(Berlin / Deutschland) – Die Bundesregierung will in den kommenden vier Jahren zusätzlich 400 Millionen Euro für klimafreundliche Schifffahrt und die Modernisierung von Häfen zur Verfügung stellen. Die Mittel seien unter anderem zur Ko-Finanzierung des Aufbaus von Landstrom- und Bunkeranlagen für alternative Kraftstoffe in den Häfen gedacht – darunter fallen gemeinhin Wasserstoff, Ammoniak und Methanol –, zudem für Wasserrouten, über die nur emissionsarme Schiffe fahren, sowie zur Stärkung von Binnenwasserwegen. Das Geld soll aus einem neu zu schaffenden Haushaltstitel „Klimafreundliche Schifffahrt und Häfen“ im Klima- und Transformationsfonds (KTF) kommen.
Mittel für Seehäfen und Binnenprojekte
Die zusätzlichen Bundesmittel würden vor allem die Seehäfen in den fünf Küstenländern Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern stärker unterstützen als bisher. Aber auch Schifffahrtsprojekte und Binnenhäfen würden davon profitieren, so das Bundeswirtschaftsministerium.
Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und der Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) begrüßen erwartungsgemäß die Ankündigung. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Mittel rasch konkreten Projekten zugewiesen werden, die den Strukturwandel der Häfen aktiv vorantreiben – sei es im Bereich Windenergie oder emissionsarmer Hafenbetrieb“, sagt Florian Keisinger, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS).
Investitionsstau 18 Milliarden Euro
In den vergangenen Legislaturperioden hatten die deutschen Verkehrsminister für die öffentliche Hafeninfrastruktur offensichtlich nicht viel übrig: Der Investitionsstau belaufe sich deutschlandweit auf rund 18 Milliarden Euro, so der ZDS – davon entfielen 15 Milliarden auf die Seehäfen und drei Milliarden auf die Binnenhäfen. „Die dringend erforderliche Modernisierung dieser kritischen Infrastruktur lässt sich nur durch eine langfristig tragfähige Finanzierungsstrategie bewältigen.“ Die deutschen Seehäfen fordern daher zusätzlich eine deutliche Aufstockung des Hafenlastenausgleiches auf mindestens 500 Millionen. Euro jährlich für Investitionen und Betriebskosten.

Während die Häfen in Deutschland auf ihre Modernisierung warten, arbeitet man in Rotterdam schon an der Zukunft: Der Hafen von Rotterdam baut seine Aktivitäten zum Import von Wasserstoff und grünen Kraftstoffen seit Jahren weiter aus. Durch privatwirtschaftliche Kooperationen wie jüngst mit der AM Green Ammonia Pvt. Ltd rechnet man allein durch den Handel mit grünen Kraftstoffen mit Umschlägen von jährlich einer Million Tonnen im Wert von bis zu einer Milliarde Dollar. © Port of Rotterdam Authority / Martens Multimedia
Die deutschen See- und Binnenhäfen sicherten direkt und mittelbar 4,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland, davon rund 1,5 Millionen in der Industrie. „Daran gemessen sind die Forderungen der Hafenwirtschaft relativ gering und sehr gut investiertes Geld“, sagt Marcel Lobeck, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB).
Eine schnelle Zuteilung der versprochenen Fördermittel zur Modernisierung der deutschen Schifffahrt nebst Häfen ist allerdings noch nicht in Sicht. Zunächst müssen die bürokratischen Mühlen noch etwas mahlen: Einzelheiten zu den Fördermöglichkeiten befinden sich laut Bundesverkehrsministerium „in der Erarbeitung“ und sollen „im Laufe des Jahres“ vorgestellt werden.
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Der Bund will klimafreundliche Schifffahrt und die Modernisierung von Häfen mit 400 Millionen Euro fördern (im Bild: der Hafen von Helgoland). © Andreas Lohse