(Puertollano/Spanien) – Der spanische Energiekonzern Iberdrola S.A. hat in Puertollano (Ciudad Real), zwei Autostunden südlich von Toledo, eine Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff mit einer Leistung von 20 Megawatt eingeweiht. Künftig sollen dort jährlich 3.000 Tonnen des Energieträgers hergestellt werden.

Solarkraftwerk liefert Ökostrom für die Elektrolyse

Der Strom stammt aus einem eigens errichteten Photovoltaikkraftwerk. Dessen installierte Leistung beträgt 100 Megawatt. Der Jahresertrag der beidseitig aktiven (bifazialen) Solarmodule wird auf rund 156.000 Megawattstunden prognostiziert. Die Anlage umfasst überdies ein Lithium-Ionen-Batteriesystem mit einer Speicherkapazität von 20 Megawattstunden. Die Gesamtinvestitionen für das Projekt beziffert das Unternehmen auf 150 Millionen Euro. In den Bau seien etwa 80 lokale Unternehmen einbezogen und damit mehr als 1.000 Arbeitsplätze geschaffen worden.

Als Lieferant für den PEM-Elektrolyseur hatte Iberdrola den norwegischen Hersteller Nel ASA beauftragt, dessen US-Fabrik in Wallingford, Connecticut, eigenen Angaben zufolge den „größten Elektrolyseur Europas“ produziert hat. Dessen Abwärme werde für ein Wärmenetz der Stadt Puertollano genutzt.

Fertiberia reduziert Erdgasbezug um zehn Prozent

Abnehmer des Wasserstoffs ist eine Ammoniakfabrik von Spaniens größtem Düngemittelhersteller Fertiberia, der damit seinen Bezug von Erdgas um zehn Prozent reduziert. Im November 2020 hatten Iberdrola und Fertiberia Pläne veröffentlicht, wonach die Unternehmen bis 2027 mehr als 1,8 Milliarden Euro in die grüne Wasserstoffindustrie ihres Landes investieren wollen. Im Rahmen der Allianz könnte eine Produktionskapazität von 800 Megawatt aufgebaut werden, heißt es. Die Vorhaben umfassen neben Puertollano auch eine Fabrik in Palos de la Frontera (Huelva).

Weitere Pläne für grünen Wasserstoff

Iberdrolas Projektpipeline umfasst Investitionen von neun Milliarden Euro bis 2030. Ziel sei es, 400.000 Tonnen des Gases pro Jahr zu produzieren, so das Unternehmen. Der Konzern hat eigenen Angaben zufolge mehr als 50 Vorschläge zur Produktion erneuerbaren Wasserstoffs beim „Next Generation“-Programm der EU eingereicht, das Investitionsvolumen liege bei mehr als 2,4 Milliarden Euro.

Die Iberdrola-Gruppe initiiert auch anderswo eine Reihe von Wasserstoffprojekten. So soll 2024 eine Anlage in Cromarty im Norden Schottlands mit einer Anfangskapazität von 4.000 Tonnen pro Jahr in Betrieb gehen; erweiterbar auf 20.000 Tonnen.

Ein weiterer Elektrolyseur wird im Windpark Whitelee am Stadtrand von Glasgow errichtet. Diese Anlage der Iberdrola-Tochter Scottish Power plc, die 3.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren kann, werde 2023 den Betrieb aufnehmen. Mit dem Ertrag würden täglich 550 Busse betrieben, die auf der rund 80 Kilometer langen Strecke zwischen Glasgow und Edinburgh pendeln.

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Der Iberdrola-Vorstandsvorsitzende Ignacio Galán (Mitte) mit Mitarbeitern in Puertollano. © Iberdrola

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Im Dezember 2021 wurden die ersten fünf von insgesamt elf Wasserstofftanks nach Puertollano geliefert. Jeder Tank hat ein Volumen von 133 Kubikmetern und ist 23 Meter hoch bei einem Durchmesser von 2,8 Metern. Das Leergewicht beträgt 77 Tonnen. © Iberdrola

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Iberdrola-Chef Ignacio Galán (3.v.r.) bei der Einweihung des 20 Megawatt leistenden Elektrolyseurs im Beisein von König Felipe VI (4.v.l.) und Politprominenz. © Iberdrola

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