(Warschau / Polen) – Der börsennotierte polnische Mineralölveredler und Tankstellenbetreiber Orlen Spółka Akcyjna bekommt EU-Fördermittel in Höhe von neun Millionen Euro für die Herstellung und Erprobung von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen am Chopin-Flughafen und für das öffentliche Verkehrssystem in Warschau. Orlen leitet das Konsortium „HySpark“. Es ist den Angaben zufolge das erste Projekt in Polen, das Mittel aus dem EU-Programm „Clean Hydrogen Partnership“ erhält.

Konsortium liefert Ausrüstung

Die im Rahmen von HySpark hergestellten Fahrzeuge werden mit Wasserstoff von Orlen aus Włocławek, nordwestlich von Warschau, betankt. Die Inbetriebnahmen einer Tankstelle am Flughafen selbst ist für 2026 geplant. Wasserstoffbetriebene Busse liefert die süddeutsche Arthur Bus GmbH, Lkw kommen von der Augsburger Quantron AG und Bodenabfertigungsgeräte von der italienischen Firma Atena.

Die Fahrzeuge werden von dem städtischen Busunternehmen Miejskie Zakłady Autobusowe of Warsaw, Orlen sowie LS Airport Services eingesetzt. Mehrere Kommunalverwaltungen in Polen setzten bereits Wasserstoffbusse ein, in Poznań „haben wir unsere erste öffentlich zugängliche Tankstelle für Pkw eingerichtet“, sagt Grzegorz Jóźwiak, Leiter des Büros für Wasserstofftechnologie und synthetische Kraftstoffe.

17 Partner aus fünf Ländern

An HySpark (Hydrogen Solutions for European Airports & Regional Kinetics) sind 17 Unternehmen aus Polen, Deutschland, Italien, Irland und dem Vereinigten Königreich beteiligt. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden vom Warschauer Institute of Power Engineering – National Research Institute (IEN-PIB) geleitet, Unterstützung gebe es zudem unter anderem von der Technischen Universität Warschau, RINA und Bureau Veritas Polska, außerdem von Toyota Central Europe, der Polish Aviation Group, der Orlen-Tochter Anwil S.A, der Technischen Aufsichtsbehörde für Verkehr, dem Flughafen Gdańsk und dem polnischen Verband für neue Mobilität. In den „kommenden Jahren“ würde man einen Wasserstoffvertrieb in Zentralpolen aufbauen. Es gebe bereits Pläne, für einen Wasserstoffknoten in der Umgebung anderer europäischer Flughäfen, sagt Jakub Kupecki, Direktor des IEN-PIB.

HySpark ist Teil des Mazovian Hydrogen Valley Clusters, dem 48 Forschungsinstitute, Universitäten sowie öffentliche und private Unternehmen angehören. Ziel ist es, ein regionales Drehkreuz zu schaffen, das Produzenten mit Technologieanbietern und Nutzern von Wasserstoff in verschiedenen Sektoren verbindet, etwa im Verkehrswesen als Flugzeugtreibstoff sowie in der Industrie zur Herstellung von Kunstdünger.

100 Wasserstofftankstellen geplant

Orlen plant eigenen Angaben zufolge den Aufbau eines Netzes von über 100 Wasserstofftankstellen in Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei, die bis 2030 den privaten und öffentlichen Verkehr sowie den Güter-, Straßen- und Schienenverkehr bedienen sollen. Der Energieträger werde über eine europäische Kette von Wasserstoff-Hubs geliefert. Die Elektrolyseur-Kapazitäten der Orlen-Gruppe sollen bis 2030 kumuliert etwa ein Gigawatt erreichen, was eine jährliche Produktion von mehr als 130.000 Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs ermögliche.

Foto
Das HySpark-Konsortium aus Industrie und Wissenschaft bekommt Fördermittel von der EU zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sowie von Tankstellen in Polen. © Orlen