(Washington / USA) – Das US-Energieministerium (DOE) gibt den Startschuss zur Entwicklung regionaler Zentren für sauberen Wasserstoff, genannt „H2Hub“. Geplant ist der Aufbau von Netzwerken für Wasserstoffproduzenten und -verbraucher sowie die Schaffung lokaler Infrastrukturen, um die Nutzung des Energieträgers zu beschleunigen. Das DOE will einer als „Absichtserklärung“ (Notice of Intent) deklarierten Mitteilung zufolge für das Vorhaben über einen Zeitraum von fünf Jahren bis 2026 Mittel in Höhe von acht Milliarden Dollar (7,4 Milliarden Euro) bereitstellen.

„Mit Wasserstoff lassen sich die Emissionen aus zahlreichen kohlenstoffintensiven Industriesektoren rapide senken“, sagte US-Energieministerin Jennifer M. Granholm. Dazu gehöre auch der Schwerlastverkehr und die Stahlherstellung, was „ganz neue wirtschaftliche Möglichkeiten im Bereich sauberer Energie im ganzen Land“ eröffne.

„Sauber“ ist nicht gleich „grün“

Gegenwärtig werden nach Angaben des DOE in den USA jährlich etwa zehn Millionen Tonnen Wasserstoff gewonnen, weltweit seien es etwa 90 Millionen Tonnen pro Jahr. Die US-Produktion beruht derzeit größtenteils auf Erdgas und Dampfreformierung. Nunmehr soll verstärkt die Elektrolysetechnologie zum Einsatz kommen, um sauberen Wasserstoff zu erzeugen.

Allerdings verstehen die Amerikaner – anders als gemeinhin die Europäer – unter „sauberem“ Wasserstoff nicht allein dessen Produktion mittels erneuerbarer Energien. „Sauber“ im Sinne der US-Politik ist vielmehr auch Wasserstoff, der aus Atomstrom hergestellt wird.

Förderung ist Teil des Infrastrukturgesetzes

Die geplanten Wasserstoffzentren fußen nebst Fördermitteln auf dem im vergangenen November von Präsident Joseph R. Biden unterzeichneten Infrastrukturgesetz („Infrastructure Investment and Jobs Act“, auch bekannt als „Bipartisan Infrastructure Law“, BIL). Dieses ist ein wesentlicher Bestandteil von Bidens Plan zur Dekarbonisierung des Industriesektors, der für ein Drittel der inländischen Kohlenstoffemissionen verantwortlich ist. Der Entwurf des Gesetzes führte seinerzeit zu Machtkämpfen zwischen Demokraten und Republikanern. Die letztlich auch vom Kongress angenommene Fassung ermöglicht Investitionen in Verkehrs-, Umwelt- und Energieprojekte in bislang beispielloser Höhe von 1,2 Billionen Dollar (1,02 Billionen Euro) – darunter besagte acht Milliarden Dollar für die H2Hubs.

Nutzungsvielfalt und neue Arbeitsplätze

Nach Angaben des US-Portals „Utility Dive“ plant das DOE derzeit sechs bis zehn solcher Wasserstoff-Hubs im ganzen Land, finanziert mit Bundesmitteln in Höhe von jeweils bis zu 1,25 Milliarden Dollar. Die Kriterien zur Auswahl der regionalen Wasserstoffzentren können sich im Detail zwar noch leicht ändern. Doch einige Rahmenbedingungen gelten bereits als gesetzt.

So werde das DOE laut einem Richtlinienentwurf („Regional Clean Hydrogen Hubs Implementation Strategy“) von März dieses Jahres mindestens ein Zentrum für die Produktion von Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen, eines für erneuerbare Energien und eines für Kernenergie auswählen. Bevorzugt würden Entwickler, die unter dem Dach einer zentralen Projektleitung zahlreiche Partner und verschiedene Technologien zusammenbringen.

