(Strausberg) – Der Oldenburger Energieversorger EWE AG meldet Baufortschritte bei seinem geplanten Wasserstoffspeicher in Rüdersdorf bei Berlin. Dort hat das Unternehmen jetzt 160 Stahlrohre bis in 1.000 Meter Tiefe eingebaut und zementiert. In einer Kaverne im Salzstock will EWE „die sichere Speicherung von 100 Prozent Wasserstoff testen“ (wir berichteten). Erkenntnisse aus dem Projekt wären übertragbar auf große Kavernenspeicher.
Doppelrohrtour für großtechnische Speicherung
Bevor jedoch eine großtechnische Wasserstoffspeicherung möglich ist, will EWE mit diesem „HyCAVmobil“ genannten Pilotprojekt nachweisen, dass das Gas in Hohlräumen unter der Erde sicher gelagert werden kann. Dafür wurde ein Rohr-in-Rohr-System verbaut. „Ein kleines und ein großes Stahlrohr haben wir zu einer Doppelrohrtour ineinander gesetzt“, beschreibt EWE-Projektleiter Hayo Seeba. Um das innere Rohr für Materialtests nutzen zu können, habe man gemeinsam mit seinem Dienstleister UGS aus Mittenwalde ein flexibles System entwickelt. Dieses diene dazu, das innere Rohr wieder ausbauen zu können, ohne dass das Material zerstört werde. Die Tests seien für künftige langfristige Anwendungen wichtig. Bei großtechnischer Wasserstoffspeicherung müsse man nachweisen, dass Wasserstoff sich mit den verbauten Materialien gut vertrage.
Steinsalz-Ausspülung im Herbst
In den nächsten Monaten bereitet EWE die Herstellung des unterirdischen Hohlraums vor. „Für die Aussolung der Testkaverne bauen wir zunächst die Obertage-Technik auf“, so Seeba. Ab Herbst soll dann das Steinsalz ausgespült werden. Die Schicht unter dem Speichergelände beginnt in circa 600 Metern und reiche bis zu 3.200 Meter tief. Das Salz stamme aus einem Meer, das es in Rüdersdorf vor 150 Millionen Jahren gab. Die Kaverne ist auf ein Volumen von 500 Kubikmeter ausgelegt – „dahinein passt ungefähr ein Einfamilienhaus“, sagt der Projektleiter. Der Hohlraum werde mit Wasser aus dem eigenen Teich und aus dem vorbeifließenden Mühlenfließ ausgewaschen. Zum Solen werde über einen Zeitraum von drei Monaten 4.000 Kubikmeter Frischwasser genutzt. „Das beim Solprozess entstehende Salzwasser pumpen wir über eine bestehende unterirdische Rohrleitung zu unserer Versenkstation nach Heckelberg.“ Dort werde die Sole in eine 1.000 Meter tief gelegene Sandsteinformationen geleitet, in denen sich bereits von Natur aus Salzwasser befinde.
Erdgasspeicherung seit 2007
In Rüdersdorf hat EWE zwei seiner insgesamt 37 Kavernen im Salzgestein gebaut und speichert in den Hohlräumen seit 2007 Erdgas. Die Bohrung für eine weitere Kaverne war bereits vorhanden. Diese nutzt EWE nun für den Bau der Wasserstoff-Testkaverne. „Wir erhoffen uns im Rahmen des Forschungsvorhabens insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff aus der Kaverne hat, wenn er eine Zeitlang dort gespeichert wurde“, sagt EWE-Wasserstoffexperte Paul Schneider. Dieses Kriterium sei für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor besonders wichtig.
BMVI fördert das Projekt mit sechs Millionen Euro
Bei dem Projekt kooperiert EWE mit dem Institut für Vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das unter anderem die Qualität des Wasserstoffs nach der Entnahme aus der Kaverne sowie die verbauten Materialien untersuchen wird. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro. Davon stammen sechs Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus dem Topf des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.
Die Erkenntnisse aus der Forschungskaverne sollen in spätere Projekte mit dem 1.000-fachen Volumen für die großtechnische Wasserstoffspeicherung genutzt werden.
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EWE hat 160 Stahlrohre bis auf 1.000 Meter Tiefe verbaut und einzementiert / © EWE, Andreas Prinz
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Rohr-in-Rohr-System / © EWE, Andreas Prinz