(Kwinana / Australien) – BP hat in seinem „Kwinana Energy Hub“ (H2Kwinana) im australischen Bundesstaat Western Australia mit der FEED-Phase (Front-End Engineering and Design) begonnen. Der Konzern will dort erneuerbaren Wasserstoff produzieren. Die Regierung unterstützt das Vorhaben mit 70 Millionen australischen Dollar (42 Millionen Euro).

Die Kwinana-Raffinerie stellt seit 65 Jahren Treibstoffe her. An dem Standort sollen nun Elektrolyseure mit einer Kapazität von vorerst 100 Megawatt aufgebaut werden. Optional ist eine Erweiterung auf 1,5 Gigawatt möglich. Zudem werden Wasserstoffspeicher und Kompressionsanlagen installiert sowie das bestehenden Wasserstoffpipelinesystems von BP erweitert. Sobald die Anlage in Betrieb ist – derzeitiges Ziel ist Mitte 2027 – soll K2Kwinana jährlich mehr als 14.000 Tonnen grünen Wasserstoff für industrielle Zwecke und den Schwerlastverkehr produzieren.

Wichtiger Meilenstein für BP

Die Aufnahme der FEED-Phase sei „ein wichtiger Meilenstein für dieses Projekt“, sagt Frédéric Baudry, Präsident von BP Australia. Es habe „das Potenzial, die geplante Bioraffinerie von BP, in der Wasserstoff aus Erdgas und Biogas hergestellt wird, sowie andere Industrieanlagen im Industriegebiet von Kwinana, in denen Wasserstoff ebenfalls aus Erdgas hergestellt wird, zu dekarbonisieren“.

Kwinana: BP will seinen Standort um eine Wasserstoffproduktion ergänzen. © BP Australia

In einer 2021 durchgeführten Machbarkeitsstudie kam BP zu dem Ergebnis, dass die Produktion von grünem Wasserstoff und grünem Ammoniak mit erneuerbaren Energien in Australien in großem Maßstab technisch machbar sei. Insbesondere der Bundesstaat Western Australia „mit seinen enormen potenziellen Solar- und Windressourcen, der bestehenden Infrastruktur und der Nähe zu langfristig aufgestellten Märkten“ sei ideal für die Entwicklung großer Anlagen für erneuerbare Energien, hieß es seinerzeit.

Erst vor wenigen Monaten hatte, wie berichtet, der niederländische Anlagenbauer Technip Energies N.V. von BP einen Auftrag für einen Elektrolyseur in der Bioraffinerie Kwinana erhalten. Die Anlage soll die Herstellung von nachhaltigem Flugbenzin (SAF) und Biodiesel aus biologischen Rohstoffen unterstützen. Kwinana Renewable Fuels ist eines von fünf Projekten zur Herstellung von Biokraftstoffen, die BP weltweit plant.

Szenarien für die Entwicklung von Kwinana

Nach Angaben der staatlichen Organisation CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) ist das Industriegebiet Kwinana der größte Industriekomplex in Western Australia und umfasst Mineralienverarbeitung (Tonerde, Nickel), Chemiewerke, Zementwerke, Kraftwerke, eine Reihe von Zulieferbetrieben (Baugewerbe, Fertigung, Maschinenbau) und fünf große Schüttgutanleger entlang der Küstenlinie.

Die Projektträger haben die Konzeptphase zur weiteren Entwicklung des Standortes abgeschlossen und im August 2023 einen „H2Kwinana Public Knowledge Sharing“-Bericht veröffentlicht. Dabei wurden drei Szenarien untersucht: Produktionskapazitäten von 44 Tonnen Wasserstoff pro Tag, 143 Tonnen pro Tag sowie 429 Tonnen pro Tag. Die Spanne der Elektrolyseur-Kapazitäten für die Szenarien reichen von 101 bis 111 Megawatt über 380 bis 418 Megawatt bis hin zu 1.133 Megawatt. Die Stromversorgung erfolgt in jedem Fall auf Basis erneuerbarer Energien. Die Investitionskosten werden mit 334 bis 399 Millionen Dollar für das Szenario 1 veranschlagt, mit 1.253 bis 1.498 Millionen Dollar für Szenario 2 sowie 2.434 bis 2.922 Millionen für Szenario 3.

Chris Bowen, Minister für Klimawandel und Energie, geht davon aus, dass die australische Wasserstoffindustrie bis 2050 ein zusätzliches Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 50 Milliarden Dollar erwirtschaften und Zehntausende von Arbeitsplätzen in der Region schaffen wird.

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Nach 65 Jahren ist Schluss: Ölraffinerie Kwinana, Western Australia, 37 Kilometer südlich der Hauptstadt Perth. © BP Australia