(London / Großbritannien) – Der in Luxemburg ansässige Stahlkonzern ArcelorMittal S.A. stimmt seine Stakeholder auf eine Entschleunigung bei der Umsetzung seiner Dekarbonisierungsziele ein. Man habe zwar Kunden, die kohlenstoffarmen Stahl wollten, „aber diejenigen, die das wollen und bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen, sind immer noch sehr in der Minderheit“, sagt der Vorstandsvorsitzende Aditya Mittal.
Er zeigt sich in einer „Update“ genannten Mitteilung „nach wie vor zuversichtlich, dass wir unser Netto-Null-Ziel bis 2050 erreichen, aber die Art und Weise, wie wir dies erreichen, könnte sich von dem unterscheiden, was zuvor angekündigt wurde“. Das Ausmaß der Herausforderung erfordere „weitere politische Initiativen, um mehr Investitionen freizusetzen“. Man wären gerne schneller vorangekommen, „aber das für die Förderung von Investitionen erforderliche regulatorische Umfeld“ sei „noch nicht vorhanden“.
Das von London aus geführte Unternehmen hatte einst angekündigt, in wasserstofftaugliche Anlagen zur Direktreduktion von Eisenerz (DRI) zu investieren, um mehrere konventionelle Hochöfen zu ersetzen. Die Projekte basierten auf einer „günstigen Kombination“ der Entwicklungen in Politik, Technologie und in den Märkten, die Investitionen in die Dekarbonisierung erleichterten, „indem sie dazu beitragen, die erheblich höheren Kapital- und Betriebskosten auszugleichen“, welche die Umstellung mit sich brächte. Dazu gehöre auch die Möglichkeit, für die Eisenproduktion Erdgas zu verwenden, bis grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig werde.
Marktumfeld entwickelt sich zu langsam
Das europäische Politik-, Energie- und Marktumfeld habe sich jedoch nicht in eine günstige Richtung entwickelt. Grüner Wasserstoff entwickele sich nur sehr langsam zu einer brauchbaren Kraftstoffquelle, und die erdgasbasierte DRI-Produktion in Europa sei als Zwischenlösung „noch nicht wettbewerbsfähig“, so der Konzernchef.
Man setze die technischen Arbeiten fort und analysiere einen „stufenweisen Ansatz“, der zunächst mit dem Bau von Elektrolichtbogenöfen beginne, die auch mit Stahlschrott beschickt werden könnten, um die Emissionen zu reduzieren. Zu den bisherigen Aktivitäten in Europa gehörten im Mai 2024 der Baubeginn für ein Elektrostahlwerk mit einer Kapazität von 1,1 Millionen Tonnen für Langstähle in Gijón, Spanien.
Auch das Vorhaben im Werk für Flachstahlprodukte im spanischen Sestao, wo man über zwei Elektrostahlwerke verfüge, die Kapazitäten bis 2026 auf 1,6 Millionen Tonnen zu erhöhen, machten gute Fortschritte. Nach der Fertigstellung werde ein Großteil dieser Produktion aus recyceltem und erneuerbar hergestelltem „Xcarb“ genannten Stahl mit geringen Kohlenstoffemissionen bestehen.
Grüner Wasserstoff erst nach 2030 bedeutsam
Längerfristig setze das Unternehmen „weiterhin auf alle Technologien“, die das Potenzial hätten, die Emissionen bei der Stahlerzeugung „auf nahezu Null zu bringen“. Dazu gehörten auch Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS), „auch wenn diese Technologie, wie der grüne Wasserstoff, wahrscheinlich erst nach 2030 einen bedeutenden Beitrag leisten wird“.
Im März 2021 hatte ArcelorMittal verkündet, seine CO2-Emissionen bis 2030 in Europa um 30 Prozent zu senken und bis 2050 klimaneutral zu produzieren. Um dies zu erreichen, wollte das Unternehmen einerseits „Smart-Carbon“-Technologien im Hochofenprozess nutzen und andererseits die Direktreduktion von Eisenerz in Kombination mit einem Elektrolichtbogenofen verwenden.
Im Januar 2024 meldet der Konzern den Abschluss einer vorläufigen Vereinbarung mit dem Oldenburger Energieversorger EWE AG, der „voraussichtlich ab 2028“ grünen Wasserstoff aus einer 320-Megawatt-Erzeugungsanlage in Emden zum Stahlwerk Bremen liefern solle.
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Im Januar 2024 vermeldete ArcelorMIttal eine vorläufigen Vereinbarung mit der EWE AG zur Lieferung grünen Wasserstoffs in das Stahlwerk Bremen. © ArcelorMittal S.A.