(Brüssel) – Die Europäische Kommission gibt grünes Licht zur Förderung von zwei deutschen Wasserstoff-Großprojekten: Der Chemiemulti BASF SE und der Stahlkonzern Salzgitter AG erhalten im Rahmen des „IPCEI Wasserstoff“ (Important Project of Common European Interest) Mittel in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro. Diese würden gemeinsam vom Bund sowie den Ländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bereitgestellt. Die Vorhaben sollen über 2,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einsparen.
BASF: Elektrolyseur in Ludwigshafen
Mit einer Beihilfe in Form eines Direktzuschusses in Höhe von 134 Millionen Euro werden am BASF-Standort Ludwigshafen der Bau und die Installation eines großen Elektrolyseurs mit Protonen-Austausch-Membranen (PEM) unterstützt, der 2025 in Betrieb geht. Der zur Wasserstoffproduktion erforderliche Strom soll ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammen. Während der 15-jährigen Betriebsdauer könne die Freisetzung von 565.305 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden, weil der grüne Wasserstoff den bislang genutzten grauen Wasserstoff zur Herstellung von Chemieprodukten ersetzt.
Salzgitter AG: CO2-arme Stahlproduktion
Für die Salzgitter Flachstahl GmbH, Teil der Salzgitter AG, hat die EU-Kommission Mittel in Höhe von rund einer Milliarde Euro genehmigt. Davon stammen gemäß einer Mitte September unterzeichneten Vereinbarung bis zu 700 Millionen Euro vom Bund und weitere 300 Millionen Euro vom Land Niedersachsen. Die Gelder sind für das Vorhaben „Salcos“ (SAlzgitter Low CO2Steelmaking) vorgesehen.
Zudem sollen der Bau und die Installation eines 100 Megawatt leistenden Elektrolyseurs gefördert werden, der jährlich etwa 9.000 Tonnen erneuerbaren Wasserstoff erzeugt. Ziel von Salcos ist es, die Stahlproduktion in Salzgitter in drei Stufen bis 2033 komplett auf eine CO2-arme Rohstahlproduktion umzustellen. Die erste Stufe mit einer Rohstahlkapazität von 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr soll Ende 2025 in Betrieb gehen. Im Rahmen der kompletten Transformation werden zwei Direktreduktionsanlagen und drei Elektroöfen errichtet, die dann die Hochöfen und Konverter sukzessive ersetzen. Damit wird die bisher auf Kokskohle beruhende Stahlproduktion von einer neuen wasserstoffbasierten Route abgelöst.
Der Konzernvorstand hatte für das Vorhaben bereits 723 Millionen Euro Eigenmitteln freigegeben. Nach der Umsetzung des Vorhabens soll der Ausstoß von 3,6 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr vermieden werden, heißt es in einer Mitteilung der EU-Kommission.
Kommission: Beihilfen sind erforderlich
Die Beihilfen hätten in beiden Fällen einen „Anreizeffekt“, da die Beihilfeempfänger „die Investitionen ohne die öffentliche Förderung“ nicht oder nicht in gleicher Höhe vornehmen würden, heißt es in einer Stellungnahmen der Kommission. Des Weiteren seien sie erforderlich und geeignet, um die Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff sowie nachhaltigen Stahl sicherzustellen.
Zudem seien sie angemessen, da die Höhe der Beihilfen dem tatsächlichen Finanzierungsbedarf entspreche. Sollten sich die Vorhaben „als sehr erfolgreich erweisen und zusätzliche Nettoeinnahmen generieren“, würden die Unternehmen einen Teil der erhaltenen Beihilfe im Rahmen eines „Rückforderungsmechanismus“ zurückzahlen.
Weitere Wasserstoffprojekte sollen folgen
Diese beiden von der Kommission genehmigten Projekte seien die ersten großen Industrieprojekte im Rahmen des deutschen IPCEI-Wasserstoff-Verfahrens, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK). „Es werden weitere folgen und so den Grundstein für die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland bilden“, sagte Minister Robert Habeck.
Das BMWK hat die Projekte von BASF und Salzgitter in einem Wettbewerb im Mai 2021 für die Förderung im Rahmen des IPCEI Wasserstoff ausgewählt. Beide Vorhaben sind bereits angelaufen. Zuvor hatte die EU-Kommission zwei BMWK-Projekte zur Erforschung stationärer Brennstoffzellensysteme bei Bosch und zur Serienfertigung von Elektrolyseuren bei Sunfire genehmigt.
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EU-Kommission genehmigt Beihilfen für IPCEI-Wasserstoffprojekte bei BASF und Salzgitter AG © EU-Kommission