(Walvis Bay / Namibia) – Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) kooperiert mit Namibia bei der Erforschung einer Wasserstoffproduktionsanlage sowie einer Tankstelle. Ziel ist es, gemeinsam wissenschaftliche Erkenntnisse für das Upscaling von grünen Wasserstofftechnologien zu gewinnen und ein hohes Sicherheitsniveau für die Wasserstoffwirtschaft in beiden Ländern zu gewährleisten, so die Behörde.
Die Forschungen erfolgen einige Kilometer außerhalb von Walvis Bay an der Westküste des Landes. Der dort geplante Elektrolyseur mit einer Kapazität von fünf Megawatt soll innerhalb der nächsten zehn Monate fertiggestellt werden und dann 200 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Der Energieträger wird für verschiedene lokale Anwendungen verwendet, unter anderem in Namibias Hafen-, Bergbau- und Transportsektor, aber auch im Straßen- und Schienenverkehr.
Versuchsfeld für Wasserstoffproduktion
Die Pilotanlage diene nicht nur der Deckung des lokalen Energiebedarfs, sondern sei auch „ein wichtiges Testfeld für die Wasserstoffproduktion und -handhabung sowie für die damit verbundenen Komponenten und die Infrastruktur“, heißt es in einer BAM-Mitteilung: „Es handelt sich um die erste Anlage dieser Art in Namibia, die das Land zusammen mit anderen Projekten an die weltweite Spitze in diesem Bereich stellt.“
Das Vorhaben sei auch ein Beweis für das Engagement von Cleanergy Solutions Namibia, einem Joint Venture des namibischen Unternehmens Ohlthaver & List Group, das den notwendigen Solarstrom zur Verfügung stellt, und dem belgischen Cleantech-Unternehmen CMB.TECH für nachhaltige Energielösungen. Weitere Unterstützung gibt es vom Namibia Green Hydrogen Institute (NGHRI) an der University of Namibia (UNam).
Wissenschaftlicher Austausch
Der wissenschaftliche Austausch wird durch eine Gruppe von Doktoranden aus Namibia gesichert. Diese forschen in den nächsten drei Jahren zum Thema Materialverträglichkeit – großteils im Kompetenzzentrum „H2Safety@BAM“. Zudem werden sie wissenschaftliches und technisches Personal im Land ausbilden.
„Durch unser gemeinsames Forschungsprogramm werden wir innovative Werkstoffe für geschweißte Transportleitungen, Rohrleitungssysteme und Speichertanks identifizieren und so dazu beitragen, die Sicherheit und Nachhaltigkeit grüner Wasserstofftechnologien zu verbessern“, so Thomas Böllinghaus, Leiter der BAM-Abteilung Komponentensicherheit. Der Schwerpunkt liege auf Sicherheit, Nachhaltigkeit, Kapazitätsaufbau und wirtschaftlichem Wandel.
Das Projekt wird mit einer Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das BMBF stellt zudem einen Förderbeitrag von mehr als zehn Millionen Euro für die Cleanergy-Pilotanlage in Namibia zur Verfügung.
Factsheet zu Namibias Energiesektor
Die Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. (DECHEMA) hat fast zeitgleich mit der BAM-Ankündigung ein detailliertes Factsheet zum Energiesektor Namibias veröffentlicht. Das Dokument bietet einen grundlegenden Überblick über die Energielandschaft des Landes.
Es richtet sich „sowohl an Personen, die nicht über tiefgreifende technische Kenntnisse des Energiesektors verfügen, als auch an internationale Akteure, die an Investitionen in Namibia“ und vor allem an grüner Wasserstoffwirtschaft interessiert sind. Inhaltlich gibt es Informationen über die wichtigsten Akteure, den bestehenden Rechtsrahmen und den Stromsektor. Dazu gehören Informationen über Primärenergieträger, Importabhängigkeit und die Entwicklung der Strompreise in den letzten Jahren. Das Projekt „GreeN-H2-Namibia“, ein Gemeinschaftsprojekt von DECHEMA und ISOE (Institut für sozial-ökologische Forschung) wird ebenfalls vom BMBF gefördert.
Den Report „GreeN-H2-Namibia. Feasibility Study for Green Hydrogen in Namibia“ gibt es kostenfrei als PDF (42 Seiten).
Foto
Illustration der Cleanergy-Pilotanlage unweit Walvis Bay, Namibia. © Cleanergy