(Bad Lauchstädt) – Die Initiatoren des „Energieparks Bad Lauchstädt“ haben den Bescheid zur Förderung als „Reallabor der Energiewende“ in Höhe von rund 34 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erhalten. Ein Konsortium will dort in Sachsen-Anhalt die Erzeugung, Speicherung, den Transport und wirtschaftlichen Einsatz von grünem Wasserstoff untersuchen, um Mitteldeutschland zu einer „Wasserstoff-Modellregion“ zu entwickeln, wie es heißt. Das Vorhaben startet noch im Herbst 2021.
Wasserstoff aus Windstrom
Ziel des gemeinsamen Projekts im Saalekreis ist es, die gesamte Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff abzubilden. Dabei wird Strom aus einem neu zu errichtenden Windpark mittels einer Großelektrolyseanlage mit einer Leistung von rund 30 Megawatt (MW) in Wasserstoff umgewandelt. Über eine umzuwidmende 20 Kilometer lange Gasleitung soll der Energieträger die chemische Industrie im nahe gelegenen Leuna versorgen. Zudem starten die Vorarbeiten für die ab 2026 vorgesehene Speicherung des Gases in einer eigens dafür ausgestatteten, knapp 180 Meter hohen Salzkaverne. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich den Angaben zufolge auf rund 140 Millionen Euro. Die Entwicklung und der Aufbau des Energieparks sind in zwei Phasen geplant: Ab Herbst sollen zunächst die Wasserstofferzeugung und der Wasserstofftransport sowie zentrale Komponenten der Wasserstoffspeicherung weiterentwickelt und erprobt werden. In einer zweiten Phase, die nicht Bestandteil des jetzigen Forschungsvorhabens ist, wird ab 2026 angestrebt, die für die Wasserstoffspeicherung vorgesehene Kaverne fertigzustellen und einzubinden. Über weitere ostdeutsche Wasserstoffprojekte könne der Energiepark künftig auch in die entstehende europäische Wasserstoffinfrastruktur eingebunden werden, erklären die Initiatoren.
Das Konsortium
Beteiligt sind die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH, die Uniper SE, der Gasversorger VNG Gasspeicher GmbH (VGS), der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras Gastransport GmbH, das Gastechnologische Institut gGmbH Freiberg (DBI) sowie der Gashändler VNG AG.
Die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH entwickelt seit über 25 Jahren Projekte im Bereich Windkraft und Photovoltaik. Darüber hinaus ist das Unternehmen international als Dienstleister und technischer Berater tätig. Es hat den Angaben zufolge mehr als 300 Projekte mit über 1.500 Windkraftanlagen entwickelt.
Die Uniper SE ist mit rund 12.000 Mitarbeitenden in mehr als 40 Ländern präsent. Mit rund 35 Gigawatt installierter Leistung gehört Uniper zu den größten Stromerzeugern weltweit. Der Düsseldorfer Konzern entstand durch Abspaltung der konventionellen Stromerzeugung aus Kohle und Gas sowie des globalen Energiehandels aus der Eon SE. Hauptaktionär ist der Energieversorger Fortum Oy, an dem wiederum der finnische Staat mehrheitlich beteiligt ist.
VGS ist der drittgrößte Speicherbetreiber in Deutschland und eine Tochtergesellschaft der VNG AG mit Sitz in Leipzig. Kerngeschäft ist der Betrieb von Speicheranlagen und die Vermarktung von Speicherkapazitäten. Daneben fungiert VGS als technischer Betriebsführer für Speicheranlagen Dritter und erbringt in den Bereichen Anlagenbau und Messtechnik ingenieurtechnische Dienstleistungen.
Ontras ist ein überregionaler Fernleitungsnetzbetreiber im europäischen Gastransportsystem und hat seinen Sitz ebenfalls in Leipzig. Das Unternehmen betreibt Deutschlands zweitlängstes Ferngasnetz mit über 7.500 Kilometern Länge und rund 450 Netzkopplungspunkten. 22 Biogasanlagen und zwei Power-to-Gas-Anlagen speisen Biomethan, synthetisches Methan und Wasserstoff ins Ontras-Netz ein.
DBI ist eine Einrichtung des DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. und erforscht die gesamte Versorgungskette gasförmiger Energieträger. Seit 2005 werden auch Projekte zur Integration von grünem Wasserstoff bearbeitet.
VNG ist ein europaweit aktiver Unternehmensverbund mit über 20 Gesellschaften aus dem Bereichen Gas und Infrastruktur. Der Konzern, Teil der EnBW AG, hat seinen Hauptsitz auch in Leipzig und konzentriert sich entlang der Gaswertschöpfungskette auf die vier Geschäftsbereiche Handel und Vertrieb, Transport, Speicher und Biogas.
Im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms hatte das BMWi den Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende“ ins Leben gerufen und für den Zeitraum 2019 bis 2022 Fördermittel in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr ausgeschrieben. Damit sollen Innovationen in der Praxis vorangetrieben werden.
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Offizielle Übergabe des Fördermittelbescheids. V.l.n.r.: Axel Wietfeld, Uniper; Uwe Ringel, Ontras; Cornelia Müller-Pagel, VNG AG; Hartmut Krause, DBI; Andreas Feicht, BMWi; Falk Zeuner, Terrawatt; Reiner Haseloff, Ministerpräsident Sachsen-Anhalt; Bernd Protze, VNG Gasspeicher © Energiepark Bad Lauchstädt
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Schematische Darstellung der Nutzungsmöglichkeiten © VNG AG