(Townsville / Australien) – Die auf Wind, Solarenergie und Wasserstoff spezialisierte australische Ark Energy Corporation Pty Ltd hat die Thyssenkrupp Uhde GmbH beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für ein Ammoniakprojekt im australischen Bundesstaat Queensland zu erstellen. Dies umfasse eine technisch-ökonomische Analyse der Wertschöpfungskette von der Stromerzeugung bis zur Ammoniakherstellung auf Basis einer von dem deutschen Konzern entwickelten Produktionsmethode, die indes nicht näher beschrieben wird.

Ziel sei es, den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Wirtschaftlichkeit der grünen Ammoniakanlage zu bewerten und mehrere Szenarien zur Optimierung der Anlagenkonzepte zu untersuchen, so das Unternehmen. Thyssenkrupp Uhde soll auch Technologie, Know-how sowie Ingenieurleistungen einbringen.

1,8 Millionen Tonnen Ammoniak für Korea

Ark Energy führt das im September 2022 gegründete Konsortium „Hanguk-Hoju Hydrogen“ (Han-Ho H2). „Hanguk“ ist die koreanische Bezeichnung für „Korea“, „Hoju“ steht für Australien. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Vorhaben der koreanischen Konglomerate Hanwha Impact Co. Ltd., Korea Zinc Co. Ltd. und SK Gas. „Ziel ist der Aufbau einer grünen Energieversorgungskette bis 2030, die jährlich 1,8 Millionen Tonnen grünes Ammoniak von Australien nach Korea exportiert“, sagt Daniel Kim, Chief Executive Officer bei Ark Energy, einer Tochter von Korea Zinc.

Bei der Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung in Seoul waren neben den Firmenvertretern (am Tisch sitzend von links) von Ark Energy, Hanwha Impact, Korea Zinc und SK Gas auch (stehend von links) Young-ghil Cheon, stellvertretender Minister für Energiepolitik im Ministerium für Handel, Industrie und Energie der Republik Korea, und Annastacia Palaszczuk, Premierministerin von Queensland anwesend. © Ark Energy

Im Juli hatten die Unternehmen in Seoul im Beisein von politischen Vertretern beider Länder eine Absichtserklärung („Heads of Agreement“) unterschrieben, wonach Ark Energy das „Han-Ho H2“-Hub bis zur Feststellung der Machbarkeit voranbringen will. Die Studie soll bis März 2024 abgeschlossen sein. Die bei der Unterzeichnung ebenfalls anwesende Premierministerin von Queensland Annastacia Palaszczuk sagte, der Norden ihres Bundesstaates solle zu einem „Exportzentrum für Wasserstoff und Mineralien werden“. Die Regierung investiere 8,5 Millionen Dollar (5,1 Millionen Euro) in die „Abbot Point Hydrogen Activation Initiative“.

Der bislang auf Kohleexporte spezialisierte Tiefseehafen Abbot Point in Queensland, rund 50 Kilometer vom Great Barrier Reef entfernt, soll zu einem Wasserstoff-Exportzentrum ausgebaut werden. © Abbot Point Operations

Abbot Point, dessen Tiefwasserhafen seit 1984 auf Kohleverschiffung spezialisiert ist, werde demnach zu einem Wasserstoffexportzentrum ausgebaut. „Die Investition wird auch die Planung der Wasser- und Energieversorgung unterstützen, die für eine Wasserstoffproduktion in großem Maßstab in Nord-Queensland erforderlich ist“, so die Premierministerin. Passend dazu: Ark Energy will in der Region 100 Kilometer westlich von Abbot Point den „Collinsville Green Energy Hub“ errichten, ein 7,5 Milliarden australische Dollar (4,4 Milliarden Euro) teurer Wind- und Solarpark mit einer geplanten installierten Leistung von drei Gigawatt.

Das „Han-Ho H2“-Konsortium

Hanwha Impact ist eine Holdinggesellschaft innerhalb der Hanwha-Gruppe, zu deren wichtigsten Geschäftsbereichen Solarenergie, Energie, Verteidigung, Luft- und Raumfahrt sowie Einzelhandel gehören. Die Hauptaufgabe von Hanwha Impact besteht darin, den Übergang der Gruppe zur Kohlenstoffneutralität zu beschleunigen. Die Gesellschaft hatte 2021 die beiden H2-Technologieunternehmen PSM und Thomassen Energy gekauft. Im Juli meldete Hanwha Impact, man habe gemeinsam eine Gasturbine mit einer Leistung von 80 Megawatt entwickelt und getestet, die mit Flüssigerdgas und einer Beimischung von rund 60 Prozent Wasserstoff betrieben wird – das höchste Mischungsverhältnis, das bis dahin in einer kommerziell betriebenen Gasturbine erreicht worden war.