Das BIL definiert überdies weitere Kriterien, die das Energieministerium bei der Auswahl der H2Hubs anwenden solle:

  • Vielfalt der Nutzung: Gefragt ist jeweils mindestens ein Knotenpunkt zur Anwendung von sauberem Wasserstoff bei der Stromerzeugung, einer für den Industriesektor, ein Knotenpunkt im Heizungssektor für Privathaushalte und Gewerbe und ein Hub für den Verkehrssektor.
  • Geografische Vielfalt: Jedes Zentrum muss sich in einer anderen Region der Vereinigten Staaten befinden und Energieressourcen nutzen, die dort jeweils reichlich vorhanden sind.
  • Erdgas: Mindestens zwei Drehkreuze müssen sich in Regionen der Vereinigten Staaten befinden, die über die größten Erdgasressourcen verfügen.

Überdies bevorzugt das Energieministerium H2Hubs, die einer großen Zahl von Einwohnern der jeweiligen Region Möglichkeiten für eine qualifizierte Ausbildung sowie langfristige Beschäftigung bieten.

Das Rennen um die Standorte ist eröffnet

Das Rennen um Standorte dürfte spannend werden. Die Fördermittel allein sind zwar noch kein Garant für wirtschaftliche Prosperität – aber eben auch kein Pappenstiel. Daher positionieren sich gerade sowohl die Industrie als auch privatwirtschaftliche Organisationen für die besten Plätze – und die Bundesstaaten.

So haben sich etwa die Gouverneure von Louisiana, Oklahoma und Arkansas zusammengetan, um gemeinschaftlich ihren Hut in den Ring zu werfen. In einer Erklärung heißt es, die Nachbarn wollten sich koordiniert als Standort für ein regionales Wasserstoffzentrum bewerben.

Louisiana – als Küstenstaat und geografisch äußerst anfällig für Flutkatastrophen und Extremwetter – hat bereits Vorarbeit geleistet. In einem im Februar veröffentlichten „Climate Action Plan“ sind auf 172 Seiten nicht nur die Risiken benannt, denen sich der Bundesstaat durch Klimaveränderungen ausgesetzt sieht, sondern auch eine Reihe von Maßnahmen festgehalten, wie man die CO2-Emissionen senken will. Dazu gehören unter anderem erhebliche Investitionen in neue (grüne) Wasserstoff- und Solarprojekte, in Stromnetze, Energieeffizienz, Elektromobilität und Infrastrukturmaßnahmen – um nur einige Maßnahmen zu nennen –, was schätzungsweise 111.000 neue Arbeitsplätze bis 2030 und 263.000 Arbeitsplätze bis 2050 schaffen werde.

Auch andere Staaten bilden Medienberichten zufolge bereits teils parteiübergreifend Koalitionen. So unterzeichneten New York, Connecticut, Massachusetts und New Jersey eine Vereinbarung zur gemeinsamen Ausarbeitung eines Vorschlags für ein regionales Wasserstoffzentrum für saubere Energie, weiß das Fachportal „Offshore Wind“.

Überdies hätten sich auch Utah, New Mexico, Colorado und Wyoming zusammengeschlossen, um sich ebenfalls als H2Hub zu bewerben. Andere möchten als Einzelstaaten Zentrum für sauberen Wasserstoff werden, darunter Texas, West Virginia und Ohio.

Finanzierung von Wasserstoffprojekten in Kalifornien

Der kalifornische Senat hat Ende Mai sogar einstimmig ein Gesetz verabschiedet (Senate Bill 1075), das die Mobilisierung von Mitteln aus der Staatskasse zur Unterstützung von Projekten für sauberen Wasserstoff sowie das Einwerben und die Bereitstellung von Geldern für ein regionales Zentrum für sauberen Wasserstoff vorsieht.

Die Gesetzesvorlage wurde am 15. Februar eingebracht – an jenem Tag hatte die Regierung Biden-Harris erstmals die Einrichtung regionaler Drehkreuze für sauberen Wasserstoff nebst 8-Milliarden-Dollar-Förderung angekündigt.

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Department of Energie, DOE. © Wikimedia

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US-Energieministerin Jennifer M. Granholm / © DOE

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