(Berlin / Deutschland) – Der Energiekonzern Securing Energy for Europe GmbH (SEFE) mit Sitz in Berlin will grünen Wasserstoff aus Saudi-Arabien beziehen. Eine Absichtserklärung hat das Unternehmen jetzt mit ACWA Power unterzeichnet. Der Vereinbarung zufolge wollen die Unternehmen „eine Wasserstoffbrücke“ aufbauen. Das Liefervolumen umfasse ab 2030 jährlich 200.000 Tonnen. ACWA Power fungiere dabei als Entwickler, Investor und Betreiber von Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff und grünes Ammoniak, SEFE sei Mitinvestor und Hauptabnehmer.

Die Geschäftsführer von SEFE, Egbert Laege, und ACWA Power, Marco Arcelli, unterzeichneten in Riad eine Absichtserklärung zur Lieferung von jährlich 200.000 Tonnen Wasserstoff nach Deutschland. Der Zeremonie wohnten der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman (Mitte) und Bundesfinanzminister Jörg Kukies (rechts) bei. © SEFE

„Durch die Erweiterung unseres grünen Wasserstoffportfolios und Investitionen in die lokale Produktion ist SEFE in der Lage, Lösungen anzubieten, mit denen unsere Kunden ihre Dekarbonisierungsziele erreichen können“, sagt CEO Egbert Laege. Das Unternehmen entwickelt Transport- und Speicherinfrastrukturen für Wasserstoff in Deutschland. Über seine Tochtergesellschaft Gascade Gastransport GmbH wandelt SEFE im Rahmen des Projekts „Flow – making hydrogen happen“ einen Teil seines 4.100 Kilometer langen Pipeline-Netzwerks für den Wasserstofftransport um.

Zudem baut SEFE die neue Offshore-Wasserstoffpipeline „Aqua Ductus“. Damit bündeln die Fernleitungsnetzbetreiber Gascade und Gasunie sowie die Energieunternehmen RWE und Shell ihre Aktivitäten zur Entwicklung, Konstruktion und zum Betrieb einer Offshore-Sammelpipeline, die grünen Wasserstoff von der Nordsee zum Festland transportieren soll.

Auch sei SEFE an der Speicheranlage in Jemgum (Niedersachsen) beteiligt, die nach Fertigstellung bis zu 500 Gigawattstunden des Energieträgers speichern könne. Der deutsche Staatskonzern sieht sich eigenen Angaben zufolge mit einem Kundenportfolio von 200 Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) als „strategischer Partner in der grünen Wasserstofflieferkette“.

Zweiter Abschluss für ACWA Power in Europa

ACWA Power verkündet damit bereits den zweiten großen Geschäftsabschluss in Europa innerhalb weniger Tage. Kurz zuvor meldete der saudische Konzern eine Vereinbarung mit dem italienischen Ferngasnetzbetreiber Snam, wonach die Unternehmen die Schaffung einer internationalen Lieferkette für grünen Wasserstoff von Arabien nach Europa erkunden wollen (wir berichteten).

Neom Green Hydrogen, ein Gemeinschaftsunternehmen von ACWA Power, Air Products und der zurzeit entstehenden neuen Stadt Neom in Saud-Arabien, werde mit einem Jahresvolumen von 1,2 Millionen Tonnen grünen Ammoniaks die „weltweit erste grüne Wasserstoff-Großanlage“. In Usbekistan entwickelt ACWA Power ebenfalls ein grünes Wasserstoffprojekt mit einer Kapazität von zunächst 3.000 Tonnen. Überdies hat ACWA Power Absichtserklärungen mit Tunesien und Ägypten unterzeichnet, um Projekte zur Produktion und zum Export von grünem Wasserstoff nach Europa über den SoutH2-Korridor zu prüfen.

Höegh Evi liefert Infrastruktur

Wenige Tage zuvor hatte SEFE eine Vereinbarung mit der Höegh Evi Ltd. verkündet. Das Unternehmen, das auf Bermuda registriert ist und bis September 2024 als „Höegh LNG Holdings Ltd.“ firmierte, verfügt eigenen Angaben zufolge über die weltgrößte Flotte an schwimmenden Speichern und Regasifizierungsanlagen (FSRU, floating storage and regasification units).

Laut SEFE wolle man unter anderem die Machbarkeit verschiedener Wasserstoffkorridore analysieren und diese entwickeln. Ziel sei es, „internationale Lieferketten für sauberen Wasserstoff zu etablieren“. Dazu gehörten die Beschaffung von Ammoniak, der Transport per Schiff sowie die Lieferung an schwimmende Importterminals.

Dort werde das Gas mittels Ammoniak-Cracker in Wasserstoff rückgewandelt und der Energieträger dann über das sich im Aufbau befindende deutsche Wasserstoffkernnetz an Kunden von SEFE geliefert. Man werde potenzielle Standorte für solch schwimmende Terminals an der Ostsee- und Nordseeküste Deutschlands sowie in anderen Regionen Europas suchen. Diese lieferten dann „abrufbereiten und grundlastfähigen sauberen Wasserstoff“, so Höegh Evi.

Von Gazprom zum Bundeseigentum

Die Securing Energy for Europe GmbH war als Gazprom Germania GmbH einst Teil des russischen Gazprom-Imperiums. Im April 2022 setzte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Bundesnetzagentur als unabhängige deutsche Regulierungsbehörde vorerst als Treuhänderin ein. Anlass war die ungeklärte Übertragung der Gesellschafteranteile an eine im Ausland ansässige Gesellschaft, was nach deutschem Recht ohne vorherige Anzeige und Prüfung verboten ist.

Im Dezember 2022 wurde die Treuhandverwaltung abgeschlossen und SEFE verstaatlicht. Das Unternehmen mit eigenen Angaben zufolge weltweit rund 2.000 Mitarbeiter ist seither Bundesbesitz und beliefert über 50.000 Kunden, von kleinen Unternehmen bis hin zu Stadtwerken und multinationalen Konzernen.

Foto oben
SEFE will internationale Lieferketten aufbauen, um sauberen Wasserstoff für Deutschland und andere europäische Länder bereitzustellen. Höegh Evi verfügt über schwimmende Speicher und Regasifizierungsanlagen, womit Ammoniak in Wasserstoff rückgewandelt und nutzbar gemacht werden kann. © Höegh Evi Ltd.