Korea Zinc Co. Ltd. ist der global größte Zinkproduzent und war eigenen Angaben zufolge „der erste große Raffineriebetreiber“, der sich dem „RE100“-Programm der aktuell 400 Unternehmen aus aller Welt und allen Sektoren umfassenden Climate Group anschloss, um seinen Betrieb bis 2050 vollständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Auch Südkorea hat sich der Gruppe angeschlossen – steht laut Climate Group im Vergleich zu den Nachbarn im asiatischen Raum allerdings erst ganz am Anfang: Die Unternehmen des Landes beziehen nur zwei Prozent ihres Stroms aus Erneuerbaren (China 32 Prozent, Singapur 26 Prozent, Japan 15 Prozent; Stand März 2023).

SK Gas, führend auf den koreanischen Märkten für Flüssiggas (LPG) und Flüssigerdgas (LNG), will zum „Net Zero Solution Provider“ werden. SK Gas hat vor Kurzem ein LNG-Terminal gebaut sowie ein Kraftwerk errichtet das sowohl LNG auch LPG verbrennt. Terminal und Kraftwerk werden voraussichtlich ab 2024 in Betrieb sein. Anlagen und Infrastruktur sollen dazu dienen, ein Geschäft mit sauberem Wasserstoff und Ammoniak aufzubauen.

Pläne von Korea Zinc in Queensland

Bereits im Sommer 2020 hatte die Korea-Zinc-Tochter Sun Metals Corp. erklärt, sie wolle in Townsville, 200 Kilometer nördlich von Abbot Point, eine Wasserstoffproduktion auf Basis erneuerbarer Energien aufbauen. Das „SunHQ H2“ genannte Projekt umfasst in der ersten Ausbaustufe einen von dem US-Unternehmen Plug Power Inc. gelieferten PEM-Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt nebst Verdichter und Speicher. Der Strom zur Elektrolyse stammt aus der etwa 15 Kilometer südlich von Townsville stehenden und 124 Megawatt leistenden „Sun Metals Solar Farm“.

Zinkraffinerie von Sun Metals in Townsville: Die Korea Zinc-Tochter will Wasserstoff mit Solarstrom produzieren. © Sun Metals

„SunHQ“ wird mit fünf Millionen Dollar von der Regierung von Queensland gefördert und bekommt außerdem einen Zuschuss in Höhe von 3,02 Millionen Dollar von der australischen Agentur für erneuerbare Energien ARENA (Australian Renewable Energy Agency). Die der australischen Bundesregierung unterstehende Finanzierungsinstitution Clean Energy Finance Corporation (CEFC) hat weitere 12,5 Millionen Dollar zugesagt.

Im Juli 2021 hatte der US-Autobauer Hyzon Motors Inc. verkündet er werde fünf wasserstoffbetriebene 154 Tonnen schwere „Road Trains“ an die Ark-Energy-Tochter Townsville Logistics Pty Ltd. ausliefern, welche damit die gleich Anzahl Diesel-Lkw ersetze. Sie sollen auf der etwa 30 Kilometer langen Strecke zwischen der Zinkraffinerie von Sun Metals, größter Arbeitgeber in Nord-Queensland, und dem Hafen von Townsville verkehren.

Australiens Premierminister Anthony Albanese (Mitte) im „Sun Metals Green Industrial Precinct“ in Townsville mit (von links) Daniel Kim, CEO von Ark Energy, Nita Green, Senatorin für Queensland, Kathy Danaher, stellvertretende Vorsitzende von Ark Energy, sowie Ron Lee, CEO und Michael Choi, CFO von Sun Metals. © Ark Energy

Anlässlich eines Besuchs bei Ark Energy und Sun Metals verkündete der australische Premierminister Anthony Albanese im Januar dieses Jahres, seine Regierung werde Queenslands grüne Wasserstoffindustrie mit einer 70-Millionen-Dollar-Investition bei der Entwicklung eines Wasserstoff-Hubs in Townsville fördern. Die Hafenanlagen, die Arbeitskräftekapazität und die Nähe zu asiatischen Handelspartnern machten die Region „zu einem idealen Standort für ein grünes Wasserstoffzentrum“.

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Rendering der geplanten Ammoniakfabrik. © Thyssenkrupp Uhde GmbH