(München / Deutschland) – Die BMW Group ergänzt ihre Flotte für Transportlogistik um zwei Brennstoffzellen-Lkw (FCEV). Vorgesehen ist zunächst der Pilotbetrieb zwischen den Standorten Leipzig, Landsberg und Nürnberg, „um die Praxistauglichkeit dieser Technologie zu erproben“, so das Unternehmen. Dafür werden eigens zwei neue Wasserstofftankstellen in Leipzig und Hormersdorf (Sachsen) errichtet.

Michael Nikolaides, Leiter Produktionsnetzwerk und Logistik BMW Group: „Wichtiger Meilenstein, um Erfahrungen im Serienbetrieb zu erlangen und diese Technologie voranzutreiben.“ © BMW Group

Gefördert durch die Clean Hydrogen Partnership, werden zur Erprobung insgesamt 16 FCEV in europäischen Ländern eingesetzt. BMW nutzt zwei Sattelzugmaschinen des Typs „S-eWay Fuel Cell“ der Iveco Group. Die Reichweite beträgt nach Herstellerangaben bis zu 800 Kilometer, die Tankzeit für 70 Kilogramm komprimierten Wasserstoff bei 700 bar Druck weniger als 20 Minuten.

Erfahrungen sammeln mit FCEV-Technologie bei Lkw

„Erstmalig werden jetzt im Serienbetrieb für die deutsche Automobilproduktion wasserstoffbetriebene Lkw eingesetzt“, sagt Michael Nikolaides, Leiter Produktionsnetzwerk und Logistik BMW Group. „Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein, um Erfahrungen zu erlangen und diese wichtige Technologie voranzutreiben.“ Damit solle „der Weg für die Kommerzialisierung von Brennstoffzellen-Lkw in Europa geebnet“ werden.

Die Betankung mit 70 Kilogramm Wasserstoff dauert 20 Minuten, die Reichweite liegt bei 500 Kilometer. © BMW Group

Durch kurze Betankungszeiten und höhere Reichweiten könnten Wasserstoff-Lkw auf der mehr als 500 Kilometer langen Strecke Leipzig-Landsberg eine wichtige Ergänzung für E-Lkw darstellen, welche bei der BMW Group ebenfalls im Einsatz sind. Darüber hinaus böten die H2-Lkw einen „flexiblen Logistikeinsatz“ unabhängig von Ladeinfrastruktur oder Netzausbau.

„Die Auslieferung unserer ersten beiden Sattelzugmaschinen an BMW ist ein wichtiger Schritt, um die Praxistauglichkeit und Skalierbarkeit des wasserstoffbetriebenen Fernverkehrs unter Beweis zu stellen“, sagt Giandomenico Fioretti, Head of Alternative Propulsion Business Development.

Das Leipziger BMW-Werksgelände verfügt über fünf Indoor-Wasserstofftankstellen mit automatisierten Tankvorgänge für brennstoffzellenbetriebene Gabelstapler und Routenzüge. © BMW Group

BMW hatte auf dem Leipziger Werksgelände bereits 2013 eine erste Indoor-Wasserstofftankstelle für die interne Werkslogistik errichtet, um Gabelstapler und Routenzüge zu betanken. Heute verfüge das Werk den Angaben zufolge über eine der größten Flotten mit brennstoffzellenbetriebenen Flurförderfahrzeugen Europas. Fünf Wasserstofftankstellen ermöglichten voll automatisierte Tankvorgänge.

Überdies verwende BMW im Werk Leipzig in seiner Lackiererei fünf bivalente Brenner, die neben Erdgas auch Wasserstoff nutzen könnten. Weitere Brenner würden sukzessive umgerüstet, sodass langfristig auf den Einsatz von Erdgas komplett verzichtet werden könne.

Brennstoffzellen-Pkw werden in das Portfolio integriert

Im Pkw-Segment bereitet BMW nach der Erprobung der Pilotflotte des Modells „iX5 Hydrogen“ nun die Produktion von Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb im Jahr 2028 vor. Das Serienmodell werde nahtlos in das bestehende BMW-Fahrzeugportfolio integriert, sodass ein bestehendes Modell zusätzlich in einer Brennstoffzellen-Antriebsvariante angeboten werde. Der Konzern betrachte die FCEV-Technologie ausdrücklich „als Ergänzung zu den bereits etablierten Antriebstechnologien“ wie Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV), Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEV) und Verbrennungsmotoren (ICE).

Das BMW-Pilotvorhaben mit wasserstoffbetankten Fahrzeugen in Zusammenarbeit mit Iveco, DHL und Teal Mobility ist Teil des europäischen H2Haul-Projekts. © BMW-Group

Das Pilotvorhaben ist Teil des europäischen „H2Haul“-Projekts zur Förderung der Wasserstoffmobilität im Güterverkehr. Die BMW Group arbeitet dabei mit Iveco, DHL und Teal Mobility zusammen. Die beiden ausgelieferten Maschinen gehören zu einer Flotte von insgesamt zwölf wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen, die Iveco im Rahmen von H2Haul in Deutschland, Frankreich und der Schweiz einsetze, „um die Zukunftsfähigkeit von Brennstoffzellen-Lkw zu demonstrieren“. Neben der Beteiligung an H2Haul wurde unter der Konsortialführung von BMW auch das Forschungsprojekt HyCET zur Erprobung von Lkw mit H2-Verbrennungsmotoren initiiert. Dabei würden in Zukunft zwei 40-Tonnen-Lkw sowie ein 18-Tonnen-Lkw in der Logistik eingesetzt. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Verbundpartner in diesem Projekt sind DHL, Volvo Trucks, Deutz, Keyou und Total Energies.

Im Vergleich zur Brennstoffzelle habe der Verbrennungsmotor zwar einen höheren Verbrauch, könne aber „aufgrund der Ähnlichkeit zum etablierten Dieselmotor mit geringeren Produktionskosten punkten“. Brennstoffzellen-Lkw und H2‑Verbrenner nutzten die gleichen Strecke und dieselben Tankstellen. Im Vergleich der beiden Antriebstechnologien solle der bestmögliche Einsatzbereich der jeweiligen Technologie gefunden werden.

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Die BMW Group schickt zwei Brennstoffzellen-Lkw in den Pilotbetrieb zwischen den Standorten Leipzig, Landsberg und Nürnberg, um die Praxistauglichkeit dieser Technologie zu erproben. © BMW Group