(Göteborg / Schweden) – Der schwedische Hersteller von Brennstoffzellen Power Cell AB beteiligt sich am EU-Projekt „H2MAC“, Akronym für „Hydrogen fuel cell electric non-road mobile MAChinery for Mining And Construction“. Ziel des Konsortiums von acht Unternehmen und Instituten ist die Entwicklung skalierbarer wasserstoffbetriebener Antriebsstränge für mobile Maschinen und Geräte „in stark beanspruchten Branchen abseits der Straße“ (Non-Road Mobile Machinery, NRMM).
Das im Januar gestartete und auf vier Jahre angelegte Vorhaben soll Brennstoffzellensysteme erforschen und entwickeln, die in schweren Maschinen eingesetzt werden und den oft schwierigen Bedingungen im Bau- und Bergbausektor standhalten müssen, etwa hinsichtlich Staub, Nässe und starken Vibrationen. Power Cells Aufgabe ist dabei die Integration seiner Technologie in ein Gesamtkonzept für „Anwendungen in rauen Umgebungen“. Ergebnisse sollen zwischen dem vierten Quartal 2025 und dem ersten Quartal 2026 vorliegen, erste Betriebstests seien für Herbst 2026 vorgesehen. Power Cell erhält dafür Projektmittel in Höhe von 793.000 Euro.
„Indem wir unsere Technologie in realen, anspruchsvollen Umgebungen anwenden, demonstrieren wir nicht nur die Robustheit unserer Brennstoffzellen, sondern auch ihr Potenzial zur Minimierung der lokalen Luftverschmutzung und zur Dekarbonisierung schwer abbaubarer Sektoren“, sagt Richard Berkling, CEO von Power Cell, einem 2008 gegründeten Spin-Out der Volvo-Gruppe.
Power Cell ist in mehrere Projekte mit seinen Hochleistungsbrennstoffzellen-Stacks (Heavy Duty Stack, HDS) involviert, sowohl für Off-Road- als auch On-Road-, für Luftfahrt- sowie für Schiffsanwendungen. Der HDS optimiert ein gutes Energie/Gewichtsverhältnis und ist für eine modulare Bauweise zwischen 300 Kilowatt und einem Megawatt ausgelegt. Damit solle die Nachfrage nach größeren Anlagen bedient und gleichzeitig Kosten, Gewicht und Größe reduziert werden.
HDS-Kooperation mit Zero Avia
Ende Oktober hatte Power Cell bereits eine neue Kooperation mit dem britisch-amerikanischen Flugzeugbauer Zero Avia Inc. verkündet. Ziel ist hierbei die Entwicklung von Brennstoffzellentechnologien für die Luft- und Raumfahrt und andere Segmente, in denen Hochleistungssysteme mit hoher Energieausbeute benötigt werden.
Die gemeinsame Forschung werde sich auf Mittel- und Hochtemperaturbrennstoffzellen konzentrieren, die energieintensivere Anwendungen wie große „Starrflügelflugzeuge und Drehflügler“ erschließen. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits seit einigen Jahren zusammen. Die Power Cell-Brennstoffzellenstacks sind Teil der Antriebe von Flugzeugprototypen, welche Zero Avia bereits sowohl am Boden als auch in der Luft getestet hat. Für das Jahr 2026 ist ein A-to-B-Flug mit der KLM Royal Dutch Airlines zwischen zwei Flughafenstandorten vorgesehen. Eine Reihe von Fluggesellschaften hat bereits großes Interesse gezeigt und Pre-Order für Wasserstoffmotoren von Zero Avia vereinbart.
Studie für Senkrechtstarter
Anfang Oktober hatte Power Cell überdies eine Vereinbarung mit einem namentlich nicht benannten australischen Luftfahrtunternehmen zur Erstellung einer Konzeptstudie für ein senkrecht startendes und landendes Flugzeug (vertical take-off and landing aircraft, VTOL) getroffen. Der Auftrag in Höhe von sieben Millionen schwedischen Kronen (0,6 Millionen Euro) für die technische Ausarbeitung der Spezifikation soll die Grundlage für mehrere Prototypen und deren spätere Vermarktung bilden.
Brennstoffzellen seien aufgrund der hohen Energiedichte im Verhältnis zum Gewicht „sehr gut“ für das VTOL-Segment geeignet, so das Unternehmen. Auf diese Weise biete ein wasserstoffelektrisches Flugzeug „eine hohe Nutzlast, große Reichweite sowie minimale Emissionen und einen geringen Lärmpegel“.
Stromversorgung für Schiffe
Auch im Bereich der Schiffsantriebe war Power Cell in den letzten Wochen aktiv. So wurde im September ein Auftrag mit einem Volumen von 165 Millionen Kronen (14 Millionen Euro) mit einem namentlich ebenfalls nicht genannten italienischen Schiffsbauer unterzeichnet. Der Auftrag bestehe aus drei Teilen und umfasse insgesamt 56 Brennstoffzellensysteme des im Juni eingeführten „Marine Systems 225“, von denen die meisten auf Kreuzfahrtschiffen installiert werden sollen. Die Systeme würden die Wasserfahrzeuge intern mit Strom mit einer Gesamtleistung von mehr als 6,3 Megawatt versorgen. Die Lieferungen sollen Mitte 2025 beginnen und bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Am gerade eingeweihten Testzentrum für Brennstoffzellen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Empfingen (Baden-Württemberg) ist Power Cell gleichfalls involviert. Das modular aufgebaute „BALIS“ genannte Testfeld ist nach DLR-Angaben für die nächsten drei Jahre mit Forschungsvorhaben gut ausgelastet. Es ermögliche, einzelne Komponenten und auch ganze Antriebsstränge umfassend zu untersuchen. Dazu gehören das Brennstoffzellensystem selbst, Elektromotoren, Tankinfrastruktur sowie Steuerungs- und Regelungstechnik. Im Fokus stehen den Angaben zufolge Systeme mit einer Leistung von rund 1,5 Megawatt, die zum Beispiel Schiffe antreiben und perspektivisch in der Luftfahrt eingesetzt werden könnten.
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Power Cell AB beteiligt sich am EU-Projekt „H2MAC“, um skalierbare wasserstoffbetriebene Antriebsstränge für mobile Maschinen etwa im Bergbau zu entwickeln. © Power Cell AB