(London, Großbritannien / Kairo, Ägypten) – Der britische Kraftwerksbetreiber und Entwickler Globeleq Generation Ltd. will in Ägypten Wasserstoffprojekte im Gigawattbereich finanzieren, bauen, besitzen und betreiben. Eigenen Angaben zufolge sollen in drei Phasen Elektrolyseure mit einer Leistung von 3,6 Gigawatt errichtet werden, die mit Strom aus Solar- und Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von neun Gigawatt gespeist werden.

Grünes Ammoniak für die Landwirtschaft

Die erste Phase umfasst ein Pilotprojekt mit einem 100-Megawatt-Elektrolyseur, das sich laut Globeleq zunächst auf grünen Ammoniakdünger konzentriert. „Mittel- und längerfristig“ würden auch andere Anwendungen von grünem Wasserstoff in Betracht gezogen, darunter eine Anlage zur Herstellung grüner Kraftstoffe mit einer jährlichen Produktionskapazität von zwei Millionen Tonnen. Die Gesamtinvestition liege demnach bei elf Milliarden Dollar.

Als Standort wird die Wirtschaftszone nahe des Suezkanals genannt. Globeleq hat eigenen Angaben zufolge dazu eine Absichtserklärung mit der Behörde für neue und erneuerbare Energien (New and Renewable Energy Authority, NREA), der zuständigen Behörde für die Wirtschaftszone des Suezkanals SCZone (General Authority for Suez Canal Economic Zone), dem ägyptischen Staatsfonds (Fund of Egypt for Investment and Development, TSFE) sowie dem Übertragungsnetzbetreiber EETC (Egyptian Electricity Transmission Company) unterzeichnet.

Globeleq gehört der staatlichen British International Investment plc. (70 Prozent) und der norwegischen staatlichen Institution für Entwicklungsfinanzierung Norfund (30 Prozent). Das Unternehmen investiert vorrangig in die Sub-Sahara-Region Afrikas und verfügt über Kraftwerke mit einer Leistung von 1.400 Megawatt in sechs Ländern. Das Portfolio wuchs 2021 auf ein Volumen von sechs Milliarden Pfund (sieben Milliarden Euro). In Ägypten betreibt der Finanzierer über sein lokales Tochterunternehmen ARC for Renewable Energy S.A.E. ein Photovoltaikkraftwerk mit 66 Megawatt Leistung.

Sieben Wasserstoffprojekte mit Milliarden-Investitionen

Insgesamt wurden sieben Absichtserklärungen zwischen der ägyptischen Regierung und internationalen Unternehmen aus Großbritannien, Saudi Arabien, Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet, teilte SCZone mit:

  • Das saudische Unternehmen Alfanar will eine Anlage zur Herstellung grüner Kraftstoffe mit einer Kapazität von 500.000 Tonnen pro Jahr errichten und insgesamt vier Milliarden Dollar investieren. Der Industriedienstleister konzipiert und baut unter anderem Kraftwerke, darunter auch solche für den Bereich erneuerbare Energien.
  • Alcazar Energy aus den Vereinigten Arabischen Emiraten plant die Errichtung eines Industriekomplexes für die Herstellung grüner Brennstoffe mit einer Investitionssumme von zwei Milliarden Dollar und einer Gesamtproduktionskapazität von 230.000 Tonnen pro Jahr.
  • Die K&K Group aus den Vereinigten Arabischen Emiraten plant die Errichtung einer Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff mit einer Kapazität von 230.000 Tonnen pro Jahr.
  • Das ägyptische Unternehmen Mediterranean Energy Partners (MEP) investiert 250 Millionen Dollar in die Errichtung einer grünen Ammoniakanlage mit einer Produktionskapazität von 120.000 Tonnen pro Jahr.
  • Die indische ACME Group will eine 13 Milliarden Dollar teure Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff mit einer Gesamtkapazität von 2,2 Millionen Tonnen pro Jahr errichten.
  • Die britische Investmentgesellschaft Actis plant die Errichtung von Anlagen zur Herstellung umweltfreundlicher Kraftstoffe mit einer Gesamtinvestition von 1,5 Milliarden Dollar und einer Produktionskapazität von 200.000 Tonnen pro Jahr. „Die Absichtserklärung ermöglicht Actis den Einstieg in einen der größten Wasserstoffmärkte der Region“, teilte das Unternehmen mit. Ägypten sei zwar nicht der einzige Markt für grünen Wasserstoff, habe aber „aufgrund seiner erneuerbaren Ressourcen und der Nähe zu den europäischen und asiatischen Märkten deutliche Vorteile“.

Wenige Tage vor der Verkündung der jüngsten Vereinbarungen war SCZone Gastgeber eines Runden Tisches für grüne Wasserstoffprojekte. Initiiert wurde dieser in Abstimmung mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, EETC, NREA sowie dem ägyptischen Staatsfonds. SCZone erklärte im  Rahmen der Veranstaltung, man habe bis dahin bereits neun Absichtserklärungen mit mehreren globalen Partnern für die Produktion von grünem Kraftstoff unterzeichnet.

SCZone will Pläne zur COP27 präsentieren

„Durch die Unterzeichnung von Absichtserklärungen mit verschiedenen internationalen Organisationen werden zahlreiche Anlagen für die Produktion von grünen Kraftstoffen für den Export und für die Bunkerung von Schiffen auf den Weg gebracht“, sagte Waleid Gamal El-Dein, Vorsitzender der SCZone. Die Integration von Industriezonen und den angeschlossenen Häfen verschaffe einen Wettbewerbsvorteil, „der sie zu einem der wichtigsten globalen Ziele und zu einem regionalen Knotenpunkt für die grüne Kraftstoffindustrie“ mache.

Die Behörde plant die Bekanntgabe von Details sowie mehrerer Projekte und endgültiger Verträge im Rahmen der 27. UN-Klimakonferenz (COP 27) in Scharm asch-Schaich. Ägypten ist vom 6. bis 18. November 2022 Gastgeber des Kongresses.

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Globeleq will in Ägypten grünen Wasserstoff aus Solar- und Windstrom herstellen. © Globeleq Generation Ltd.

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Ägypten hat mit internationalen Unternehmen 16 Vereinbarungen für grünen Wasserstoff geschlossen. © SCZone

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