(London / Großbritannien) – Nach einer zweiten Ausschreibung der britischen Regierung für Wasserstoffprojekte (HAR2, Second Hydrogen Allocation Round) schaffen es 27 Bewerber in die nächste Phase. Auf der nun veröffentlichten Liste stehen Vorhaben, die den Energieträger „zur Bewältigung der Klimakrise einsetzen könnten, indem sie ihre Herstellungs- und Industrieverfahren dekarbonisieren“, so das Energieministerium. Darunter sind den Angaben zufolge Ammoniakproduktion, Stromerzeugung, Glas- und Ziegelherstellung sowie die nachhaltige Produktion von Flugkraftstoff.
Shortlist ist keine Garantie für Fördermittel

Das DESNZ hat 27 Unternehmen auf eine Shortlist zur Förderung ihrer Wasserstoffprojekte gesetzt. Diese durchlaufen jetzt die zweite Phase der Ausschreibung. © Department for Energy Security and Net Zero (DESNZ)
Die Projekte erstrecken sich über England, Schottland und Wales. Unter den aufgeführten Unternehmen sind unter anderem Hygen Energy Holdings Ltd, Hynamics Limited UK, RWE Generation UK Plc, Carlton Power Ltd, Scottish Power, Lhyfe SA und European Energy UK Ltd. Die Liste enthält allerdings keine Details der Vorhaben oder Angaben zu deren Größe. Die Aufnahme in die Auswahlliste bedeutet jedoch nicht, dass für eines der in die engere Wahl gezogenen Projekte bereits eine Finanzierung zur Verfügung steht. Es gebe noch keine Garantie für die Unterstützung durch die Regierung, so das Ministerium, und ähnlich wie bei der ersten Wasserstoffzuteilungsrunde (HAR1) sei es „unwahrscheinlich, dass alle Projekte erfolgreich“ seien.
Unternehmen müssen Details zuarbeiten
Wer im Zuteilungsverfahren weiterkommen will, muss eine strenge Due-Diligence-Prüfung bestehen. Die Entscheidungen darüber, welche Planungen erfolgreich sein werden, treffe man unter anderem auf der Grundlage der Investitionen, Stromkosten und des Preis-Leistungs-Verhältnisses. Hier müssten die ausgewählten Unternehmen nun weiterhin zuarbeiten und ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen. Weitere Informationen gebe es „zu gegebener Zeit“.
Gleichwohl bringe diese „mit Spannung erwartete Ankündigung Klarheit für den britischen Wasserstoffsektor“, sagt Emma Guthrie, Geschäftsführerin der Hydrogen Energy Association. „Die angebotene finanzielle Unterstützung gibt der Branche das nötige Vertrauen, um sich auf die Umsetzung vorzubereiten, Investitionen freizusetzen, Arbeitsplätze zu schaffen und das Wirtschaftswachstum zu fördern.“
Die Branche habe das Potenzial, bis 2029 Investitionen des Privatsektors in Höhe von über einer Milliarde Pfund in das Vereinigte Königreich zu bringen. In Städten wie Milford Haven in Wales und High Marnham in Nottinghamshire seien bereits Investitionen des Privatsektors in Höhe von 400 Millionen Pfund getätigt und damit über 700 direkte Arbeitsplätze im Bau und Betrieb geschaffen worden.

Skizze des von Hygen geplanten Wasserstoffzentrums mit Tankstelle in Bradford, UK. Hygen bekam in der ersten britischen Förderrunde (HAR1) dafür einen Zuschlag und erhielt im April 2024 die Baugenehmigung. Auf der jüngsten Shortlist steht das Unternehmen mit zwei weiteren Vorhaben. © Hygen Energy Ltd.
Im Rahmen der ersten Wasserstoffzuteilungsrunde (HAR1) hatte die Regierung Im Dezember 2023 elf Projekte mit einer Produktionskapazität von insgesamt 124 Megawatt ausgewählt. So will etwa das Low Carbon-Projekt in Bradford, Grafschaft West Yorkshire, erneuerbaren Strom zum Betrieb eines alkalischen Elektrolyseurs mit einer Leistung von 10,6 Megawatt nutzen. Das gemeinsam von Hygen Energy Ltd. und Ryze entwickelt Vorhaben auf dem Gelände eines alten Erdgaslagers von Northern Gas Networks soll den Mobilitätssektor beliefern. Ankerkunden seien unter anderem der Fahrzeugbauer Wrightbus und J.C. Bamford Excavators Ltd. (JCB).
Das Cromarty-Wasserstoffprojekt im Nordosten Schottlands wird von Scottish Power plc, Tochter des spanischen Versorgers Iberdrola SA, und Storegga entwickelt. Es wird Strom aus nahegelegenen Windparks nutzen, um einen Elektrolyseur mit einer Leistung von elf Megawatt zu betreiben, der die lokale Industrie, darunter auch Brennereien, mit Wasserstoff versorgt.
Foto oben
RWE Generation UK Plc steht mit zwei Projekten auf der Shortlist des britischen Energieministeriums. Darunter ist „Pembroke Green Hydrogen 1“ in Wales: ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 100 Megawatt, der künftig rund zwei Tonnen Wasserstoff pro Stunde produzieren soll. Standort ist einer Mitteilung von Dezember zufolge ein RWE-eigenes Grundstück nahe des RWE-Kraftwerks Pembroke. Die Anlage bekommt eine direkte Pipeline-Anbindung. © Grafik: RWE Generation UK Plc