(Tunis / Tunesien) – Der saudische Kraftwerksentwickler ACWA Power hat mit der tunesischen Regierung ein Abkommen unterzeichnet, um das Potenzial für die Produktion von bis zu 600.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr nebst Export nach Europa zu untersuchen. Zur Versorgung der Elektrolyseure wolle ACWA Power Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer installierten Leistung von mehr als zwölf Gigawatt errichten, zudem unter anderem Speicher sowie Wasserentsalzungsanlagen und Infrastruktureinrichtungen bauen.

Export über den SoutH2-Korridor

Die erste Phase umfasse die Installation von Solar- und Windkraftwerken mit einer Leistung von vier Gigawatt, zwei Gigawatt Elektrolysekapazität sowie Batteriespeicheranlagen. Damit ließen sich 200.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr zu produzieren. Der Energieträger solle über den SoutH2-Korridor exportiert werden, eine 3.300 Kilometer lange Wasserstoffpipeline, die mit EU-Unterstützung von europäischen Übertragungsnetzbetreibern geplant wird und Tunesien mit Italien, Österreich und Deutschland verbindet.

6 Millionen Tonnen Wasserstoff für Europa

Die im Oktober 2023 veröffentlichte nationale Strategie des nordafrikanischen Landes sieht vor, bis 2050 eine Produktion von grünem Wasserstoff mit einem Volumen von jährlich 8,3 Millionen Tonnen aufzubauen. Davon sollten sechs Millionen Tonnen nach Europa geleitet werden, heißt es in einer Mitteilung. „Wir sind zuversichtlich, dass diese Vereinbarung mit ACWA Power die Stärken Tunesiens, einschließlich seiner strategischen geografischen Lage, der bestehenden Infrastruktur und der qualifizierten Arbeitskräfte, nutzen wird, um eine nachhaltigere Zukunft für das Land zu schaffen“, sagt Ouael Chouchene, Staatssekretär für Energiewende, anlässlich der Unterzeichnung des Abkommens.

ACWA Power arbeitet überdies in einem Joint Venture mit Air Products und Neom daran, in der auf dem Reißbrett entstehenden Stadt Neom in Saudi-Arabien eine Anlage für grünen Wasserstoff im Industriemaßstab zu entwickeln, um dort 1,2 Millionen Tonnen grünes Ammoniak pro Jahr zu produzieren. Ein weiteres Projekt mit eine Jahresproduktionskapazität von 3.000 Tonnen grünen Wasserstoffs entwickelt ACWA Power in Usbekistan.

Verbund und TE H2 planen ebenfalls Großprojekt

Erst kurz zuvor hatten der österreichische Stromversorger Verbund AG und TE H2, ein Joint Venture (80/20) zwischen Total Energies und der Eren Group, ebenfalls eine Absichtserklärung mit der Republik Tunesien unterzeichnet. Ziel ist, wie berichtet die Durchführung eines Großprojekts namens „H2 Notos“, um den Export von grünem Wasserstoff nach Mitteleuropa zu prüfen.

In der Anfangsphase sei die Erzeugung von jährlich rund 200.000 Tonnen geplant, potenziell sei eine Steigerung auf eine Million Tonnen möglich. Auch dieses Projekt soll über den SoutH2-Korridor Nordafrika mit Italien, Österreich und Deutschland verbinden und 2030 in Betrieb gehen.

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Mit Strom aus erneuerbaren Energien will ACWA Power in Tunesien eine H2-Produktionskapazität von 600.000 Tonnen aufbauen. © ACWA Power