(Stavanger / Norwegen) – Der norwegische Energiekonzern Equinor ASA lässt sein Versorgungsschiff „Viking Energy“ auf Ammoniakbetrieb umbauen. Einen entsprechenden Vertrag hat das Unternehmen mit dem Eigner und Schiffsausrüster Eidesvik Offshore ASA unterzeichnet. Der finnische Technologiekonzern Wärtsilä Corp. entwickelt und baut den Motor.
Emissionsarme Versorgung der Offshore-Plattformen
Das Schiff soll nach dem Umbau – wie auch jetzt schon – die Offshore-Plattformen von Equinor auf dem norwegischen Kontinentalschelf (NCS) mit Personal und Material beliefern. Der Chartervertrag mit Eidesvik sei bis 2030 verlängert worden und könne ausgeweitet werden.
Das im Jahr 2003 ausgelieferte Fahrzeug war seinerzeit das erste mit Flüssigerdgas (LNG) betriebene Versorgungsschiff der Welt. Durch die Umstellung auf Ammoniakbetrieb würden die Emissionen von Viking Energy um mindestens 70 Prozent sinken. „Die Offshore-Flotte auf dem NCS ist in die Jahre gekommen und muss erneuert werden. Investitionen in neue Technologien sind teuer“, sagt Ørjan Kvelvane, Senior Vice President von Equinor für den Bereich Joint Operations Support. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die mit unseren norwegischen Aktivitäten verbundenen maritimen Emissionen bis 2030 zu halbieren“ – was mutmaßlich nicht zuletzt auch den Ankündigungen der Regierung geschuldet ist, ab 2025 die Anforderungen für emissionsarme Lösungen zu erhöhen und ab 2029 Null-Emissionen für neue Versorgungsschiffe festzulegen. Equinor hat eigenen Angaben zufolge derzeit Verträge für 25 bis 35 Schiffe auf dem NCS und insgesamt etwa 45 Offshore-Schiffe in den Bereichen Versorgung, Ankerumschlag und Notfallbereitschaft.
Ammoniak als Treibstoff
Bereits 2021 hatten gemeinsam 13 europäische Verbundpartner aus Wissenschaft und Industrie – darunter Eidesvik, Equinor und Wärtsilä – im Projekt „ShipFC“ begonnen, Brennstoffzellen für Schiffe auf Basis von Ammoniak zu entwickeln. Werde Ammoniak mittels erneuerbarer Energien erzeugt, sei es als Treibstoff für elektrische Schiffsmotoren ebenso „grün“ wie Wasserstoff, erklärte seinerzeit das ebenfalls am Projekt beteiligte Fraunhofer-Institut für Mikrotechnik und Mikrosysteme IMM. Die Fraunhofer-Forscher waren für den Katalysator zuständig, der dafür sorgt, klimaschädliche Abgase zu eliminieren.
Ammoniak ist laut Fraunhofer IMM ein hochwertiger Energieträger und hat gegenüber Wasserstoff deutliche Vorteile, ist weniger gefährlich und einfacher in der Handhabung: „Wasserstoff muss als Flüssigkeit bei minus 253 Grad Celsius oder komprimiert als Gas bei Drücken um 700 bar gespeichert werden. Ammoniak begnügt sich als Flüssigkeit mit moderaten minus 33 Grad Celsius bei Normaldruck und plus 20 Grad Celsius bei 9 bar.“ Das mache die Lagerung und den Transport dieses Energieträgers „deutlich leichter und unkomplizierter“.
Seinerzeit war noch geplant, die Viking Energy mit der neuen Technologie bis zur zweiten Jahreshälfte 2023 in See stechen zu lassen. Doch ShipFC kam schleppender voran als geplant, musste Projektkoordinator Tore Boge zugeben. Erst im Juni 2024 gab die staatliche Norwegian Maritime Authority ihre Zustimmung für das Ammoniakvorhaben auf der Viking Energy. Nun soll das Schiff im Jahr 2026 emissionsarm in Betrieb genommen werden. „Unsere Arbeit liefert eine solide Basis für andere Initiativen mit Ammoniakantrieben, um die Emissionen von Offshore-Flotten signifikant zu reduzieren“, so Boge.
Das Projekt wird im Rahmen des EU-Programms Horizont Europa mit fünf Millionen Euro gefördert. Der teilstaatliche Konzern Equinor werde „einen erheblichen Beitrag“ zur Finanzierung der Umstellung auf Ammoniakbetrieb leisten, nannte indes keine konkrete Summe.
Tipp: Vom 3.-6. September 2024 sind auf der maritimen Kongressmesse SMM Hamburg auch alle ShipFC-Konsortialpartner vertreten. Die Veranstalter erwarten insgesamt 40.000 Teilnehmer aus 120 Ländern.
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Das Versorgungsschiff „Viking Energy“ soll für Equinor auf Ammoniakantrieb umgerüstet werden. © Equinor / Peter Tubaas