(Washington / USA) – In Europa verkaufte Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) emittieren über ihre Lebensdauer bis zu 79 Prozent weniger Treibhausgase als Benziner – allerdings nur, wenn der Wasserstoff mit Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt werde. Die Emissionen von FCEV, die mit dem derzeit vorrangig verfügbaren erdgasbasierten Wasserstoff betrieben werden, stoßen 175 Gramm CO2 pro Kilometer (g CO2e/km) aus, was immerhin noch 26 Prozent niedriger sei als die Lebenszyklusemissionen von Benzinfahrzeugen (235 g CO2e/km). Bei Verwendung von grünem Wasserstoff lägen die Emissionen hingegen bei nur 50 Gramm. Zu diesem Ergebnisse kommt eine Lebenszyklusanalyse des International Council on Clean Transportation (ICCT).

Lebenszyklusanalyse: Brennstoffzellenautos, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden, haben die beste CO2-Bilanz aller untersuchten Antriebsarten. © International Council on Clean Transportation (ICCT)
Demgegenüber verursachten heute in Europa verkaufte vollelektrische Autos (BEV) über ihre Lebensdauer 73 Prozent weniger Treibhausgase als Benziner (ICEV, Internal combustion engine vehicle). Dies entspreche einer Verbesserung um 24 Prozentpunkte gegenüber den Berechnungen des ICCT aus dem Jahr 2021. Beim herkömmlichen Strommix seien es 63 Gramm, bei Nutzung von Ökostrom 52 Gramm. „Dieser Fortschritt ist vor allem auf den beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien und die hohe Effizienz batteriebetriebener Fahrzeuge zurückzuführen“, sagt ICCT-Wissenschaftlerin Marta Negri.
Verunsicherung durch Fehlinformation
Zur Verunsicherung bezüglich der Klimabilanz von Elektroautos hätten „Fehlinformationen in der Debatte“ beigetragen. Laut ICCT könnten einzelne Annahmen die Ergebnisse stark verzerren – etwa, wenn man nicht einbeziehe, dass sich der Strommix über die Lebensdauer der Fahrzeuge ändere, dass die realen Verbrauchswerte von Autos meist deutlich von den offiziellen Angaben abwichen oder dass Fahrzeuge im Schnitt mehr als 20 Jahre genutzt würden.
Die aufgrund der Batterieproduktion vermutete höhere CO2-Bilanz von Elektroautos sei „in der Regel innerhalb des ersten bis zweiten Nutzungsjahres ausgeglichen“. Zwar fielen bei der Herstellung vollelektrischer Fahrzeuge rund 40 Prozent mehr Emissionen an als bei Benzinern, doch dieses anfängliche „Emissionsdefizit“ sei laut Studie bereits nach rund 17.000 Kilometern ausgeglichen.
Hybrid und Plug-In besser als Benziner
Auch andere Antriebstechnologien blieben in ihrer Klimabilanz hinter vollelektrischen Fahrzeugen zurück. Dieselfahrzeuge (234 g CO2e/km) wiesen ähnliche Lebenszyklusemissionen auf wie Benzinfahrzeuge, und erdgasbetriebene Autos (CNG, 203 g CO2e/km) hätten schätzungsweise nur 13 Prozent niedrigere Emissionen. Hybridfahrzeuge (HEV, 188 g CO2e/km) verursachten im Vergleich zu Benzinern etwa 20 Prozent weniger Emissionen, Plug-in-Hybride (PHEV, 163 g CO2e/km) rund 30 Prozent. Plug-in-Hybride würden im Alltag „seltener elektrisch gefahren als ursprünglich angenommen“, so die Analyse.
„In letzter Zeit haben Führungskräfte der Automobilbranche die Klimabilanz insbesondere im Vergleich von Elektroautos und Hybriden wiederholt falsch dargestellt“, sagt Georg Bieker, Senior Researcher beim ICCT. Doch müsse eine Lebenszyklusanalyse eine repräsentative Nutzung über das gesamte Fahrzeugleben abbilden und auf echten Praxisdaten basieren. „Mit dieser Studie möchten wir die öffentliche Debatte versachlichen und Politik wie Industrie eine verlässliche Entscheidungsgrundlage bieten.“

Eine Studie des ICCT analysiert die Treibhausgasemisssionen von Pkw anhand der Antriebsarten. © International Council on Clean Transportation (ICCT)
Fazit der Autoren: Die schrittweise Abschaffung der Neuzulassung von mit dem durchschnittlichen Kraftstoff- und Strommix betriebenen ICEV-, HEV- und PHEV-Zulassungen bis 2035 würde die Emissionen des Sektors an die Klimaziele der EU anpassen. BEV böten eine erhebliche Verringerung der Treibhausgasemissionen. Um ein ähnliches oder besseres Emissionsreduktionspotenzial als BEV zu erreichen, müssten FCEV auf die Verwendung von grünem Wasserstoff beschränkt werden. Fahrzeuge, die ausschließlich mit E-Fuels betrieben würden, erreichten theoretisch ähnliche Lebenszyklusemissionen wie BEV. Doch sei die Verfügbarkeit von E-Fuels für den Straßenverkehr ungewiss, während die Kosten voraussichtlich hoch blieben.
Das ICCT ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Washington und Niederlassungen in San Francisco und Berlin. Finanziert wird sie unter anderem von philanthropischen Stiftungen, insbesondere der Hewlett-Packard-Familie. Das ICCT und die West Virginia University waren 2015 in den USA mit eigenen Untersuchungen maßgeblich an der Aufdeckung des VW-Abgasskandals beteiligt.
Die Analyse „Life-cycle greenhouse gas emissions from passenger cars in the European Union. A 2025 update and key factors to consider“ gibt es kostenfrei als PDF (38 Seiten).
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Brennstoffzellenfahrzeuge, die mit erdgasbasiertem Wasserstoff betrieben werden, schneiden bei den Emissionen nur wenig besser ab als Benziner und Diesel und Hybrid. © H2 Mobility GmbH