(Madrid / Spanien) – Der spanische Mineralölkonzern Repsol S.A. will in der Region Katalonien die den Angaben zufolge „erste Anlage in Europa“ bauen, in der Siedlungsabfälle durch Vergasung zu „erneuerbarem Methanol“ verarbeitet werden. Die vom Verwaltungsrat genehmigten Investitionen belaufen sich auf mehr als 800 Millionen Euro. Nach Unternehmensangaben entstünden 2.800 Jobs während der Bauphase und 340 Arbeitsplätze bei Inbetriebnahme. Die Anlage werde „aufgrund ihres hohen Potenzials zur Emissionsreduzierung und des innovativen Charakters des Projekts“ mit Mitteln aus dem Innovationsfonds der Europäischen Union mit 106 Millionen Euro gefördert.

Grafische Darstellung der Pläne von Ecoplanta, um aus Siedlungsabfällen Treibstoff herzustellen. © Ecoplanta Molecular Recycling Solutions S.L.

Die Technologie für diese Art der Abfallverwertung wurde von dem in Montreal ansässigen Unternehmen Enerkem Inc. entwickelt (Claim: „From Waste to a sustainable Future“). Repsol ist 2022 im Rahmen einer Finanzierungsrunde als Neu-Investor einstiegen und erwarb eine 170 Millionen Dollar schwere Minderheitsbeteiligung an den Kanadiern. Die Unternehmen gründeten das Joint Venture „Ecoplanta Molecular Recycling Solutions S.L.“

Die neue „Ecoplant“-Anlage wird in den Industriekomplex von Repsol in Tarragona integriert, um die bestehenden Infrastrukturen zu nutzen. Sie habe eine Kapazität, um 400.000 Tonnen feste Siedlungsabfälle pro Jahr zu verarbeiten und sie in 240.000 Tonnen Brennstoffe und Kreislaufprodukte umzuwandeln.

CWP Global trat im Oktober 2024 einem Konsortium bei, zu dem unter anderem auch das Nürnberger Infrastrukturunternehmen Gauff gehört, um in Angola ein 600-MW-Wasserstoffprojekt zu entwickelt. Das Wasserstoffportfolio des Unternehmen besteht derzeit den Angaben zufolge aus acht Projekten in Afrika, Australien, Südamerika und Nordamerika mit einer Kapazität von kumuliert 200 Gigawatt, darunter die PtX-Projekte in Afrika in Mauretanien (Aman), Djibouti (Hayyu) und Marokko (Amun). Die Konsortialpartner v.l.: Stefan Traumann (Deutscher Botschafter in Luanda, Angola), Mike Scholey (CEO für Wasserstoff, CWP Global), Julian Reichert (Leiter Projektentwicklung, Conjuncta) , Stefan Tavares Bollow (Geschäftsführer, Gauff Engineering), Orlando da Mata (PCA, CPD-Sonangol), Vladimir Machado (CEO, CPD-Sonangol) © Gauff GmbH & Co. Engineering KG

Das Methanol werde aus den organischen Abfällen gewonnen, die Kreislaufprodukte aus nicht-organischen Abfällen wie etwa nicht wiederverwertbaren Kunststoffen. Die Inbetriebnahme ist für 2029 geplant. Es handele sich um die vierte Fabrik dieser Art: eine Demo-Anlage stand in Edmonton, Kanada, eine weitere sei in Varennes (Quebec, Kanada) im Bau und die dritte in Rotterdam in Planung.

Das Vorhaben hat sich um mehrere Jahre verzögert. Erste Pläne wurden bereits im April 2021 bekannt. Seinerzeit hieß es, die Investitionsentscheidung falle im ersten Quartal 2022 und die Anlage gehe 2025 in Betrieb. Bei der Bekanntgabe der Enerkem-Beteiligung im April 2022 war die Inbetriebnahme noch für 2026 vorgesehen.

Ausgereifte Lösung zur Dekarbonisierung

Der von Repsol bereits in seinem Werk in Cartagena herstellte erneuerbare Diesel und die jetzt vorgesehene Methanolproduktion ergänzten sich, etwa zur Nutzung im Schiffsverkehr. Beide Technologien seien „ausgereift“ – erneuerbarer Wasserstoff, Ammoniak oder die Elektrifizierung von Schiffsantrieben befänden sich demgegenüber noch in der Entwicklung und erforderten „große Investitionen in die Flottenerneuerung und die Kraftstoffverteilung“, begründet Repsol seine Wahl.

Repsol will nach eigenem Bekunden dereinst führender Hersteller erneuerbarer Kraftstoffe auf der Iberischen Halbinsel werden. Im Jahr 2027 sollen – einschließlich erneuerbarem Wasserstoff und Biomethan – zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Tonnen und im Jahr 2030 bis zu 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr produziert werden.

Im Juli 2023 hatte die EU-Kommission mehr als 3,6 Milliarden Euro für 41 Großprojekte im Bereich der sauberen Technologien vergeben. Auch Repsol wurden Fördermittel zugesprochen, um im Industriegebiet Tarragona unter Einsatz eines 150 Megawatt leistenden alkalischen Druckelektrolyseurs erneuerbaren Wasserstoff herzustellen und an lokale Abnehmer verkaufen. Ein digitaler Zwilling soll eine, wie es heißt, „flexible und optimierte Betriebsplattform“ ermöglichen. Dieses „T-Hynet“ genannte Projekt ist Teil des Konsortiums „Spanish Hydrogen Network“ (SHYNE).

Info zum Ecoplanta gibt es auf der Website.

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Schritt in die Kreislaufwirtschaft: Repsol investiert 800 Millionen Euro in eine Anlage zur Herstellung von Methanol aus Siedlungsabfällen. © Repsol S.A.