(Cheshire / Großbritannien) – Der britische Glashersteller Encirc Glass Ltd. und der US-Hersteller und Abfüller von alkoholischen Getränken Diageo plc. wollen bis 2030 die, wie es heißt, „weltweit ersten emissionsfrei produzierten Glasflaschen in großem Maßstab“ herstellen. Um dieses Ziel zu erreichen, plant Encirc den Bau eines neuen Schmelzofens an seinem Stammwerk in Elton bei Ellesmere Port, in der Grafschaft Cheshire im Nordwesten Englands.
Der Ofen soll mit einem Energiemix aus grünem Strom und kohlenstoffarmem Wasserstoff betrieben werden, was die Kohlenstoffemissionen gegenüber dem bislang üblichen Verfahren um 90 Prozent senke, so das Unternehmen. Die Anlage sei bis 2027 voll betriebsbereit. Die verbleibenden Kohlenstoffemissionen fange man bis 2030 durch eine Technologie zur Kohlenstoffabscheidung auf. Bis 2030 will Diageo jährlich bis zu 200 Millionen Flaschen der Marken „Smirnoff“, „Captain Morgan“, „Gordon’s“ und „Tanqueray“ in die neuen Behältnisse abfüllen.
Strom und Wasserstoff liefert das Projekt „HyNet“von Vertex in Cheshire, ein Joint Venture von Essar Oil UK und Progressive Energy. Im Juli 2021 hatte der britische Petrochemie-Konzern Ineos erklärt, auch er werde sich an dem Cluster „HyNet North West“ für Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) beteiligen.
Ab 2025, so die im vergangenen Jahr verkündeten Pläne, solle HyNet North West damit beginnen, Erdgas in der Stanlow-Raffinerie in kohlenstoffarmen Wasserstoff umzuwandeln, wobei Kohlendioxid abgefangen und vor der Küste in den Gasfeldern der Liverpool Bay gespeichert wird. Ein neues Pipelinenetz soll dann mit dem blauen Wasserstoff die Industrie versorgen, Busse, Züge und Lastwagen mit Treibstoff beliefern sowie zur Stromerzeugung und Wärmegewinnung für Nordwestengland und Nordwales genutzt werden.
Wasserstoffdorf in Cheshire
Die Region ist noch mit einem weiteren Vorhaben bekannt geworden. So wurde im Juni 2022 die Cadent Gas Ltd. von der britischen Regierung beauftragt, in ihrem Versorgungsgebiet in der Industriestadt Ellesmere Port südlich von Liverpool in Cheshire zu untersuchen, inwiefern sich der Stadtteil Whitby mit 2.000 Bewohnern als „Wasserstoffdorf“ eignet. Verlaufen die Studien positiv und wird das Gebiet ausgewählt, werden in jedem Haus des neuen „Hydrogen Village“ kostenlos die Herde und Heizanlagen umgerüstet. Die Bewohner würden dann nicht mehr mit Erdgas heizen und kochen, sondern mit Wasserstoff.
Vertex Hydrogen entwickelt derzeit ein groß angelegtes Zentrum für die kohlenstoffarme Wasserstoffproduktion. In der Anfangsphase ist eine Kapazität von einem Gigawatt geplant, womit sich eine Stadt wie Liverpool mit Strom versorgen lasse. Bis 2030 will Vertex die Kapazität auf vier Gigawatt ausbauen. Die Investitionen beziffert das Unternehmen auf „voraussichtlich eine Milliarde Pfund“ (1,15 Milliarden Euro).
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Encirc will Getränkeflaschen bald ohne CO2-Emissionen produzieren. © Encirc