Eine Gruppe von elf Fernleitungsnetzbetreibern hat in Brüssel unter dem Titel „European Hydrogen Backbone“ ein Konzept vorgestellt, um europäische „Hydrogen Valleys“ durch ein 6.800 Kilometer langes Wasserstoffnetz miteinander zu verbinden. Das Leitungssystem könnte ab Mitte der 2020er Jahre bis 2030 schrittweise fertig gestellt werden. Bis 2040 soll das Netz eine Länge von 23.000 Kilometer haben; 75 Prozent besteht aus umgewidmeten Erdgasleitungen, verbunden durch neue Abschnitte (25 Prozent).

Auf diese Weise entstünden zwei parallele Fernleitungsnetze: ein reines Wasserstoffnetz sowie ein (Bio-) Methannetz. Das Wasserstoffnetz könne unter Berücksichtigung möglicher Wasserstoffimporte für den energieeffizienten Transport des Gases über weite Strecken genutzt werden.

Für den Aufbau dieses Netzes sind Kosten in einer Bandbreite von 27 bis 64 Milliarden Euro veranschlagt. Diese Schätzung bezieht sich auf Kosten von 0,09 bis 0,17 Euro pro Kilogramm Wasserstoff pro 1.000 Kilometer. „Die relativ große Spanne ist im Wesentlichen auf Unsicherheiten bei den standortabhängigen Verdichtungskosten zurückzuführen“, so die Unternehmen.

„Das Netz ist von essenzieller Bedeutung für einen künftigen europäischen Wasserstoffmarkt“ und sei „ein echtes europäisches Vorhaben mit starken Verbindungen zu den östlichen Mitgliedstaaten“, erklärt Daniel Muthmann von dem Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) aus Essen. Mitte Juni hatte die EU-Kommission ihre Europäische Wasserstoffstrategie vorgestellt, worin die Notwendigkeit der Schaffung eines reinen Wasserstoffnetzes in der EU unterstrichen worden war (wir berichteten).

„European Hydrogen Backbone“ wurde von Enagás (Spanien), Energinet (Dänemark), Fluxys Belgium (Belgien), Gasunie (Niederlande), GRTgaz (Frankreich), NET4GAS (Tschechien), OGE (Deutschland), ONTRAS (Deutschland), Snam (Italien), Swedegas (Schweden) und Teréga (Frankreich) mit Unterstützung des Beratungsdienstleisters Guidehouse erarbeitet.

Bereits Anfang dieses Jahres hatten die Fernleitungsnetzbetreiber ONTRAS Gastransport GmbH, GRTgaz SA und GRTgaz Deutschland GmbH eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) unterzeichnet, das der „Verbesserung des Wissens- und Forschungsaustauschs bei Transport und Mischung von Wasserstoff und Erdgas in ihren Netzen“ dienen soll. Eines der vereinbarten Projekte betrifft einen von ONTRAS geleiteten Gasfilter, der Methan und Wasserstoffverbindungen aus einem gemischten Gasstrom abtrennt. Ziel sei „der Bau eines Pilotmembransatzes zur Abtrennung von Wasserstoff aus Wasserstoff-Erdgas-Gemischen mit hoher Reinheit“.ONTRAS verfügt eigenen Angaben zufolge über „langjährige Erfahrung mit gemischten Gasströmen“, da zwei Power-to-Gas-Anlagen „seit vielen Jahren Wasserstoff in das Fernleitungsnetz einspeisen“. Die europäische Kooperation unter anderem zur Wasserstofftrennung eröffne „neue Möglichkeiten, bestehende Netze für den künftigen grenzüberschreitenden Ökogastransport zu nutzen“, sagte im Januar Ralph Bahke, Geschäftsführer der ONTRAS Gastransport GmbH.

Deep Link:
https://www.presseportal.de/pm/128321/4654696
https://www.ontras.com/fileadmin/Dokumente_Newsroom/Presseinformationen/20200715_European_Hydrogen_Backbone_Report.pdf
https://www.ontras.com/fileadmin/Dokumente_Newsroom/Presseinformationen/2020-01-13_PI_OmU_GRTgaz-F-D-ONTRAS_de.pdf

Foto:
Plan eines europäischen H2-Backbones für 2040 / © Guidehouse