(Berlin / Deutschland) – Vertreter der Regierungen von Deutschland und Tschechien haben eine bilaterale Arbeitsgruppe für Wasserstoffinfrastruktur ins Leben gerufen. Ziel ist eine engere Abstimmung bei grenzüberschreitenden Wasserstoffprojekten, insbesondere beim geplanten „Czech-German Hydrogen Interconnector“ (CGHI). Zur Arbeitsgruppe gehören auch die nationalen Regulierungsbehörden sowie die Netzbetreiber Gascade, Open Grid Europe, NaTran und Net4Gas.

Der CGHI-Korridor von Lubmin über Tschechien bis nach Frankfurt/Main. © Projektseite CGHI
Das Vorhaben sieht die Umrüstung bestehender Erdgasleitungen zu Wasserstoffpipelines vor, die den bidirektionalen Transport ermöglichen. Es sei „ein Schlüsselvorhaben zur Stärkung des geplanten deutschen Wasserstoffkernnetzes“, heißt es im Bundewirtschaftsministerium. Gleichzeitig schaffe es die Voraussetzungen für künftige Wasserstoffimporte nach Tschechien. „Die geplante Vernetzung stellt einen entscheidenden Schritt zur Anbindung wichtiger europäischer Wasserstoffkorridore dar“, sagt Tomáš Ehler, Abteilungsleiter im tschechischen Ministerium für Industrie und Handel. Grundlage der Zusammenarbeit ist die im April 2025 unterzeichnete gemeinsame Deutsch-Tschechische Absichtserklärung zur Wasserstoffinfrastruktur, in der beide Länder ihr Engagement für einen „koordinierten Aufbau einer leistungsfähigen und sicheren Wasserstoffinfrastruktur in Mitteleuropa“ bekräftigten.
CGHI ist wichtige Verbindung mit dem Baltikum
Bereits im November 2024 wurde eine Vormachbarkeitsstudie abgeschlossen, die gemeinsam von Gascade, Net4Gas und OGE erstellt wurde. Demnach stehe das CGHI im Einklang mit dem European Hydrogen Backbone (EHB) und der REPowerEU-Strategie der EU und schaffe eine wichtige Verbindung zwischen den Wasserstoffproduktionszentren im Norden und im Baltikum und den großen Nachfragezentren in Süddeutschland.
Der Korridor erstreckt sich über 772 Kilometer von Lubmin über den Grenzübergang Deutschneudorf und Waidhaus nach Süddeutschland und wird etwa 87 Prozent umgewidmeter bestehender Gasinfrastruktur nutzen, ergänzt durch neue Pipelines. Der Betrieb soll bis 2029 aufgenommen werden, Verdichterstationen kommen zu einem späteren Zeitpunkt hinzu.
Die anfängliche Transportkapazität wird auf bis zu 144 Gigawattstunden (GWh) pro Tag geschätzt, was ausreiche, um die Tschechische Republik mit Wasserstoff zu versorgen und den wachsenden Wasserstoffbedarf Deutschlands zu decken, der bis 2030 auf 130 Terawattstunden (TWh) und bis 2050 auf bis zu 500 TWh steigen soll.
Die Investitionsausgaben werden auf 986 Millionen Euro (±13 Prozent) geschätzt, die jährlichen Betriebskosten auf 30 Millionen Euro (±7 Prozent). Zu den Finanzierungsstrategien gehören private Investitionen, die durch staatlich gesicherte Garantien in Deutschland unterstützt werden, und eine Mischung aus EU- und nationalen Fördermitteln in Tschechien.
In nächsten Schritten werden detaillierte nationale Machbarkeitsstudien durchgeführt, gefolgt von der Vorbereitung der endgültigen Investitionsentscheidung.
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Deutschland und Tschechien gründen eine Arbeitsgruppe, um in Sachen Wasserstoff die länderübergreifende Verbindung „Czech-German Hydrogen Interconnector“ (CGHI) voranzubringen. Vorn Mitte: Tomáš Ehler, Abteilungsleiter im tschechischen Ministerium für Industrie und Handel. © BMWE via LinkedIn




