(Duisburg / Deutschland) – Im Duisburger Hafen haben die Tests für das Projekt „Enerport II“ begonnen: Es soll zeigen, dass der Duisburg Gateway Terminal (DGT) mithilfe von Sonnenenergie und Wasserstoff klimaneutral zu betreiben ist und gleichzeitig benachbarte Quartiere mit Energie versorgen kann. Die Anlagen müssen im größten Container-Hub im europäischen Hinterland die Kräne und Terminals mit Strom sowie Lager- und Bürogebäude im Winter zudem mit Wärme versorgen.

Die Duisburger Hafen AG (Duisport) betreibt den größten Binnenhafen der Welt. Pro Jahr werden hier über 20.000 Schiffe und 25.000 Züge abgefertigt, mehr als 100 Millionen Tonnen Güter und rund vier Millionen Container (TEU) umgeschlagen. Es gibt 21 Hafenbecken, zehn Containerterminals und rund 200 Kilometer eigene Gleise. © Duisport / Hans Blossey

Das Terminal auf der ehemaligen Kohleinsel hat einen anfänglichen Strombedarf von 3.500 Megawattstunden pro Jahr (MWh/a). Zu versorgen sind im Endausbau sechs Krananlagen, vier Landstromsäulen für Schiffe, Pkw-Ladesäulen, Gebäude, Beleuchtung und Kleinverbraucher. Der Wärmebedarf wird auf 77 MWh/a beziffert. Die erforderliche Energie liefern Photovoltaik, Brennstoffzellensysteme sowie Blockheizkraftwerke, kombiniert mit Batteriespeichern und einem Microgrid zur intelligenten Steuerung aller Erzeuger und Verbraucher.

Krananlagen, Fahrzeuge und auch Schiffe werden künftig mit klimafreundlichem Strom versorgt. © Duisport / Marco Stepniak

Installiert wurde ein Solarkraftwerk mit einer Leistung von 1,3 Megawatt (MW) und einen Jahresertrag von 1.123 MWh auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern. Der Batteriespeicher der Rolls-Royce-Tochter MTU mit 1,5 MW installierter Leistung hat eine Kapazität von 1,6 MWh. MTU lieferte auch die beiden PEM-Brennstoffzellensysteme mit einer Leistung von je 600 Kilowatt. Zwei mit Wasserstoff betriebene Blockheizkraftwerke auf Basis von MTUs 12-Zylinder-Gasmotoren der Baureihe 4000 (12V4000) leisten je 931 kW elektrisch und 748 kW thermisch.

MTU lieferte zwei containerisierte PEM-Brennstoffzellensysteme mit einer Leistung von je 600 Kilowatt. © Duisport / Marco Stepniak

Der jetzt in Betrieb genommene erste Bauabschnitt umfasst 150.000 Quadratmeter. Im Endausbau werden daraus 235.000 Quadratmeter mit Liegeplätzen für sechs Binnenschiffe. Die derzeit sechs Ganzzuggleise unter Kränen werden auf zwölf ausgebaut, die drei Portal-Krananlagen auf mindestens sechs erweitert. Die Gesamtumschlagskapazität werde um rund 850 Container (TEU, Twenty-foot Equivalent Unit) erhöht. Ein TEU entspricht einem 20-Fuß-Standardcontainer.

Am Projekt beteiligt (v.l.): Markus Bangen (Duisport-CEO), Viktor Haase (Staatssekretär im Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen), Manfred Renner (Leiter des Fraunhofer Instituts UMSICHT), Michael Stipa (Rolls-Royce Power System), Armin Fürderer (Rolls-Royce Power Systems), Alexander Garbar (Leiter Unternehmensentwicklung bei Duisport). © Duisport / Marco Stepniak

„Die erste Wasserstofflieferung erfolgte im Mai, seither wurden alle Komponenten erfolgreich getestet“, sagt Alexander Garbar, Leiter Unternehmensentwicklung bei Duisport. Der Netzanschluss für Photovoltaik und Batteriespeicher sei freigegeben. Somit könnten auch Schiffe im Hafen über die Landstromanlagen emissionsfrei mit Energie versorgt werden. „Das, was wir ab sofort hier auf dem größten Container-Hub im europäischen Hinterland tun, ist innovativ und konsequent“, sagt Duisport-CEO Markus Bangen. „Es kann zur Blaupause für andere nachhaltige Terminalprojekt werden, ist also ein Leuchtturmprojekt, das weit über Duisburg hinaus Wirkung zeigen wird.“

An dem Forschungsprojekt sind neben dem Hafenbetreiber das Oberhausener Institut Fraunhofer UMSICHT beteiligt, die Westenergie Netzservice GmbH, die Rolls-Royce Power Systems AG, die Netze Duisburg GmbH sowie die Stadtwerke Duisburg AG.

Energiewende in Häfen

Von den Ergebnissen profitieren auch andere der rund 170 Binnenhäfen in Deutschland. So gab es beim Fraunhofer UMSICHT bereits einen Workshop mit Teilnehmern aus dem e4ports-Netzwerk zum Thema „Erneuerbare Energien und neue Energiesysteme in Häfen“. Dabei seien unter anderem rechtliche Rahmenbedingungen, Genehmigungsprozesse und Betreibermodelle diskutiert worden, außerdem wurden „Hemmnisse und Lösungsansätze zur Verbesserung der komplexen Prozesse für die Energiewende in Häfen“ thematisiert, so UMSICHT-Wissenschaftler Björn Hunstock.

Das Projekt „Enerport II – Optimierter Energieeinsatz im Hafen-Microgrid am DGT“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 11,6 Millionen Euro gefördert und vom Projektträger Jülich betreut.

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Die Duisburger Hafen AG hat auf der ehemaligen Kohleinsel im größten Container-Hub im europäischen Hinterland die Tests für das Projekt „Enerport II“ begonnen. Das Duisburg Gateway Terminal (DGT) soll künftig mithilfe von Sonnenenergie und Wasserstoff klimaneutral betrieben werden. © Duisburger Hafen AG