(Kiel / Deutschland) – Das Institut für Maritime Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat den Betrieb der Außenstelle Kiel aufgenommen. Standort ist das Gelände der Werft German Naval Yards.

Das DLR eröffnet in Kiel Außenstelle des Instituts für Maritime Energiesysteme (v.l.): Johannes Hartwig (schleswig-holsteinisches Wirtschaftsministerium) Meike Jipp (Bereichsvorständin für Energie und Verkehr des DLR), Anke Kaysser-Pyzalla, (Vorstandsvorsitzende des DLR), Dieter Janecek (Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus), Guido Wendt (Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Forschungsministerium), Sören Ehlers (Direktor des DLR-Instituts für Maritime Energiesysteme). © DLR

„Wir haben ein umfassendes Verständnis des maritimen Gesamtsystems und kennen die Wechselwirkungen der einzelnen Systeme“, sagt Sören Ehlers, Direktor des DLR-Instituts, anlässlich der Einweihung. Damit spiele man „eine international führende Rolle in der Erforschung, Entwicklung und Integration emissionsreduzierender Technologien für Schiffe“. Die Wissenschaftler erforschen in Kiel künftig die notwendigen Energiespeicher und alternative Treibstoffe sowie deren Transport über Seewege. Geplant ist eine Außenversuchsanlage, um die Lagerung und Bunkerung neuer Treibstoffe im Hafen zu entwickeln und zu erproben.

Tests für Brennstoffzellen für maritimen Einsatz

Überdies würden Brennstoffzellen unter anderem auf deren Verwendung unter maritimen Lastprofilen getestet. Durch die digitale Abbildung der Motoren und elektrischen Bauteile könnten die Belastungen im Labor untersucht werden, als wären die Komponenten auf See. „Damit sind wir in der Lage neben der Entwicklung der Komponenten auch zu deren Zertifizierung beizutragen“, so Ehlers.

Modell des geplanten Forschungsschiffes für emissionsarme Antriebe: Es soll dereinst in unmittelbarer Nähe der DLR-Außenstelle in Kiel anlegen. Die vorab im Labor geprüften Komponenten können so in einer realen Umgebung getestet werden. © DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Das DLR ist eigenen Angaben zufolge im Prozess der Beschaffung eines modular aufgebauten Forschungsschiffes, auf dem es möglich sei, verschiedene alternative Antriebe zu erproben und weiterzuentwickeln. Dieser „schwimmende Demonstrator“ solle „die Entwicklung von Systemen und Komponenten für die Binnen- und Seeschifffahrt so weit voranbringen, dass sie in naher Zukunft weltweit eingesetzt werden“ könnten.

Ein „digitaler Zwilling“ des Schiffs ermögliche Simulationen zu Nutzungsbedingungen bei extremen Kräften und Tests in Grenzbereichen. Dies sei sicher und reduziere die Anzahl notwendiger realer Versuche. Außerdem werde die Skalierung der Systeme auf große Containerschiffe sowie kleinere Binnenschiffe und andere Schiffstypen möglich.

Impulse für Forschung

Mit der neuen Außenstelle würden „wichtige Impulse für Wissenschaft und Wirtschaft in Schleswig-Holstein und auch darüber hinaus gesetzt“, sagt Guido Wendt, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Forschungsministerium. Passend zum bereits bestehenden Institut in Geesthacht errichte die DLR in Kiel die notwendige Testinfrastruktur zur Erprobung der emissionsfreien Schifffahrt. „Die Emissionsreduzierung dieses Verkehrsbereichs ist eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen“, sagt Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. Zurzeit arbeiteten 90 Mitarbeiter an den Instituten in Kiel und Geesthacht. Langfristig sei eine Institutsgröße von 250 Mitarbeitern angestrebt.

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Mithilfe von digitalen Zwillingen werden neuartige holistische Analysen der maritimen Energiesysteme ermöglicht. Dabei wird unter anderem das Betriebsverhalten eines Schiffes erfasst und kontinuierlich mit Simulationen abgeglichen. © DLR (CC BY-NC-ND 3.0)