(Kemble / Großbritannien) – Die britisch-amerikanische Zero Avia Inc. hat ihr wasserstoffelektrisch angetriebenes Testflugzeug für den Erstflug in die Luft geschickt. Die umgebaute 19-sitzige Dornier 228 absolvierte nach dem Start am Forschungsstandort des Unternehmens auf dem britischen Cotswold Airport in Gloucestershire eine zehnminütige vollständige Platzrunde.

Der Flug ist Teil des „HyFlyer-II“-Projekts, das vom ATI-Programm der britischen Regierung unterstützt wird. Ziel ist Entwicklung eines 600-Kilowatt-Antriebsstrangs für Flugzeuge mit 9 bis 19 Sitzplätzen.

Batterien zur Unterstützung

Das zweimotorige Flugzeug wurde so umgerüstet, dass es auf der linken Tragfläche mit dem wasserstoffelektrischen Antrieb von Zero Avia ausgestattet ist, der dann neben einem einzelnen Honeywell TPE-331-Triebwerk auf der rechten Tragfläche betrieben wird. „In dieser Testkonfiguration besteht der wasserstoffelektrische Antriebsstrang aus zwei Brennstoffzellenstapeln, wobei Lithium-Ionen-Batteriepakete die Spitzenleistung während des Starts unterstützen und zusätzliche Redundanz für sichere Tests bieten“, teilte das Unternehmen mit.

Tanks statt Sitze

In dieser Konfiguration waren die Wasserstofftanks und die Brennstoffzellen-Stromerzeugungssysteme in der Kabine untergebracht. In einer kommerziellen Konfiguration würden externe Speicher verwendet und die Sitze wieder eingebaut.

Alle Systeme hätten wie erwartet funktioniert. Dies sei „der größte bisher getestete Zero-Avia-Antrieb“ und bringe das Unternehmen noch in diesem Jahr „auf den direkten Weg zu einer zertifizierungsfähigen Konfiguration“.

Flugzeuge mit 90 Plätzen

Die Triebwerkstechnologie mit Antriebsleistungen von zwei bis fünf Megawatt solle für Flugzeuge mit bis zu 90 Sitzen skaliert werden. Zero Avia wolle bis 2025 kommerzielle Strecken mit dieser Technologie anbieten. Die Dornier 228 wird eine Reihe von Testflügen von Kemble und später Demonstrationsflüge von anderen Flughäfen aus durchführen.

Vor rund zwei Jahren führte Zero Avia den ersten von mehr als 30 Flügen mit einer sechssitzigen Piper Malibu durch, die mit einem 250-Kilowatt-Wasserstoff-Elektroantrieb ausgestattet ist.

Wasserstoff wurde mit „HARE“ vor Ort hergestellt

Mittels eines „Hydrogen Airport Refuelling Ecosystem“ (HARE) genannten Tanksystem wird grüner Wasserstoff für den Flugbetrieb produziert. © Zero Avia

Der Antrieb erfolgte mit komprimiertem gasförmigem Wasserstoff, der mit einem Elektrolyseur vor Ort hergestellt wurde. Um die Wasserstoffproduktion zu ermöglichen, haben Zero Avia und der HyFlyer-II-Partner European Marine Energy Centre (EMEC) das „Hydrogen Airport Refuelling Ecosystem“ (HARE) geliefert und betrieben. Dies zeige, wie „die Infrastruktur für die Produktion, Speicherung und Betankung von grünem Wasserstoff und für Flüge mit Brennstoffzellen“ künftig aussehen werde. Die Elektrolyseurkapazität des Systems wurde Anfang dieses Jahres gegenüber dem ursprünglichen Entwurf für das neueste Projekt verdoppelt.

Das „HyFlyer II“-Programm zur Entwicklung des wasserstoffelektrischen Triebwerks ZA-600 wird in Partnerschaft mit EMEC und Aeristech durchgeführt und von der britischen Regierung im Rahmen des ATI-Programms sowie vom Department for Business, Energy Industrial Strategy, Innovate UK und Aerospace Technology Institute unterstützt.

Nächster Schritt: Flug über 300 Seemeilen

In den letzten Monaten hatte Zero Avia eine Reihe von kommerziellen Erfolgen erzielt. Darunter sind eine Triebwerksbestellung von American Airlines, eine Partnerschaftsvereinbarung mit dem Erstausrüster Textron Aviation und Infrastrukturpartnerschaften mit Flughäfen wie Rotterdam, Edmonton International und AGS Airports.

Mit 1.500 vorbestellten Triebwerken, Partnerschaften mit sieben Flugzeugherstellern und einer Reihe von Treibstoff- und Flughafenpartnerschaften sei Zero Avia „gut positioniert, um die Transformation der Branche in eine saubere Zukunft anzuführen“, erklärte das Unternehmen. Für dieses Jahr sei zum Abschluss des Programms der Flug mit einer 19-sitzigen Maschine über eine Entfernung von 300 Seemeilen (gut 555 Kilometer) geplant.

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Zero Avia absolvierte im britischen Gloucestershire die erste Platzrunde mit einer wasserstoffbetriebenen 19-sitzigen Dornier 228. © Zero Avia