(New York / USA) – In den Kalendern taucht künftig ein weiterer „Internationaler Tag“ auf: Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im Rahmen einer Resolution den 26. Januar als „International Day of Clean Energy“ ausgerufen – der Tag, an dem sich die Gründung der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) im Jahr 2009 jährt.

Das AKW „Nine Mile Point“ in Oswego, US-Bundesstaat New York, begann im März dieses Jahres mit der Produktion von „sauberem“ Wasserstoff mittels Atomstrom. © Constellation Energy

Wichtig: Der Begriff „Clean Energy“ bedeutet nicht zwingend „erneuerbare“ oder „grüne“ Energie. Denn als „sauber“ gilt in vielen Ländern auch Kernenergie – im Sinne von „CO2-frei“. So kann „sauberer“ Wasserstoff beispielsweise in den USA mittels Atomstrom hergestellt werden. Ebenso lässt sich die Stromerzeugung etwa aus Erdgas mittels Kohlenstoffabscheidung und Speicherung (CCS) darunter subsummieren. Das US-Energieministerium verteilt gerade Fördermittel in Höhe von fast 34 Millionen Dollar zur Erforschung von „sauberem“ Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen und Biomasse.

Zusammenhang zwischen Energie und Klima nicht berücksichtig

Die Wortwahl war den Teilnehmern der Generalversammlung durchaus bewusst. So bedauerte etwa die Vertreterin der EU, dass die Resolution „den unbestreitbaren Zusammenhang zwischen Energie und Klima nicht angemessen“ widerspiegele und sogar einen Hinweis auf „saubere Energien aus fossilen Brennstoffen“ enthalte. Wenn man sich dem Konsens anschließe, bedeute dies nicht, dieser Formulierung zuzustimmen, die auch nicht als Präzedenzfall für künftige Verhandlungen angesehen werden könne, gab die aus Frankreich stammende EU-Repräsentantin zu Protokoll.

Demgegenüber erklärte die britische Delegation, Emissionsminderungstechnologien sollten nur dann in Betracht gezogen werden, „wenn sie für eine kostengünstige Dekarbonisierung der Wirtschaft erforderlich“ seien. Die beste Option für „künftige robuste und kosteneffiziente Energiesysteme“ bestehe darin, „fossile Brennstoffe nicht unnötig an fortschrittliche und sauberere Technologien zu binden“.

Kein sauberer Wasserstoff aus fossilen Quellen

Der frühere australische Premier Malcom Turnbull warnte wenige Tage nach dem UN-Beschluss in seiner Keynote auf dem zurzeit in Melbourne stattfindenden „APAC Offshore Wind and Green Hydrogen Summit“ alle Entscheidungsträger davor, sich von den Fürsprechern fossiler Brennstoffe nebst blauem Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung beeinflussen zu lassen. Er machte Beobachtern zufolge sehr deutlich, dass zumindest Australien die Zeit weglaufe und sein Kontinent in Sachen grüner Wasserstoff im Vergleich zum Rest der Welt noch keine gute Figur abgebe.

Malcolm Turnbull, früherer Premierminister von Australien (2015-2018): „Hüten Sie sich vor Leuten, die von sauberem Wasserstoff reden – das sind die gleichen Leute, die Ihnen saubere Kohle gebracht haben.“ © Hydro.org

Ende letzten Jahres habe nur ein einziges australisches grünes Wasserstoffprojekt mit einer Kapazität von zehn Megawatt die Finanzierungsphase abgeschlossen – im Vergleich zu mehr als 1.700 Megawatt in den USA und Europa. „Blauer Wasserstoff ist ein Mechanismus der fossilen Brennstoffindustrie, um den Übergang zu einer grünen Wasserstoffwirtschaft zu verzögern“, sagte Turnbull. „Hüten Sie sich vor Leuten, die von sauberem Wasserstoff reden – das sind die gleichen Leute, die Ihnen saubere Kohle gebracht haben.“

Der Entwurf zum „International Day of Clean Energy“ war gemeinsam von mehr als 20 Ländern eingebracht worden, darunter Erdölstaaten wie Saudi-Arabien, Kuweit und Oman. Die Generalversammlung in New York hat die Resolution (A/77/L.93) ohne Abstimmung angenommen. Die Kosten für alle Aktivitäten, die sich aus der Umsetzung dieser Resolution ergeben, sollen „aus freiwilligen Beiträgen“ bestritten werden.

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Die UN-Generalversammlung beschließt am 25. August den „International Day of Clean Energy“. © UN / Manuel Elías