In Niedersachsen wird die weltweit erste Wasserstofftankstelle für Passagierzüge gebaut. Eine achtzehnmonatige Testphase für die ersten beiden Züge sei Ende Februar abgeschlossen worden, so der Schienenfahrzeugbauer Alstom. Das Gase- und Engineering-Unternehmen Linde wird die Wasserstofftankstelle in der Nähe des Bahnhofs Bremervörde im Auftrag der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) errichten und betreiben. Weitere Projektpartner sind das Land Niedersachsen und die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB). Die Fertigstellung ist für Mitte 2021 prognostiziert, die Tankstelle werde dann laut Astom die bisherige mobile Betankungslösung ersetzen. Mit einer Kapazität von rund 1.600 Kilogramm pro Tag handele es sich „um eine der größten Wasserstofftankstellen der Welt.“ Ab Anfang 2022 würden dort dann 14 von Alstom gelieferte Regionalzüge täglich und bei Bedarf rund um die Uhr betankt, erklärte das Unternehmen. Bei einer Reichweite von 1.000 Kilometern könnten die Triebzüge mit nur einer Tankfüllung den ganzen Tag lang im EVB-Netz fahren. Erweiterungsflächen an der Tankstelle ermöglichten eine spätere Wasserstofferzeugung vor Ort mittels Elektrolyse und regenerativ erzeugtem Strom.
Ein Kilogramm Wasserstoff ersetze ungefähr 4,5 Liter Dieselkraftstoff, sagte Mathias Kranz, bei Linde verantwortlich für das Onsite- und Bulkgeschäft in Deutschland. Somit werde die Einführung von Wasserstoff als Kraftstoff für Züge „die Umwelt spürbar entlasten“. Die Tankstelle werde zur „Grundlage für den Serienbetrieb unserer Wasserstoffzüge im Weser-Elbe-Netz“, erklärte Jörg Nikutta, Geschäftsführer Deutschland und Österreich der Alstom Transport Deutschland GmbH. Der von Astom gebaute Coradia iLint ist weltweit der erste Personenzug, der mit einer Wasserstoffbrennstoffzelle betrieben wird.
Das Projekt wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
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Ende Juli erfolgte der symbolische erste Spatenstich mit Vertretern des Landes und der beteiligten Unternehmen (v.l.n.r.): Mathias Kranz (Linde), Jörg Nikutta (Alstom), Thomas Nawrocki (LNVG), Carmen Schwabl (LNVG), Holger Buse (EVB), Joachim Heider (Linde)BU / © Alstom