(Köln / Deutschland) – Der Kölner Vermieter von mit Wasserstoff betriebenen Lkw Hylane GmbH vermarktet künftig auch batterieelektrische Fahrzeuge (BEV). Den Angaben zufolge könnten Kunden „noch dieses Jahr“ E-Lkw des Typs „Mercedes Benz eActros“ der Daimler Truck AG nutzen.

Hylane hat künftig auch batterieelektrische Lkw von Daimler Truck im Leasing-Programm und ergänzt damit das Wasserstoffportfolio. © Hylane GmbH

Mittlerweile umfasse die Flotte über 100 emissionsfreie Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb (FCEV), etwa von Hyundai und Iveco. Zu den Kunden gehörten DB Schenker/DSV, Hermes und Rewe. Für Hylane sei die Erweiterung „keine Abkehr vom Wasserstoff, sondern eine strategische Ergänzung“, sagt Geschäftsführerin Sara Schiffer. Batterie und Brennstoffzelle hätten jeweils spezifische Stärken in unterschiedlichen Einsatzszenarien. Auch Fahrzeughersteller setzten zunehmend auf „eine duale Strategie“ und investierten parallel in batterie- sowie brennstoffzellenelektrische Antriebe. „In den kommenden Monaten“ gingen 30 „eActros“-Fahrzeuge an den Logistiker DHL und sollen beim Transport zwischen Paketzentren zum Einsatz kommen. Die Kapazität der Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) betrage 600 Kilowattstunden, was eine Reichweite von 500 Kilometern mit einer Ladung ermögliche. Die Trucks würden bis Ende des zweiten Quartals 2026 ausgeliefert.

Daimler setzt auf FCEV und BEV

Daimler Truck investiere eigenen Angaben zufolge in die Elektrifizierung seines Fahrzeugportfolios und sieht in Wasserstoff „eine wichtige Ergänzung zu batterieelektrischen Lösungen“. Mittlerweile habe das Unternehmen in seinem globalen Produktportfolio elf batterieelektrische Fahrzeuge in Serienproduktion. Lkw mit Wasserstoffantrieb sollen folgen.

Der „Mercedes‑Benz eActros 600“ für den Fernverkehr ist das neue Flaggschiff unter den batterieelektrischen Lkw von Daimler Truck (vorn). © Daimler Truck AG

Aktuell testeten fünf Transportunternehmen jeweils einen Prototyp des „Mercedes-Benz GenH2“-Truck. Die nächste Generation des Brennstoffzellen-Lkw soll Ende 2026 mit 100 Fahrzeuge in weitere Kundenerprobungen gehen. Angetrieben werden die Fahrzeuge durch Brennstoffzellen von Cellcentric, einem Joint Venture von Daimler Truck und der Volvo Group, das im baden-württembergischen Weilheim an der Teck derzeit „eine der größten Brennstoffzellenproduktionen in Europa“ aufbaue (wir berichteten).

„Wer den Transport der Zukunft anführen will, setzt nicht auf Entweder-oder, sondern auf Batterie und Wasserstoff“, erklärte dieser Tage Andreas Gorbach, Vorstandsmitglied der Daimler Truck AG und verantwortlich für den Bereich Truck Technology. Durch die Kombination und den parallelen Aufbau der Lade- und Tankinfrastruktur könne die Dekarbonisierung des Transports mit höher Geschwindigkeit und geringeren Kosten stattfinden. „Europa hat – noch – die historische Chance, Technologieführer bei Wasserstoff und Brennstoffzelle zu bleiben und somit die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts massiv zu stärken.“ Dies sei allerdings auch abhängig vom „politischen Handlungswillen“. Die Entwicklung einer Wasserstoffinfrastruktur sei im Zusammenspiel mit der elektrischen Ladeinfrastruktur sogar kosteneffizienter als der massive Ausbau einer Infrastruktur allein.

Iveco liefert drei FCEV-Lkw an Hylane

Erst im Mai hatte Hylane die Einflottung von drei neuen brennstoffzellenbetriebenen Sattelzugmaschinen des Typs „S-eWay Fuel Cell“ der Iveco Magirus AG angekündigt. Die Fahrzeuge haben eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern und lassen sich den Angaben zufolge in weniger als 20 Minuten nachtanken. Die verbauten Wasserstoffspeicher fassen bis zu 70 Kilogramm bei 700 bar Druck und versorgen ein Brennstoffzellensystem mit einer Leistung von insgesamt über 200 Kilowatt (kW).

