(Freiburg / Deutschland) – Das Hochfahren und die Kosten der grünen Wasserstoffwirtschaft stehen in direktem Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien. Dessen Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland – also am Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt – lag im ersten Halbjahr 2025 mit 130 Gigawattstunden (GWh) bei 60,9 Prozent und damit etwas niedriger als im ersten Halbjahr 2024 (65,1 Prozent). Der fossile Anteil betrug nur noch 30,1 Prozent.

Der Anteil erneuerbaren Stroms an der öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland lag im ersten Halbjahr bei 60,9 Prozent, der fossile Anteil betrug 30,1 Prozent. © Fraunhofer ISE/energy-charts.info
Auch bei der Nettostromerzeugung insgesamt inklusiv Stromgewinnung in der Industrie zum Eigenverbrauch lag der Anteil der Erneuerbaren mit 57,1 Prozent (136,7 GWh) deutlich über dem Anteil des Stroms aus Kohle, Gas & Co. mit 42,9 Prozent (102,7 GWh). Dies geht aus der jüngsten Auswertung der Energy Charts durch das Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hervor.
Solarstrom mit Zugewinn
Betrachtet man allein den Anteil von Photovoltaik, wurde im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland so viel Solarstrom erzeugt wie nie zuvor. Der Anteil am nationalen Strommix lag bei 18,8 Prozent. Die PV-Anlagen speisten demnach 40,0 Terawattstunden (TWh) ins Netz, ein Zuwachs von 30 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (30,7 TWh). Die installierte PV-Leistung betrug Ende Juni 2025 rund 107,1 Gigawatt.

Die solare Stromerzeugung in der Europäischen Union stieg im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 um 16 Prozent. © Fraunhofer ISE/energy-charts.info
Auch in vielen anderen europäischen Ländern stieg der Auswertung zufolge die öffentliche Nettostromerzeugung aus Photovoltaik weiter an: In Frankreich speisten Solaranlagen im ersten Halbjahr dieses Jahres 15,1 TWh Strom in das Netz (1. Hj 2024: 11,3 TWh), Belgien kam auf 5,6 TWh (4,1 TWh), Dänemark auf 2,3 TWh (2,0 TWh) und Polen erhöhte seine Einspeisung von Solarstrom auf 10,3 TWh (8,8 TWh).
Windenergie am stärksten
Windenergie war in Deutschland erneut die mit Abstand stärkste Stromquelle mit 60,3 TWh gegenüber 73,4 TWh im ersten Halbjahr 2024. Die installierte Leistung betrug 65,2 Gigawatt onshore und 9,2 Gigawatt offshore. Der Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 31,6 Prozent, rund sechs Prozentpunkte weniger als 2024. „Es gab einfach weniger Wind als letztes Jahr“, sagt Bruno Burger, leitender Wissenschaftler bei den Energy-Charts am Fraunhofer ISE. Die gestiegene Solarstromerzeugung habe dies nur zum Teil ausgleichen können.

Nettostromerzeugung im ersten Halbjahr 2025 aus Kraftwerken zur allgemeinen Stromversorgung. © Fraunhofer ISE/energy-charts.info
Im grenzüberschreitenden Stromhandel wurden im ersten Halbjahr 2025 im Saldo 7,7 TWh mehr importiert als exportiert (1. Hj 2024: 9,2 TWh). Die Stromimporte kamen aus Dänemark, Schweden und Norwegen, Frankreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden. Dies heißt indes nicht, dass es in Deutschland einen Stromengpass gegeben hätte: Durch die günstigen Strompreise vor allem bei Wind- und Wasserkraft in Skandinavien seien Stromimporte schlicht billiger gewesen als Strom aus deutschen Kohle- und Gaskraftwerken. Exportiert wurde Strom nach Österreich, Tschechien, Luxemburg und Polen. Gemeint ist hier jeweils der Netto-Transfer, den grenzüberschreitenden Stromhandel zwischen den Ländern gibt es nahezu stets und ständig.
Die volumengewichteten Börsenstrompreise seien nach einem starken Rückgang 2023 und 2024 wieder leicht gestiegen: von 100,54 Euro pro Megawattstunde (Euro/MWh) im ersten Halbjahr 2023 (Day Ahead-Auktion) über 67,94 Euro/MWh im ersten Halbjahr 2024 nun wieder auf einen Durchschnittspreis von 86,64 Euro/MWh. Die Preise waren insbesondere im Januar und Februar aufgrund der geringen Windstromerzeugung hoch; im Juni 2025 hingegen mit 56,46 Euro/MWh so tief wie zuletzt im Mai 2021.
AKW-Abschaltung kein Strompreistreiber
Seit der Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland im April 2023 kam es im Übrigen – anders als oft kolportiert – seinerzeit nur temporär zu (mutmaßlich spekulativ provozierten) Strompreiserhöhungen. Seither sank der Preis für Neukunden kontinuierlich und bewegte sich seither im Rahmen einer gewöhnlichen Schwankungsbreite. Das Niveau lag mit durchschnittlichen 27 Cent pro Kilowattstunde im Juni 2025 wieder auf dem Niveau vom Sommer 2021, so die Wissenschaftler.
Eine detaillierte Aufbereitung der Daten mit zahlreichen Grafiken gibt es auf der Website von Energy Charts.
Foto oben
Photovoltaikanlagen speisten im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland 40 Terawattstunden ins Netz – so viel wie nie zuvor. Windenergie war in Deutschland erneut die mit Abstand stärkste Stromquelle mit 60,3 Terawattstunden. Dies war aufgrund geringerer Windaktivitäten etwas weniger als im Vergleichszeitraum 2024. © ZSW / Harald Dietz