(San Francisco / USA) – In der Bucht von San Francisco, Kalifornien, nimmt eine wasserstoffbetriebene Passagierfähre den kommerziellen Betrieb auf. Der 21 Meter lange Katamaran mit dem Namen „MV Sea Change“ befördert ab dem 19. Juli Passagiere zwischen Pier 41 im Hafen und dem etwa 20 Minuten entfernt liegenden Fährterminal Downtown. Der Clou: In den ersten sechs Monaten sind die Fahrten auf dem 75 Personen fassenden Schiff in dem jetzt angehenden Testbetrieb kostenfrei.
Brennstoffzellen mit 300 Kilowatt
Die Elektromotoren können das Gefährt bei einer Reichweite von 300 Seemeilen (555 Kilometer) mit einer Geschwindigkeiten von bis zu 20 Knoten antreiben (wir berichteten). Die PEM-Brennstoffzellen leisten 360 Kilowatt. Zur Versorgung dienen 240 Kilogramm gasförmiger Wasserstoff, der in Tanks (250 bar) auf Deck gespeichert ist.
Der Treibstoff werde mittels Solarstrom hergestellt, hieß es im Dezember 2021. Seinerzeit erfolgte die erste direkte mobile Betankung durch einen Lkw unter Aufsicht der US-Küstenwache (USCG). Die „Sea Change“ wurde von der Switch Maritime LLC finanziert. Das 2017 gegründete US-Investmentunternehmen will eine ganze Flotte von emissionsfreien Schiffen in Nordamerika initiieren, die von Schiffseignern und -betreibern übernommen werden können. Die „Sea Change“ sei die erste in einer Reihe von Fähren, die Switch in Zusammenarbeit mit Kommunen und Reedern bauen will.
Betreiberin der Pendlerfähre ist die San Francisco Bay Area Water Emergency Transportation Authority. An der Entwicklung war mehr als ein halbes Dutzend internationaler Firmen beteiligt. Die Konstruktion begann in Alameda, Kalifornien, bei Bay Ship and Yacht mit der Herstellung des Rumpfes und der Aufbauten. Anschließend wurde das Schiff zur All American Marine Inc. (AAM) in Bellingham, Washington, verlegt, wo die Brennstoffzellen, die Wasserstofftanks und die übrige Ausrüstung installiert und der Bau des Schiffes abgeschlossen wurden.
Der von Incat Crowther entworfene Katamaran ist mit einem Wasserstoffsystem von ZEI ausgestattet. Die Brennstoffzellen stammen von dem US-Motorenbauer Cummins Inc., die Wasserstofftanks von Hexagon Purus und der 600 Kilowatt leistende Elektroantrieb von BAE Systems. Die Lithium-Ionen-Batteriespeicher mit einer Kapazität von 100 Kilowattstunden hat XALT beigesteuert. Das Baumanagement oblag der Hornblower Group.
„Wenn wir dieses Schiff erfolgreich betreiben, wird es mehr davon in unserer Flotte geben“, zitiert die Nachrichtenagentur „AP“ den Vorsitzenden der Bay Area Water Emergency Transportation Authority, Jim Wunderman. „Der wirkliche Wert dieses Projekts ergibt sich, wenn man es mit der Anzahl der weltweit verkehrenden Fähren multipliziert“, sagt dem Artikel zufolge Frank Wolak, Präsident und CEO der Fuel Cell & Hydrogen Energy Association anlässlich eines Pressetermins. Es gebe ein „großes Potenzial, denn auf diese Weise ließen sich die CO2-Emissionen der Häfen verringern“.
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Die mit Wasserstoff betriebene Passierfähre pendelt künftig in der Buch von San Francisco – in den nächsten sechs Monaten vorerst kostenfrei. © Switch Maritime