(Kopenhagen / Dänemark) – Dänemark will eine leitungsgebundene Infrastruktur für Wasserstoff aufbauen. Die beiden dänischen staatlichen Netzbetreiber Energinet (Übertragungsnetz) und Evida (Verteilnetz) sollen demnach ein „Grundgerüst“ nebst Pipelines entwickeln und betreiben. Auch private Akteure könnten – mit Einschränkungen – Wasserstoffleitungen besitzen. Im Rahmen einer entsprechenden Vereinbarung zwischen der Regierung und den Netzbetreibern wird jetzt ein Ausbauplan entworfen.
„Wir haben starke Ambitionen bei Offshore-Windenergie, die große Mengen an grünem Strom liefern kann“, sagte Lars Aagaard, Minister für Klima, Energie und Versorgung am gestrigen Dienstag. Der Strom lasse sich zur Herstellung von Wasserstoff und grünen Kraftstoffen nutzen, „die fossile Brennstoffe in Dänemark ersetzen und auch an die deutsche Industrie exportiert werden können“.
Die beiden Unternehmen nutzten „ihr Wissen, ihre Kompetenzen und ihre Erfahrungen aus dem Betrieb und dem Besitz des bestehenden Strom- und Gasnetzes, um den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur mit dem notwendigen Ausbau des Stromnetzes für PtX-Anlagen zu synchronisieren“, so der Minister anlässlich der Bekanntgabe der getroffenen Vereinbarung.
Aufgabe des Fernleitungsnetzbetreibers sei es auch, „den Wasserstoffsektor in Bezug auf Verbrauch, Erzeugung, Transport, Speicherung und Export sowie in Wechselwirkung mit den anderen Energiemärkten zu koordinieren“. Energinet obliege daher die Abstimmung des Wasserstoffsystems mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Dänemarks. Überdies untersucht derzeit das zur Energinet-Gruppe gehörende Unternehmen Gas Storage Denmark, ob eine der Kavernen in Lille Torup, die für die Erdgasspeicherung genutzt wird, in einen unterirdischen Wasserstoffspeicher umgewandelt werden kann.
Noch in diesem Jahr werde die Regierung einen Vorschlag zur Finanzierung der Infrastruktur vorlegen. Bislang wurden, wie berichtet, 1,25 Milliarden Kronen (170 Millionen Euro) bereitgestellt, um die dänische Produktion von grünem Wasserstoff in Gang zu bringen.
„Wasserstoff nicht nur exportieren“
Die Bündnispartner der dänischen Regierung unter der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und andere Parteien im Parlament begrüßten in Stellungnahmen das Vorhaben. „Es ist wichtig, dass die Wasserstoffinfrastruktur im Besitz des Staates ist und von ihm betrieben wird, da es sich um eine neue wichtige Infrastruktur in einem zukünftigen Energiesystem mit mehreren Energieformen handelt“, sagte beispielsweise Søren Egge Rasmussen, Sprecher für Energie und Versorgung der Partei Enhedslisten. Er hoffe, dass der Ausbau so erfolge, „dass wir Wasserstoff auch in Dänemark für den Verkehr und bei der Umstellung der Industrie nutzen, damit es nicht dazu kommt, dass der staatlich subventionierte Wasserstoff nur exportiert wird“.
Auch in der Industrie sieht man die Entwicklung positiv. Der Einigung müssten jedoch „noch weitere Details zu den Anschlusspunkten und Tarifen der Pipelines sowie die erforderliche Abstimmung mit den Entwicklern von Wasserstoff und erneuerbaren Energien folgen“, fordert Jacob Krogsgaard, CEO und Gründer des dänischen Wasserstoff-Infrastrukturunternehmens Everfuel AS.
Aufbau von deutsch-dänischer Infrastruktur
Erst im März hatten sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Energieminister Lars Aagard in Kopenhagen getroffen. Dabei wurde eine enge Zusammenarbeit beim Aufbau einer deutsch-dänischen Wasserstoffinfrastruktur sowie ein gemeinsamer Arbeitsplan für deren Hochlauf vereinbart. Ziel sei es unter anderem, „den Ausbau der Übertragungsinfrastruktur für grünen Wasserstoff zwischen West-Dänemark und Norddeutschland ab dem Jahr 2028 voranzutreiben“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Dies ermögliche „eine groß angelegte“ Übertragung für grünen Wasserstoff zwischen Dänemark und Deutschland.
Die Vereinbarung zwischen der dänischen Regierung und den staatlichen Netzbetreibern gibt es im Wortlaut kostenfrei als PDF (auf Dänisch).
Foto
Die beiden dänischen Netzbetreiber Energinet und Evida sollen sich um den Aufbau einer leitungsgebundenen Wasserstoffinfrastruktur im Land kümmern. © Energinet