Die Iveco Magirus AG übergibt drei neuen brennstoffzellenbetriebene Sattelzugmaschinen des Typs „S-eWay Fuel Cell“ an den Lkw-Vermieter Hylane. © Iveco Magirus AG

Die eAchse werde sowohl aus dem Brennstoffzellensystem als auch aus zwei zentral verbauten Batteriepaketen gespeist. Die Systemleistung liegt bei 400 kW, das zulässige Gesamtgewicht beträgt 44 Tonnen. Das Antriebsmodul, die E-Motoren plus Leistungselektronik und Komponenten des Wasserstoffspeichersystems liefert Bosch. Die Lkw stammten aus einer am Standort Ulm produzierten Kleinserie, welche die Praxistauglichkeit und Skalierbarkeit des wasserstoffbetriebenen Fernverkehrs unter Beweis stellen solle.

Expansion in die Niederlande

Mit einer neu gegründeten Tochtergesellschaft Hylane Netherlands BV hat das Unternehmen jüngst sein Angebot auf das benachbarte Königreich ausgeweitet. Die Niederlande seien „als Handelszentrum Europas bekannt“ – insbesondere durch den Verkehrsknotenpunkt des Tiefwasserhafens Rotterdam, dessen strategische Lage für eine hohe Nachfrage im Bereich Schwerlastlogistik sorge, begründet Hylane-Geschäftsführerin Sara Schiffer den Eintritt in den dortigen Markt.

Zum Start würden Wasserstoffverbrenner von MAN Truck & Bus SE, Brennstoffzellen-Lkw von Hyundai und batteriebetriebene Lkw von Daimler angeboten. Die Sattelzugmaschine von MAN erreiche eine maximale Reichweite von bis zu 600 Kilometern. Das Fahrzeug speichere 56 Kilogramm Wasserstoff bei 700 bar und lasse sich in etwa 15 Minuten vollständig betanken. Das Brennstoffzellenmodell „Xcient Fuel Cell“ von Hyundai biete eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Der Wasserstoff werde in sieben Behältern gespeichert, die innerhalb von acht bis 20 Minuten vollständig betankt werden könnten. Die batteriebetriebene Sattelzugmaschine von Daimler habe eine Reichweite von etwa 500 Kilometern. Die Ladedauer von 20 auf 80 Prozent betrage etwa 60 Minuten.

Fördermittel für Anschaffung und H2-Stationen

Hylane hatte sich auf das niederländische Förderprogramm SWiM (Subsidieregeling Waterstof in Mobiliteit) beworben. Mit den bewilligten Mitteln würden sowohl Wasserstoffverbrenner als auch Brennstoffzellen-Lkw angeschafft. Die Förderung decke bis zu 80 Prozent der Differenz zwischen den Anschaffungskosten für Fahrzeuge mit Diesel- und Wasserstoffantrieb.

Voraussetzung war die Bildung eines Konsortiums mit mindestens einem Wasserstofftankstellenbetreiber. Hylane habe daher strategische Partnerschaften mit niederländischen Anbietern geschlossen: TEAL Mobility, Fountain Fuel und Vissers. Über eine Tankkarte erhalten die Kunden einfachen Zugang zum bestehenden H2-Netz in den Niederlanden.

Erschließung weiterer Stationen

Aufgrund des bereits existierenden Tankstellenetzes, können Transportunternehmen ihre bestehenden Routen beibehalten, während über das SWiM-Förderprogramm weitere strategisch gelegene Stationen erschlossen würden. So baue TEAL Mobility sein Angebot weiter aus. Man verfüge über fünf Wasserstofftankstellen, die in den Niederlanden unter der Marke Total Energies betrieben würden. Zwei eröffneten „in Kürze“, geplant seien sieben weitere Stationen in Belgien, Luxemburg, Deutschland und Frankreich, sagt CEO Florentin de Loppinot.

Hylane vermietet Nutzfahrzeuge im „Pay-Per-Use“-Modell. Unternehmen, welche die Lkw einflotten, zahlen für die Nutzung und rechnen auf Basis der gefahrenen Kilometer ab. Im Mietpreis enthalten sind unter anderem Wartung, Versicherung, Hauptuntersuchung sowie weitere Dienstleistungen. Der Wasserstoff und der Fahrer selbst sind nicht inkludiert. Gleiches gilt für batteriebetriebene Lkw.

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Hylane expandiert auf den niederländischen Logistikmarkt. © Hylane GmbH