Auf Bundesebene können sich die Minister nicht auf eine deutsche Wasserstoffstrategie festlegen. Ein weiterer Einigungsversuch der Bundesregierung ist offenbar gescheitert. Dies meldet die Nachrichtenagentur „Reuters“ unter Berufung auf Regierungskreise. Das federführende Wirtschaftsministerium habe demnach anders als ursprünglich geplant die Strategie nicht für die Kabinettssitzung am Mittwoch angemeldet. Als letzte Chance gelte jetzt eine Runde auf Ministerebene, wobei es fraglich sei, ob diese noch vor Mittwoch zustande kommen könne. Hauptstreitpunkt sei die Frage, wie schnell und auf welche Kapazität die Produktion des Wasserstoffes hochgefahren werden soll.
Das Wirtschaftsministerium wollte ursprünglich eine Elektrolyse-Leistung von drei bis fünf Gigawatt als Ziel bis 2030 festschreiben, so Reuters. Zudem sollte bei der Produktion des Wasserstoffs zunächst auch Erdgas eine größere Rolle spielen. Die Wasserstoffstrategie der Regierung hätte schon 2019 beschlossen werden sollen.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) kündigte unterdessen am Wochenende Medienberichten zufolge ein Milliardenprogramm zur Förderung von Wasserstofftechnologien an. Sie wolle bis zum Jahr 2025 eine Innovationsoffensive starten und Deutschland „zum Leitmarkt machen“.
Bereits zuvor verkündete Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger ein 50-Millionen-Programm zum Aufbau von 100 Waserstofftankstellen sowie weitere Anschübe, um den Freistaat zu einem „weltweiten H2-Technologieführer“ zu entwickeln. „Made in Bavaria“ solle zum Wasserstoffgütesiegel werden. Wasserstoff solle den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger voranbringen. Angestrebt werde dabei eine Arbeitsteilung zwischen Bayern und Regionen, die grünen Wasserstoff produzieren.
Im September 2019 gründete die Staatsregierung das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) und rief das „Bayerische Wasserstoffbündnis“ mit mittlerweile über 30 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden ins Leben. Überdies lege Bayern mit einer Reihe von neuen Forschungsprojekten „die Basis für Wasserstoffinnovationen“, so das Ministerium. Die Bayern-Strategie gliedert sich den Angaben zufolge in drei Segmente:
1. Innovation und Technologieführerschaft, um weltweite Marktpotenziale zu erschließen und auszubauen. Kern ist eine Forschungsoffensive „H2 Hightech Bayern“, mit der die Wasserstoffforschung durch eine Neuausrichtung und Bündelung der vorhandenen Kompetenzen gestärkt werde.
2. Beschleunigung der industriellen Skalierung und Wirtschaftlichkeit. Mit Entwicklungs-, Test- und Anwendereinrichtungen sollen innovative bayerische Unternehmen und Forschungsorganisationen die industrielle Entwicklung vorangetreiben.
3. Wasserstoffanwendungen in Verkehr und Industrie sowie den Ausbau der H2-Infrastruktur beschleunigen. Als Basis sollen in den nächsten Jahren bayernweit 100 H2-Tankstellen errichtet werden. Dafür hat das Wirtschaftsministerium ein Förderprogramm in Höhe von 50 Millionen Euro aufgelegt. Gefördert wird die Errichtung öffentlicher und betrieblicher H2-Tankstellen für Brennstoffzellen-Busse und Lkw/Nutzfahrzeuge.
Die Staatsregierung werde zudem kombiniert Elektrolyseanlagen und Brennstoffzellenfahrzeuge wie Busse und Nutzfahrzeuge/Lkw fördern. Damit sollen vor allem neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für Tankstellen-Standorte an kommunalen Betriebshöfen, bei Stadtwerken, für Fuhrpark- und Busunternehmen geschaffen werden.
Das H2.B in Nürnberg werde eine „Wasserstoff Roadmap Bayern“ für die Zeit bis 2025 erarbeiten.
Deep Link:
https://de.reuters.com/article/deutschland-energie-wasserstoff-idDEKBN2351V9
https://www.faz.net/2.1652/anja-karliczek-weltmeister-des-gruenen-wasserstoffs-werden-16794947.html
https://www.stmwi.bayern.de/presse/pressemeldungen/pressemeldung/pm/43490/
https://www.stmwi.bayern.de/wasserstoffstrategie/
Foto:
Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (2.v.l.) stellt die Bayerische Wasserstoffstrategie in Nürnberg vor / © StMWi/E. Neureuther