(Washington / USA) – US-Präsident Jo Biden hat am gestrigen Montagnachmittag (Ortszeit) das Infrastrukturgesetz unterzeichnet („Infrastructure Investment and Jobs Act“, IIJA). Dies ermöglicht Investitionen in Verkehrs-, Umwelt- und Energieprojekte in bislang beispielsloser Höhe. Der Entwurf des Gesetzes führte zu Machtkämpfen zwischen Demokraten und Republikanern. Es passierte im August den Senat. Der Kongress stimmte vergangenen Freitag zu. Mit der Unterschrift des Präsidenten stehen im Laufe der nächsten fünf Jahre nunmehr Mittel in Höhe von 1,2 Billionen Dollar (1,02 Billionen Euro) zur Verfügung.
Mit den Geldern soll die veraltete und teils marode Infrastruktur des Landes in allen Bereichen modernisiert werden. Dies umfasst unter anderen Elektrizität und Internet, Straßen und Brücken, den Transportsektor (Busse, Bahnen, Häfen), den Aufbau von Ladestation für Elektroautos, aber auch etwa den aus gesundheitlichen Gründen erforderlichen Austausch von Bleirohren in der Trinkwasserversorgung sowie die Beseitigung von Umweltschäden und -verschmutzungen in benachteiligten Gemeinden.
Wasserstoff als saubere Energiequelle fördern
Ein Abschnitt des Gesetzes betont die Notwendigkeit, die Forschung, Entwicklung und den Einsatz von Wasserstoff aus sauberen Energiequellen zu beschleunigen. Demnach wird das Wasserstoff-Forschungs- und Entwicklungsprogramm des US-Energieministeriums (Department of Energy, DOE) erweitert. Es soll bereichsübergreifend die Anwendung von sauberem Wasserstoff vorantreiben. Im Rahmen eines zusätzlichen Programms wird das DOE „mindestens vier regionale Zentren zur Herstellung, Verarbeitung, Lieferung, Speicherung und Endanwendung von sauberem Wasserstoff schaffen. Dafür stehen im Zeitraum von 2022 bis 2026 Fördermittel in Höhe von acht Milliarden Dollar (6,8 Milliarden Euro) zur Verfügung. Außerdem ist geplant, eine nationale Strategie und einen Fahrplan zur Förderung einer sauberen Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln. Für ein Programm zum Aufbau einer Versorgungskette im Inland gibt es 500 Millionen Dollar (437 Millionen Euro). Zur Senkung der Produktionskosten von sauberem Wasserstoff und für die Kommerzialisierung von Elektrolyseuren sieht das Gesetz nochmals eine Milliarde Dollar (0,87 Milliarden Euro) vor. Die nationalen US-Forschungseinrichtungen National Energy Technology Laboratory, das National Renewable Energy Laboratory und Idaho National werden maßgeblich daran beteiligt, neue regionale und saubere Wasserstoff-Drehkreuz einzurichten und Programme zur Herstellung sauberen Wasserstoffs zu initiieren und zu begleiten.
„Sauber“ ist nicht zwangsläufig „Grün“
Allerdings ist in diesem Gesetz „sauberer“ Wasserstoff nicht gleichzusetzen mit dessen Erzeugung aus regenerativen Quellen. Er könne vielmehr mittels einer Reihe von heimischen Resourcen hergestellt werden, heißt dort. So gebe es eine Bandbreite von „kohlenstoffarm“ bis „kohlenstofffrei“. Dazu gehören erneuerbare Energien, aber nach US-Auffassung auch Strom aus fossilen Brennstoffen mit Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff (Carbon Capture Use and Storage, CCUS), außerdem explizit Kernkraft.
Der US-Energieminister werde „in Absprache mit externen Interessenvertretern“ sowie den Umweltschutzbehörden einen Standard für „die Kohlenstoffintensität der Produktion von sauberem Wasserstoff“ entwickeln. Der Maßstab liegt anfänglich bei einem Ausstoß von maximal zwei Kilogramm Kohlendioxid pro Kilogramm Wasserstoff (kg-CO2/kg-H2). Nach fünf Jahren soll die technologische sowie wirtschaftliche Machbarkeit überprüft und angepasst werden.
Deep Link
Das „Infrastructure Investment and Jobs Act“ umfasst 1.039 Seiten. Die Vorhaben zum Energieträger „Wasserstoff“ finden sich ab Seite 577 (Title III – Fuels and Technology Infrastructure Investments; Subtitle B – Hydrogen Research and Development). Download unter https://www.congress.gov/bill/117th-congress/house-bill/3684/text (klicken auf „Text“)
Zusammenfassung
Die Zusammenfassung des Gesetzes umfasst 129 Seiten. Die Abschnitte zum Thema Wasserstoff sind auf Seite 74 zu finden. Download unter
https://www.cantwell.senate.gov/imo/media/doc/Infrastructure%20Investment%20and%20Jobs%20Act%20-%20Section%20by%20Section%20Summary.pdf
Foto
US-Präsident Biden hat am 15. November das neue Infrastrukturgesetz unterzeichnet. © whitehouse.gov