(Berlin / Deutschland) – Aufgrund seiner Expertise in Chemieprozessen, der geografischen Lage und klimatischen Bedingungen für erneuerbare Energien habe Südafrika das Potenzial, „ein konkurrenzfähiger Produzent und Exporteur von grünem Wasserstoff und PtX-Produkten wie grünem Ammoniak, eMethanol oder Sustainable Aviation Fuels (eSAF), zu werden“, heißt es einer Zielmarktanalyse der Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE).

Südafrika bietet deutschen Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten in der Wasserstoffwirtschaft, bei erneuerbaren Energien sowie bei Batteriespeichern. © Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
Das Land habe die Intention, vorhandene eigene technische Entwicklungen zu kommerzialisieren, um auch ein Hersteller von Wasserstofftechnologien zu werden.Gegenwärtig produziere Südafrika bereits jährlich rund 2,4 Millionen Tonnen grauen Wasserstoff und damit etwa zwei Prozent des weltweiten Bedarfs. Bis 2050 könnte das Land 6 bis 13 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Prognosen zufolge sei Südafrika in der Lage, bereits 2030 mit 1,80 Dollar (1,55 Euro) pro Kilogramm einen der weltweit niedrigsten Produktionspreise zu erreichen. Allein mit Blick auf eSAF sei ein Produktionsvolumen von 4,5 Milliarden Liter möglich. Dies würde sowohl die lokale Nachfrage als auch den Export nach Europa und die USA bedienen.
Südafrika sei offen für internationale Partnerschaften und die Einbindung von ausländischen Firmen. Um die Einstiegshürden zu überwinden, böten sich mehrere Optionen:
- Partnerschaften mit lokalen Unternehmen: generell empfehlenswert. Projektakquisen und -entwicklungen bedürften neben landesspezifischen Kenntnissen vor allem eines Netzwerks.
- Kooperationen mit Institutionen wie Hydrogen South Africa (HySA), Universitäten oder dem CSIR (Council for Scientific and Industrial Research) könnten deutschen Unternehmen technologischen Vorsprung und Zugang zu Pilotprojekten sichern.
- Beteiligungen an Pilotprojekten schafften Referenzen und Sichtbarkeit.
- Förderprogramme und Netzwerke etwa der KfW, GIZ, AHK sowie Programme der Exportinitiative Energie oder H2Uppp böten finanzielle, technische und strategische Unterstützung.
- Vertriebs- und Lizenzmodelle seien geeignete Wege, um den Markt zu bedienen.
In Südafrika könnten ausländische Investoren Unternehmen gründen oder sich an bestehenden Firmen beteiligen, ohne dass besondere Beschränkungen für die Eigentumsanteile gelten – alle seien rechtlich grundsätzlich gleichgestellt und unterlägen denselben Anforderungen bei Registrierung, Steuerpflicht und Geschäftstätigkeit. Erfolgreiche Geschäftsbeziehungen in Südafrika basierten stark auf Vertrauen, persönlichen Kontakten und langfristigem Engagement. Deutsche Unternehmen sollten auf kulturelle und geschäftspraktische Besonderheiten achten:
- Beziehungsmanagement: Schlüsselfaktoren seien Netzwerke, Geduld, Präsenz vor Ort und persönliches Engagement.
- Verlässlichkeit: Klare, transparente und offene Kommunikation sei wichtig – jedoch oft weniger direkt als in Deutschland. Höflichkeit und gegenseitiger Respekt seien essenziell.
- Lokale Verantwortung: Sozioökonomische Auswirkungen von Projekten spielten eine große Rolle. Unternehmen würden an ihrem Beitrag zu lokalen Arbeitsplätzen, Qualifizierung und nachhaltiger Entwicklung gemessen.
- Transformation und Black Economic Empowerment (BEE) seien zentrale politische Anliegen. Beteiligung von BEE-zertifizierten Unternehmen – etwa als Joint Ventures oder durch Subunternehmer – sei bei öffentlichen Projekten faktisch Voraussetzung.
Es bestünden auch diverse Herausforderungen und Risiken, die deutsche Unternehmen bei einem Markteintritt berücksichtigen müssten:
- Unzureichende Strominfrastruktur: Viele geplante Wasserstoffprojekte lägen in Regionen ohne Netzanschluss. Die Regierung schätzt, dass in den nächsten zehn Jahren rund 14.000 Kilometer neue Hochspannungsleitungen gebaut werden müssten.
- Regulatorische Unsicherheiten: Der Rechtsrahmen für grünen Wasserstoff sei noch im Aufbau. Genehmigungsprozesse könnten langwierig und undurchsichtig sein. Eine enge Kooperation mit lokalen Beratern und Behörden sei unerlässlich.
- Infrastrukturelle Engpässe: Stromnetze, Wasserverfügbarkeit und veraltete Logistiksysteme erforderten zusätzliche Investitionen und Planungsaufwand.
- Wirtschaftliche und politische Volatilität: Wechselkursrisiken, Inflation, Arbeitskämpfe und politische Unsicherheiten könnten Projektkosten erhöhen oder Zeitpläne gefährden.
Dennoch biete Südafrika deutschen Unternehmen hervorragende Geschäftsmöglichkeiten. Die Wasserstoffwirtschaft befindet sich in einem frühen Entwicklungsstadium, werde jedoch durch politische Initiativen wie die Hydrogen Society Roadmap und Hydrogen Commercialisation Strategy vorangetrieben. „Basierend auf den Erfahrung mit grauen Wasserstoff, den komparativen Vorteilen für die grüne Wasserstoffproduktion sowie den initialen Maßnahmen der südafrikanischen Regierung befinden sich rund 20 kommerzielle PtX-Projekte in verschiedenen Phasen der Umsetzung“, so die Analyse. Zusätzliche Marktchancen ergäben sich im Bereich der erneuerbaren Energien sowie bei Batteriespeichern.
Die Zielmarktanalyse „Südafrika: Dekarbonisierung der Industrie mittels erneuerbarer Energien und grünem Wasserstoff“ gibt es kostenfrei als PDF (Deutsch, 26 Seiten). Herausgeber ist die Deutsche Industrie- und Handelskammer für das Südliche Afrika.
Wir stellen die Länderanalysen für Wasserstoffmärkte der Exportinitiative Energie des BMWE in lockerer Folge vor. Bisher erschienen: Norwegen; Großbritannien; Vietnam; Jordanien; Kanada.
Foto oben
Der Industriegasanbieter Linde hat vor zwei Jahren für ein Wasserstoffprojekt in Südafrika Fördermittel in Höhe von 15 Millionen Euro für einen 200 Megawatt leistenden Elektrolyseur für die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff erhalten. © Linde Engineering South Africa Pty Ltd.




