(Juno Beach / USA) – Der US-Energieversorger Nextera Energy, Inc. will bis 2045 seine Kohlendioxidemissionen erheblich reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Unternehmen einen „Zero Carbon Blueprint“ genannten Plan vorgestellt. Eigenen Angaben zufolge produziert der in Florida ansässige Konzern „mehr Strom als jeder andere US-Energieversorger“ und habe damit „einen bedeutenden Einfluss auf die Verringerung der Emissionen sowohl für seinen Sektor als auch für die US-Wirtschaft insgesamt“.

Zwischenziele im 5-Jahresrhythmus

Zunächst sollen bis 2025 die CO2-Emissionen um 70 Prozent reduziert werden – gemessen am Jahr 2005. Fünf Jahres später stehen 82 Prozent auf dem Plan, bis 2035 sollen 87 Prozent und bis 2040 dann 94 Prozent erreicht werden. Im Rahmen des auch als „Real Zero“ bezeichneten Vorhabens wäre im Jahr 2045 das Soll erfüllt.

Im selben Jahr, so die Berechnungen, hätte der Rest der Branche die CO2-Emissionen durchschnittlich erst um 61 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr reduziert, heißt es in einer in der vergangenen Woche vorgestellten Präsentation für Investoren – zumindest dann, wenn die Industrie in ihren Anstrengungen nicht nachzieht. Demnach betreibt Nextera Energy aktuell Kraftwerke mit einer Leistung von 61.000 Megawatt (MW). Ende 2021 lag der Anteil von Wind- und Solarenergie konzernweit bei 44 Prozent. 43 Prozent waren Erdgaskraftwerke und weitere neun Prozent Atomkraftwerke.

FPL spielt die Hauptrolle

Bei „Real Zero“ spielt die Konzerntochter Florida Power & Light Company (FPL) die Hauptrolle. Die derzeit von FPL betriebenen Kraftwerke haben kumuliert eine Leistung von 31 Gigawatt, davon verfeuern 67 Prozent Erdgas, 20 Prozent sind Atomkraftwerke und vier Prozent Solaranlagen. Bis 2030 soll sich dies ändern in 60 Prozent Erdgas und Biomethan, 19 Prozent Atomkraft und 19 Prozent Solarenergie. Für 2045 erstrebt das Unternehmen einen Anteil von 83 Prozent Solarenergie, Speicher und grünen Wasserstoff an, außerdem sinkt der Anteil von Kernkraft auf 16 Prozent. Der jeweilige Rest sind zum Teil nicht näher klassifizierte „sonstige“ Anlagen

Das Unternehmen ist bereits seit rund 20 Jahren bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes aktiv und hat seine eigenen Kohlekraftwerke sukzessive stillgelegt, womit zwölf Milliarden Dollar für Brennstoffkosten vermieden worden seien, heißt es. Ein Restbestand an Kohlekraftwerken, der sich durch die Akquise von Gulf Power Co. durch Nextera Energy im Jahr 2019 jetzt im Besitz von FPL befindet, soll bis 2028 abgebaut werden.

Investitionen in Wasserstoff, Speicher, Wind und Sonne

FPL will nunmehr kontinuierlich in grünen Wasserstoff, Batteriespeicher, Windkraft, Solarenergie und andere erneuerbare Energien investieren. Dies könnte auch neue Absatzmärkte erschließen, denn damit soll das Unternehmen insbesondere für jene Industrie- und Gewerbekunden attraktiv werden, die durch den Bezug von Strom aus erneuerbaren Quellen ihrerseits eigene Pläne zur Dekarbonisierung vorantreiben.

92 Gigawatt PV-Leistung geplant

Der Versorger meldet regelmäßig Erfolge bei den Neuinstallationen von Solarparks. Gegenwärtig verfügt FPL über eine insgesamt installierte Leistung von rund 31.000 MW. Darunter sind 4.000 MW Photovoltaikleistung. Bis 2045 sollen daraus 92.000 MW werden. Um den Ertrag der Solarkraftwerke voll nutzen zu können, plant man, die Leistung von Batteriespeichern von jetzt 500 MW auf 50.000 MW zu erhöhen.

Erdgas würde in einigen der bestehenden Kraftwerke durch grünen Wasserstoff ersetzt: FPL will Anlagen mit einer Leistung von 16.000 MW in diesem Sinne umstellen. Dies „dürfte für die Kunden eine kosteneffiziente Lösung sein“, ist das Unternehmen überzeugt, und ihr Betrieb würde „eine wichtige Stromerzeugungsquelle“ darstellen. Um sicherzustellen, dass hinreichend auch die Grundlast bedient wird, wäre FPL in der Lage, weitere Anlagen mit 6.000 MW mit Biomethan zu versorgen, was 2,4 Prozent des derzeit in FPL-Kraftwerken verwendeten Erdgases ausmache.

Kein Atomausstieg absehbar

Einen nicht unbedeutenden Anteil hat derzeit auch die Kernenergie mit einer installierten Kraftwerksleistung von 3.500 MW. Uran wird von US-Politikern und der Industrie – anders als gemeinhin in Europa – als „saubere“ Energiequelle betrachtet. Sie spiele den Angaben zufolge für FPL-Kunden „noch viele Jahrzehnte lang bei der Erzeugung von CO2-freiem Strom eine wichtige Rolle“.

„Real Zero“ ist kein Kompensationsplan

Das „Real Zero“-Ziel von FPL sei kein Plan, „um Bäume zu pflanzen oder Kompensationen zu kaufen, sondern eine vollständige Beseitigung unserer zusätzlichen Kohlenstoffemissionen“, sagt Eric Silagy, FPL-Vorstandschef und Geschäftsführer. Wichtig sei für ihn aber auch, dass dies nicht dazu führe, noch voll funktionsfähige Anlagen abzuschalten, um keine Investitionsruinen („stranded generation assets“) zu schaffen.

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FPL will bis 2045 Solaranlagen mit einer Leistung von 92 GW vorweisen. © Nextera Energy Inc.

Zero Carbon Blueprint, PDF, 21 Seiten