(Lehigh Valley / USA) – Der US-Hersteller von Industriegasen Air Products & Chemicals Inc. hat Pläne zum Aufbau eines Netzwerks von Wasserstofftankstellen in Nordamerika verkündet. Zum einen will der Konzern Edmonton und Calgary in der kanadischen Provinz Alberta miteinander verbinden. Zum anderen sollen Stationen im US-Bundesstaat Kalifornien entstehen.

Air Products erhielt 2022 rund 475 Millionen kanadische Dollar an Fördergeldern für den Wasserstoff-Energiekomplex in Alberta (v.l.): Peter Guthrie, (Energieminister von Alberta), Rachel Smith (CEO Air Products Canada), François-Philippe Champagne (Bundesminister für Innovation, Wissenschaft und Industrie), Seifi Ghasemi (CEO Air Products), Randy Boissonnault (Bundesminister für Tourismus), Aaron Paquette (Stadtrat Edmonton), Karen Principe (Stadträtin Edmonton), Laura Jo Gunter (CEO Northern Alberta Institute of Technology), Malcolm Bruce (CEO Edmonton Global). © Air Products & Chemicals Inc.

„Mit reichlich Ressourcen und zukunftsorientierten Regierungen treibt Kanada die Umstellung auf saubere Energie voran“, sagte Seifi Ghasemi, Vorsitzender, Präsident und Chief Executive Officer von Air Products. Der Ankündigung aus dem vergangenen Jahr, in Westkanada zu investieren, folgten nun die Pläne, eine „Wasserstoffautobahn“ zu entwickeln, welche die beiden größten Städte Albertas verbindet.

An den Stationen entlang des „Queen Elizabeth II“-Highway (QE2) könnten künftig sowohl schwere Nutzfahrzeuge als auch Busse sowie leichte Brennstoffzellenfahrzeuge bedient werden. Konkret sollen sie so ausgelegt werden, dass jeweils bis zu 200 Schwerlastlastwagen oder 2.000 Autos pro Tag zu betanken seien, betont Rachel Smith, Vizepräsidentin und General Manager von Air Products Canada: „In Kanada ist Wasserstoff unerlässlich, um den Transport zu dekarbonisieren, bei dem schwere Nutzfahrzeuge bei extremen Temperaturen lange Strecken zurücklegen.“

Tankstelle in Edmonton soll 2025 in Betrieb gehen

Die erste Tankstelle nahe eines sich im Bau befindenden neuen Energiekomplexes von Air Products in Edmonton soll 2025 in Betrieb gehen. Derzeit stehe dort noch temporär eine mobile Anlage. Die permanente Wasserstofftankstelle werde durch eine Million kanadische Dollar (0,6 Millionen Euro) aus einem Infrastrukturprogramm unterstützt.

Schematischer Aufbau des von Air Products geplanten Energiekomplexes in Edmonton, der sich derzeit im Bau befindet: Imperial Oil scheidet bei der Wasserstoffproduktion aus Erdgas CO2 ab. Der Wasserstoff wird dann zur Stromerzeugung genutzt sowie in das Pipeline-Netz eingespeist, an das eine Reihe von Wasserstoffanlagen und Abnehmer angeschlossen sind. Ein Teil des Wasserstoffs wird verflüssigt und per Trailer an Kunden geliefert. Die bei der Herstellung entstehenden Nebenprodukte werden verkauft. © Air Products & Chemicals Inc.

Der neue Komplex wird in eine Anlage der benachbarten Imperial Oil Limited integriert, eine der größten Raffinerien des Landes, die mehrheitlich zum ExxonMobil-Konzern gehört. Imperial stellt erneuerbaren Diesel aus lokal gewonnenen Rohstoffen her, die nicht auf Erdöl basieren. Als Nebenprodukt entstehe ein „biogenes Gas“ (biogenic renewable off-gas, ROG), das als Ausgangsstoff von Air Products verwendet wird, um Erdgas zu verdrängen. Die Anlage werde mit dem Pipeline-Netz des Unternehmens verbunden, um petrochemische Kunden zu beliefern.

„Die Entwicklung und der Einsatz von Wasserstoff bietet eine enorme wirtschaftliche und ökologische Chance für Kanada“, sagt Jonathan Wilkinson, Minister für Energie und natürliche Ressourcen der kanadischen Bundesregierung. Nach Einschätzung von Danielle Smith, Premierministerin von Alberta, würden die Pläne von Air Products „zusätzliche Investitionen“ in der Provinz anregen. Das Land will in fünf Jahren 5.000 Wasserstoff- oder Dual-Fuel-Fahrzeuge auf den Straßen Westkanadas etablieren.

Air Products verfügt derzeit über einen weiteren mobilen Wasserstofftank in der Stadt. Außerdem gibt es eine Anlage am Edmonton International Airport, um die Flotte von Toyotas Mirai-Brennstoffzellenfahrzeuge des Flughafens zu versorgen. Air Products betreibt derzeit drei Wasserstoffproduktionsanlagen in Alberta und eine 55 Kilometer lange Wasserstoff-Pipeline im Alberta Industrial Heartland. Überdies gibt es eine Produktionsanlage nebst 30-Kilometer-Pipeline-Netzwerk sowie eine Verflüssigungsanlage in Sarnia, Ontario.

Tankstellennetz in Kalifornien

Nicht nur in Kanada verfolgt Air Products große Pläne. Der Gasproduzent will auch in den USA ein Wasserstofftankstellennetz aufbauen, das sich von Nordkalifornien bis Südkalifornien erstreckt. „Kalifornien ist führend in der Energiewende und ein erster Wegbereiter, wenn es darum geht, emissionsfreie schwere Transporte in den USA zu verwirklichen“, sagt Eric Guter, Vice President von Air Products, Hydrogen for Mobility.

Auch dort werde die Kapazität so ausgelegt, dass 200 Schwerlastlastwagen oder 2.000 Autos pro Tag betankt werden könnten, sagte Air-Products General Manager Alison Hawkins. Das kalifornische Pipeline-Netzwerk des Unternehmens habe schon 2011 Wasserstoff an die Tankstelle in Torrance geliefert. Derzeit betreibe Air Products sechs Wasserstofftankstellen im Süden des US-Bundesstaates.

Air Products verfügt eigenen Angaben zufolge über praktische Betriebserfahrung mit über 250 Wasserstofftankstellenprojekten in 20 Ländern. Die Technologien des Unternehmens würden in über 1,5 Millionen Tankstellen eingesetzt. Bis 2027 wolle der Konzern weltweit 15 Milliarden Dollar in Megaprojekte für saubere Energie investieren; 2023 lag der Jahresumsatz bei 12,6 Milliarden Dollar 2023.

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Zentrale von Air Products in Pennsylvania. © Air Products & Chemicals Inc.