Australien zertifiziert Herkunft von Wasserstoff +++ Wood Mac: Sinkende Kosten machen grünen Wasserstoff 2030 wettbewerbsfähig +++ Neue H2-Tankstelle in Prenzlau +++ Woodside erweitert H2-Portfolio in den USA +++ Airbus bündelt H2-Forschung in Spanien +++ Otto-von-Guericke-Preis für PEM-Stromverteiler aus Papier +++ DNV zertifiziert AFC Energys Konzept für Ammoniak-Frachter +++ Indien schreibt 2 GW Elektrolyseurkapazität aus +++ Termine

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Australien will im Rahmen eines Modellprojekts Wasserstoff zertifizieren. In den nächsten 18 Monaten werden die Regulierungsbehörde für saubere Energie (Clean Energy Regulator, CER) und das Ministerium für Industrie, Wissenschaft, Energie und Ressourcen gemeinsam ein Herkunftsnachweissystem (Hydrogen Guarantee of Origin, GO) erproben, um die Emissionen aus der Wasserstoffproduktion zu messen sowie die Art der Technologie und die Energiequelle, die für die Herstellung verwendet werden, zu verfolgen. Eine solche Regelung sei eine Priorität im Rahmen der nationalen Wasserstoffstrategie, die vorsieht, dass Australien bis 2030 zu einem wichtigen Exporteur und Produzenten von Wasserstoff wird. Die Teilnehmer an diesem Projekt trügen dazu bei, für ihre Produktionsverfahren geeignete Ansätze für die Emissionsbilanzierung zu entwickeln, wodurch das Vertrauen in der Lieferkette gestärkt und Investitionen in Wasserstoffprojekte gefördert würden, so der CER. Die Regierung hat 1,2 Milliarden australische Dollar (760 Millionen Euro) in den Aufbau einer nationalen Wasserstoffindustrie investiert, wobei 9,7 Millionen Dollar für die Einführung des GO-Programms bereitgestellt wurden.

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Eine Kombination günstiger Marktbedingungen mache grünen Wasserstoff bis 2030 in zwölf Märkten wettbewerbsfähig. Dies seien Regionen mit den niedrigsten Preisen für erneuerbare Energien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des britischen Beratungsunternehmens Wood Mackenzie. Demnach gehören Brasilien und Chile zu den Vorreitern bei der Nutzung günstiger erneuerbarer Energien für die Erzeugung von grünem Wasserstoff.
Die Studie untersucht die Wirtschaftlichkeit von grünem, grauem, braunem und blauem Wasserstoff. Demnach habe grüner Wasserstoff zwar Nachholbedarf. Doch habe sich die Pipeline der Wasserstoffprojekte seit Dezember 2020 versiebenfacht. Bis 2019 habe die geschätzte weltweite Produktionskapazität für Elektrolyseure noch bei 200 Megawatt gelegen. Bis zur Mitte des Jahres 2021 stieg diese auf 6,3 Gigawatt, wobei allein im ersten Quartal 1,3 Gigawatt hinzukamen. Am Ende des vierten Quartals erweiterten die Elektrolyseurhersteller „ihre Pläne für Fabriken im Gigawatt-Maßstab dramatisch“. So hätten „in den letzten Wochen“ Ohmium, Clean Power Hydrogen, Green Hydrogen Systems, Sunfire und FFI große Fabriken angekündigt, ebenso Cummins, Haldor Topsoe, ITM, Nel, McPhy, Siemens, Thyssenkrupp und Plug Power.
Das Analystehaus erwartet bis 2025 einen deutlichen Rückgang der Investitionsausgaben für Elektrolyseure. Gleichzeitig habe sich die Wirtschaftlichkeit von blauem, grauem und braunem Wasserstoff im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Allerdings gebe es bei blauem Wasserstoff (Erdgasreformierung mit Kohlenstoffabscheidung und –speicherung, CCS) aufgrund einer rasch wachsenden Projektpipeline für CCS-Projekte in Verbindung mit Wasserstoff eine Expansion.

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Der Stromerzeuger Enertrag AG hat in Prenzlau, Brandenburg, eine Tankstelle für grünen Wasserstoff in Betrieb genommen. Der Strom für die Elektrolyse stammt den Angaben zufolge aus erneuerbaren Quellen in der Uckermark, die allerdings nicht konkret benannt wurden. Die Tankstelle des deutschen Herstellers Maximator verfügt über zwei Kompressorstufen, die Betankungen mit 350 und 700 bar für Nutzfahrzeuge und Pkw erlauben. Anfangs stehen täglich 750 Kilogramm Wasserstoff zur Verfügung, der die Betankung von 25 Bussen oder Lkw erlaube. Eine Erweiterung der Kapazitäten auf 1.600 Kilogramm täglich sei möglich. Die Wasserstofftankstelle sei „der erste Baustein des Wasserstoffzentrums Prenzlau“. Die Pläne sehen die Installation von bis zu 13 Megawatt Elektrolyseleistung sowie die Integration eines Labors zur Qualitätskontrolle und Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Technologien vor.

