Fraunhofer damit auf 42,1 Millionen Euro.
Mit seiner Anschlussleistung von etwa zwölf Megawatt werde das HLG zu einem Standort für die Entwicklung und Erprobung von Wasserstofftechnologien im industriellen Maßstab in Sachsen. Die Forschungsschwerpunkte liegen zunächst im Bereich der Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff, erweitert um die Nutzung von Wasserstoff in mobilen sowie stationären Brennstoffzellen insbesondere für die Mobilität und zur Versorgung von Quartieren und Industriestandorten. Dazu gehören vor allem die Evaluierung von Stacks und Systemen, Mikrostrukturanalytik und -diagnostik, Digitalisierung, Produktionsverfahren, Leistungselektronik sowie Zertifizierung, heißt es in einer Mitteilung.
Konkret entstehe zum Beispiel im Forschungsprojekt „ontoHy“ ein digitaler „Daten- und Wissensraum“ für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Dies umfasst Werkzeuge (Ontologien), um Wissen über anwendungsnahe Wasserstofftechnologien zu präsentieren und zu transferieren. Die Firmen können ihre Produkte mit Hilfe technischer, ökonomischer sowie ökologischer Daten testen, entwickeln, verifizieren und in den Wasserstoffkreislauf integrieren. Unterstützt werde das Projekt durch die Einbindung des HLG in das regionale Wasserstoffnetzwerk „DurcH2atmen“.
Die Bauarbeiten für das HLG beginnen voraussichtlich im vierten Quartal 2021. Ende 2022 soll die HLG-Forschungsplattform den Forschungsbetrieb schrittweise aufnehmen. Perspektivisch werden am HLG ab vollständiger Betriebsbereitschaft 2023 rund 30 Personen arbeiten, davon 20 dauerhaft angestellte Wissenschaftler und zehn weitere regelmäßig wechselnde Mitarbeiter aus dem Bereich der Aus- und Weiterbildung, die an Forschungsprojekten mitwirken.
Im Mai hatte die Fraunhofer-Gesellschaft das Hydrogen Lab Leuna in Betrieb genommen.
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Besuchten den Siemens Energy-Innovationscampus und die Baustelle des künftigen Wasserstofftestlabors (v.l.n.r.): Jochen Eickholt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy, Welf-Guntram Drossel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IWU, Grzegorz Macko, stellvertretender Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. / © Pawel Sosnowski