(Brüssel / Belgien) – Die globale Pipeline für sauberen Wasserstoff ist seit 2020 bis Mai 2024 von 228 auf 1.572 Projekte gewachsen. Die zugesagten Investitionen für Vorhaben, bei denen die endgültige Entscheidung (Final Investment Decision, FID) erreicht wurden, hätten sich versiebenfacht: von etwa zehn Milliarden Dollar für 102 Projekte im Jahr 2020 auf etwa 75 Milliarden Dollar für 434 Projekte im Jahr 2024. Dies geht aus dem jüngsten Bericht „Hydrogen Insights 2024“ hervor, den McKinsey & Company im Auftrag des Hydrogen Council jetzt vorgelegt hat.

Von der Planung zur Umsetzung

Neue Daten von Oktober 2023 bis Mai 2024 zeigten eine deutliche Verlagerung von der Projektplanung zur Umsetzung. Die angekündigten Gesamtinvestitionen bis 2030 seien um rund 20 Prozent gestiegen – von 570 auf 680 Milliarden Dollar. „Das bemerkenswerteste Wachstum ist in den fortgeschritteneren Phasen der Projektentwicklung zu verzeichnen“, so die Analyse, wobei die Investitionen nach der FID-Phase um 90 Prozent zunahmen, gefolgt von einem Anstieg um 30 Prozent bei Projekten in der FEED-Phase (Front-End Engineering Design).

Diese „deutliche Verschiebung in der globalen Projektpipeline von der Ankündigung zur Umsetzung ist mit einer natürlichen Abnutzung verbunden“, so der Bericht. Dies fördere die Reifung der Branche, indem weniger tragfähige Projekte gestrichen und diejenigen mit dem größten Potenzial bevorzugt würden – „ein Muster, das auch in der Frühphase anderer Branchen sauberer Energien wie Wind und Solar zu beobachten ist“.

Trotz der Fortschritte sehe sich der Wasserstoffsektor, wie auch andere saubere Energiebranchen, derzeit mit makroökonomischem Gegenwind konfrontiert, darunter steigende Inflation und Zinssätze. Außerdem beeinflussten geopolitische Spannungen die Energiemärkte. „Sektorspezifische Probleme wie regulatorische Unsicherheit und steigende Kosten für erneuerbare Energien und Elektrolyseure haben zu Projektverzögerungen geführt, insbesondere bei Projekten für erneuerbaren Wasserstoff“, heißt es in der Studie.

Schaffung eines günstigeren Umfeldes erforderlich

„Wasserstoff ist im Kommen“, sagt Ivana Jemelkova, Geschäftsführerin des Hydrogen Council. „Da Wasserstoff im Rahmen der Energiewende Realität ist, ist es an der Zeit, bis 2030 deutlich mehr zu investieren, um unsere Ziele für die Mitte des Jahrhunderts zu erreichen.“ Ausgestattet mit den konkreten Erfahrungen der letzten vier Jahre müsse auf den Schlüsselmärkten „ein günstigeres Umfeld für die Projektdurchführung“ geschaffen werden. „Um das volle klimatische und sozioökonomische Potenzial von Wasserstoff auszuschöpfen, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Regierungen und Industrie“, kommentiert Sanjiv Lamba, Ko-Vorsitzender des Hydrogen Council: Mit einem unterstützenden Rechtsrahmen und gezielten Anreizen hätten Investoren die Sicherheit, „um Projekte bis zum FID zu bringen.“

Der Hydrogen Council ist eine globale, von CEOs geleitete Wasserstoffinitiative, um den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen. Die Gruppe von 140 Unternehmen aus 20 Ländern in Nord- und Südamerika, Europa, Afrika, dem Nahen Osten und dem asiatisch-pazifischen Raum deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab und umfasst sowohl multinationale Unternehmen als auch Start-ups und Investoren. Sie repräsentieren den Angaben zufolge eine Marktkapitalisierung von etwa neun Billionen Dollar.

Hydrogen Insights ist eine vom Hydrogen Council regelmäßig veröffentlichte Analyse zur weltweiten Entwicklung der Wasserstoffindustrie. Der Bericht stützt sich auf eine Kombination aus öffentlichen Informationen und eigenen Daten der Mitglieder.

Die Studie „Hydrogen Insights 2024“ mit zahlreichen Grafiken und Tagbellen gibt es auf Englisch kostenfrei als PDF (22 Seiten).

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Der Hydrogen Council hat seine Analyse „Hydrogen Insights 2024“ veröffentlicht. © Hydrogen Council / McKinsey & Company