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Der australische Öl- und Gaskonzern Woodside Petroleum Ltd. hat sich über seine US-Tochter Woodside Energy Ltd. im US-Bundesstaat Oklahoma unbebaute Grundstücke in einer Größenordnung von 38 Hektar für die Entwicklung einer Wasserstoffanlage gesichert. Das „H2OK“ genannte Konzept sieht den Bau einer 290-Megawatt-Elektrolyse vor, die bis zu 90 Tonnen Flüssigwasserstoff pro Tag für den Schwerlastverkehr produzieren soll. Der Standort biete die Möglichkeit einer Erweiterung auf 550 Megawatt und 180 Tonnen pro Tag. Die Investitionsentscheidung fällt in der zweiten Hälfte des Jahres 2022, die Produktion von flüssigem Wasserstoff soll 2025 starten. Überdies hat der Konzern eine Absichtserklärung mit Hyzon Motors, einem in New York ansässigen Anbieter von mit Brennstoffzellen betriebenen Nutz- und Schwerlastfahrzeugen, unterzeichnet. Woodside und Hyzon wollen den Markt, die Möglichkeiten zur Versorgung sowie den Aufbau von Infrastrukturlösungen prüfen.
Im November hatte Woodsite Pläne angekündigt, stufenweise Wasserstoff- und Ammoniakproduktionsprojekte in Perth (H2Perth) und Nordtasmanien (H2TAS) zu entwickeln.

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Der Luftfahrtkonzern Airbus verstärkt seine Präsenz in Spanien mit der Gründung von Airbus UpNext und einem Zero Emission Development Centre (ZEDC) für Wasserstofftechnologien. Das Unternehmen bei Toledo ist zunächst für die Erforschung und Entwicklung wasserstoffbasierter Energieträger zuständig und bündelt die Geschäftsbereiche Airbus Commercial Aircraft, Airbus Helicopters und Airbus Defence and Space. Das ZEDC in Spanien ist das dritte Forschungszentrum, nachdem bereits zwei ZEDCs im Juni dieses Jahres an den Airbus-Standorten in Bremen und Nantes (Frankreich) eröffnet wurden (wir berichteten). Der Schwerpunkt des spanischen ZEDC liegt bei Systemen zur Kühlung von Brennstoffzellen und Glasfasern sowie Kohlenstofffasertanks zur Speicherung von kryogenem Flüssigwasserstoff.

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Stromverteiler in Proton Exchange Membrane (PEM)-Elektrolysezellen sind teuer, da sie aus feinen metallischen Vliesen, Geweben und Sinterkörpern aus Titan bestehen. Wissenschaftlern ist es nun gelungen, funktionale Stromverteiler zukünftig auf hochproduktiven Papiermaschinen zu erzeugen, heißt es in einer Mitteilung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. Im Vergleich zu den bisherigen Titan-Sinterkörpern werde mit dem neuen „Papier“ ein Fünftel der Kosten eingespart; damit einher gehe auch eine Erhöhung des Wirkungsgrades im Elektrolyseprozess. Das Forschungsprojekt wurde mit dem Otto von Guericke-Preis ausgezeichnet. Daran beteiligt waren Ralf Hauser vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM, Wladimir Philippi vom Zentrum für Brennstoffzellentechnik, Franziska Bauer und Stefan Knohl von der Papiertechnischen Stiftung (PTS) in Heidenau sowie Sebastian Stypka von der Air Liquide Deutschland GmbH. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

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Der britische Entwickler von alkalischen Brennstoffzellen AFC Energy Plc hat von der norwegischen Zertifizierungsagentur DNV für sein mit Ammoniak betriebenes Frachtschiff ZeroCoaster den Status „Approval in Principle“ (AiP) erhalten. Damit wird bestätigt, dass das Schiffskonzept realisierbar ist und einer kommerziellen Umsetzung nichts im Wege steht. Das ZeroCoaster-Konsortium wird von Vard Engineering Brevik AS geleitet und umfasst ABB, Trosvik Maritime, SINTEF Ocean sowie HK Shipping und wird von der norwegischen Regierung unterstützt. Ziel ist es, die nächste Generation von Küstenfrachtschiffen zu entwerfen, um den Übergang zu emissionsfreien Schiffslösungen zu beschleunigen. Als Technologiebasis für die 1,2-MW-Kapazität des Schiffes wurde die neue maritime Schwerlastplattform der „S“-Serie von AFC Energy ausgewählt, die in modularen 40-Fuß-Containern zwei alkalische Brennstoffzellensysteme mit einer Leistung von je 600 Kilowatt und Ammoniak-Cracking-Technologie beherbergen soll. Um die Dekarbonisierungsziele für die Schifffahrtsindustrie bis 2030 zu erreichen, würden allein in Norwegen voraussichtlich 1.100 emissionsfreie oder emissionsarme Schiffe benötigt, darunter 450 Massengutfrachter des von ZeroCoaster vorgesehenen Typs, so das Unternehmen. VARD werde Gespräche mit potenziellen Kunden über den Kauf neuer mit Ammoniak betriebener Schiffe aufnehmen.

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Die Gas Authority of India Limited (GAIL) hat ein Interessenbekundungsverfahren für die Errichtung einer Produktionsanlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff eröffnet. An der Ausschreibung können sich Unternehmen oder Konsortien aus Indien oder aus Ländern, die eine gemeinsame Landesgrenze mit Indien haben, beteiligen. Die Bieter müssen bis zum 17. Dezember 2021 einen Plan der Investitions- und Betriebskosten für die jährliche Elektrolyseur-Produktionskapazität von 200 Megawatt, 500 Megawatt, ein Gigawatt und zwei Gigawatt vorlegen. GAIL will mit etwaigen ausgewählten Partnern eine Zweckgesellschaft gründen oder Anteile in Höhe von 26 Prozent an einem in Betrieb oder im Bau befindlichen Elektrolyseur übernehmen.
Erst kürzlich hatte die staatliche Indian Oil Corp. Ltd. eine globale Ausschreibung für die Entwicklung von Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in ihren Raffinerien in Mathura (Uttar Pradesh) und Panipat (Haryana) veröffentlicht.

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