(Essen) – Eon stellt eine bestehende Erdgasleitung der öffentlichen Gasversorgung auf reinen Wasserstoff um. Dies geschehe „deutschlandweit zum ersten Mal“, so das Unternehmen über sein Vorhaben im nordrhein-westfälischen Holzwickede, östlich von Dortmund. Damit verbunden wird ein „H2HoWi“ genanntes Forschungsprojekt: Durch eine wissenschaftliche Begleitung solle unter anderem bestätigt werden, „dass der Wasserstoff auf das Rohrmaterialgefüge und die Dichtigkeit der vorhandenen Infrastruktur keinen Einfluss hat“.

Speicher der Zukunft

Bislang gibt es in Deutschland eine technische Norm, die eine Beimischung von Wasserstoff in das Erdgasnetz auf höchstens zehn Prozent beschränkt. Vereinzelt wurde bereits eine höhere Beimischung erprobt. Mit dem jetzt gestarteten Projekt will die Eon-Tochter Westnetz GmbH prüfen, ob die bestehende Infrastruktur für reinen Wasserstoff genutzt werden kann. „Die Ertüchtigung der bestehenden Gasnetzinfrastruktur für Wasserstoff ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende“, erklärt Eon-Netzvorstand Thomas König. Durch die Umwandlung von Ökostrom in Wasserstoff könne regenerativ erzeugte Energie in Gasnetzen gespeichert werden. Eon habe sich zum Ziel gesetzt, „in den Verteilnetzen grüne Gase zum Erdgas beizumischen und bei Bedarf eine Versorgung mit 100 Prozent Wasserstoff anzubieten“.

Beim Projekt „H2HoWi“ wird eine vorhandene Mitteldruck-Erdgasleitung in Holzwickede zunächst vom Erdgasnetz getrennt und dann an einen Wasserstoffspeicher angeschlossen. Von hier aus erfolgt die Versorgung von vier Gewerbekunden, welche mit dem Wasserstoff Raumwärme erzeugen. Dazu werden vor Ort wasserstofftaugliche Brennwertgeräte der Firma Remeha installiert.

Die Westnetz GmbH baut das Projekt auf und betreut es bis Ende 2023. Start der Bauarbeiten ist im November 2020. Das Investitionsvolumen liegt bei etwa einer Million Euro.

„Wasserstoffnetz parallel zum bestehenden Gasnetz“

Derzeit gibt es bereits einzelne Netze, die von Wasserstofferzeugern betrieben werden, etwa ein Netz im Ruhrgebiet betrieben von Air Liquide und ein Netz in Ostdeutschland betrieben von der Linde AG, heißt es in einer Bestandsaufnahme der Bundesnetzagentur, die im Juli 2020 veröffentlicht wurde.

Die Behörde hält nach derzeitigem Kenntnisstand „eine Beimischung von Wasserstoff ins Gasnetz im großen Stil“ für unwahrscheinlich. Zum einen seien viele Endgeräte „sensibel bezüglich einer Erhöhung der Wasserstoff-Beimischungsquoten“ und es wäre ein hoher Anpassungsbedarf nötig. Zum anderen bestehe bei Verbrauchern auch in Zukunft der Bedarf an reinem Wasserstoff und reinem Erdgas. „Vermutlich wird sich daher eine Wasserstoffnetzstruktur parallel zum bestehenden Gasnetz, zu weiten Teilen auf Basis umgewidmeter und umgerüsteter Erdgasleitungen, entwickeln“, so der Bericht.

Deep Link
https://www.eon.com/de/ueber-uns/presse/press-releases/2020/2020-11-10-unique-project-in-germany.html

Regulierung von Wasserstoffnetzen. Eine Bestandsaufnahme der Bundesnetzagentur (Stand: Juli 2020)
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Energie/Unternehmen_Institutionen/NetzentwicklungUndSmartGrid/Wasserstoff/Wasserstoffpapier.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Foto
Westnetz testet in Holzwickede die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff / © Eon