(Karlsruhe / Deutschland) – Deutschland gehört im internationalen Vergleich zu den führenden Standorten für Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI. Die Ergebnisse geben umfassende Einblicke in technologische Trends, Förderaktivitäten, Publikations- und Patentaufkommen sowie die globale Marktentwicklung.

Bis Juli 2025 wurden 731 Brennstoffzellenprojekte von der EU gefördert. Hochtemperatur-Brennstoffzellen haben den größten Anteil, gefolgt von der Polymerelektrolyt-Technologie. 257 Projekte ließen sich keiner spezifischen Kategorie zuordnen. Es handele sich laut ISI häufig um groß angelegte Vorhaben, die meist Teil einer übergeordneten Wertschöpfungskette seien; etwa in „Hydrogen Valleys“ mit Pilotregionen, die eine vollständig auf Wasserstoff basierte Infrastruktur erproben. © Fraunhofer ISI / Screenshot aus dem Monitoringbericht

Dafür wurden den Angaben zufolge Datensätze aus deutschen und europäischen Förderportalen, internationalen Patentdatenbanken und bibliografischen Datenbanken strukturiert, klassifiziert und differenziert nach drei Technologiekategorien ausgewertet: Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen, die häufig bei mobilen Anwendungen eingesetzt werden, Hochtemperatur-Brennstoffzellen für stationäre Energieversorgung und Kraft-Wärme-Kopplung sowie alternative Brennstoffzellen, darunter alkalische und Direktalkohol-Varianten. Die Untersuchung zeige, so die Autoren, dass es in Deutschland und Europa seit Jahrzehnten eine kontinuierliche Förderung der Erforschung und Entwicklung von Brennstoffzellen gebe. Zwischen 1969 und 2024 seien hierzulande knapp 800 einschlägige Projekte mit einem Fördervolumen in Milliardenhöhe unterstützt worden; etwa 730 Projekte bis Mitte 2025 auch mit EU-Mitteln.

Förderung für Brennstoffzellenforschung steigt

Ab dem Jahr 2000 habe es in Deutschland mit zeitweise über 180 Millionen Euro pro Jahr eine deutliche Zunahme staatlicher Investitionen gegeben. Auf europäischer Ebene stiegen die jährlichen Fördersummen von fünf Millionen auf nahezu 200 Millionen Euro im Jahr 2024. Deutschland, Frankreich und Italien zählen dabei zu den führenden Empfängerländern.

Bosch, Siemens und das Forschungszentrum Jülich zählen weltweit zu den aktivsten Patentanmeldern. Foto: Serienfertigung des Brennstoffzellen-Antriebssystems im Bosch-Werk Stuttgart-Feuerbach. © Robert Bosch GmbH

„Die Förderpolitik der letzten Dekaden hat entscheidend dazu beigetragen, dass Deutschland heute zu den führenden Innovationsstandorten im Bereich der Brennstoffzellen zählt“, sagt Projektleiter Henning Döscher: „Sowohl Grundlagenforschung als auch industrielle Anwendungsentwicklung werden gezielt gefördert“ – womit sich „starke Netzwerke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft herausgebildet haben“.

Während China und die USA weltweit die höchsten Publikationszahlen verzeichneten, liege Deutschland hier auf Rang 5. Bei den Patentanmeldungen belege Deutschland Rang 3 hinter Japan und den USA. Für die Studie wurden mehr als 150.000 wissenschaftliche Publikationen und 32.000 transnationale Patente zu Brennstoffzellen ausgewertet.

Viele Patente deutscher Unternehmen

Besonders stark seien deutsche Akteure im Bereich der Polymerelektrolyt- und Hochtemperatur-Brennstoffzellen. Zu den aktivsten Patentanmeldern zählten neben internationalen Konzernen wie Toyota und Panasonic auch deutsche Unternehmen wie Bosch, Siemens und das Forschungszentrum Jülich.

Das Monitoring umfasst darüber hinaus eine Meta-Studie, in der 45 internationale Marktstudien ausgewertet wurden und auf einen hohen Unsicherheitsfaktor bei den Prognosen für den globalen Brennstoffzellenmarkt hindeuten: „Für 2030 reichen die Umsatzschätzungen von 2 bis 117 Milliarden Dollar“, so die Autoren.

Trotz dieser großen Bandbreite zeichneten sich klare Trends ab: In der Meta-Studie dominieren Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen mit über 60 Prozent Marktanteil, Hochtemperatur-Brennstoffzellen erreichen rund 35 Prozent. Der Brennstoffzellenmarkt befinde sich in einer frühen Entwicklungsphase, sagt Sven Altvater, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer ISI und Mitautor der Studie: „Öffentliche Fördermaßnahmen, industriepolitische Strategien und technologische Durchbrüche werden in den nächsten Jahren entscheidend bestimmen, wie schnell der Markt reifen und sich etablieren wird.“

Die Ergebnisse von „H2GO – Nationaler Aktionsplan Brennstoffzellen-Produktion – Ergebnisse 2025“ findet man auf der Website des Fraunhofer ISI.

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Vollautomatische Assemblierung von Einzelkomponenten von Hochtemperaturelektrolyseuren und Hochtemperatur-Brennstoffzellen: Thyssenkrupp Nucera und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS arbeiteten gemeinsam daran, die Hochtemperaturelektrolyse (SOEC) zur Marktreife voranzutreiben. © Fraunhofer IKTS