(Berlin / Deutschland) – Jordanien verfüge über ein außergewöhnliches Potenzial bei erneuerbaren Energien, das für die Produktion grünen Wasserstoffs genutzt werden könne. Die starke Sonneneinstrahlung sowie große Windkorridore bildeten „eine solide Grundlage für den Aufbau einer großskaligen Wasserstoffwirtschaft“, so die Autoren der Studie „Green Hydrogen & Ammonia: Industrial Applications, Market Potential, and Strategic Opportunities“, die von der Exportinitiative Energie des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWE) veröffentlicht wurde.

Sektoranalyse Jordanien: Grüner Wasserstoff und Ammoniak – Industrielle Anwendungen, Marktpotenzial und strategische Chancen. © BMWE

Die Studie untersucht, inwieweit grüner Wasserstoff in den jordanischen Gewerbe- und Industriesektor (C&I-Sektor) integriert werden kann. Ziel sei es, tragfähige Geschäftsmöglichkeiten insbesondere für Unternehmen mit Sitz in Deutschland zu finden, außerdem zentrale Herausforderungen zu benennen sowie „einen Fahrplan für die Integration von grünem Wasserstoff zu skizzieren, der mit Jordaniens energie- und industriepolitischen Zielen vereinbar“ sei. Das Land verfolgt demnach „ehrgeizige Pläne, grünen Wasserstoff als zentralen Baustein seiner Energiewende zu etablieren“.

Breites Spektrum für Firmen

Für deutsche Unternehmen eröffne der aufstrebende Wasserstoffmarkt Jordaniens ein breites Spektrum an Möglichkeiten – insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien, Elektrolysetechnologien, industrielle Anwendungen und Infrastrukturentwicklung. Auch die politischen Rahmenbedingungen seien günstig: Die Regierung arbeite an einer Nationalen Wasserstoffstrategie und fördere Projekte zur Integration von Wasserstoff und Ammoniak in industrielle Prozesse wie Düngemittelproduktion und Raffinerien. Damit bekenne man sich „klar zu Investitionen in eine wettbewerbsfähige Wasserstoff- und Ammoniakwirtschaft“. Deutsche Anbieter könnten der Analyse zufolge „hier ihr technisches Know-how und ihre Erfahrung in der Entwicklung effizienter und nachhaltiger Energielösungen einbringen“.

Besonders interessant sei die Umstellung der jordanischen Düngemittelindustrie von bislang importiertem Ammoniak auf künftig lokal hergestellten grünen Wasserstoff zur Ammoniakproduktion – „ein Bereich, in dem deutsche Technologien erhebliche Effizienzgewinne ermöglichen“ könnten. Hinzu komme die strategische Lage Jordaniens mit seinem durch die staatliche Aqaba Development Corporation (ADC) ausgebauten Hafen in Aqaba, die das Land zu einem potenziellen Exportknotenpunkt für grünen Wasserstoff, Ammoniak und darauf basierende Produkte nach Europa und Asien mache.

Dynamisches Umfeld für Investitionen

Auch internationale Partnerschaften und geplante Großprojekte, etwa in der Meerwasserentsalzung und der Produktion von grünem Ammoniak, signalisierten ein dynamisches Investitionsumfeld. Deutsche Unternehmen könnten nicht nur an dieser Entwicklung teilhaben, sondern „aktiv zur Gestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft in der Region beitragen“. Grüner Wasserstoff könnte bei Jordaniens Energiewende eine zentrale Rolle spielen:

  • Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie: Integration von Wasserstoff in Prozesse wie die Düngemittelproduktion, Ölraffination sowie die Stahl- und Zementherstellung
  • Stärkung der Energiesicherheit: Diversifizierung des Energiemixes und Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen durch den Einsatz wasserstoffbasierter Lösungen
  • Internationalen Handel: Nutzung der Infrastruktur und der Geschäftsbeziehungen, um Jordanien als regionalen Vorreiter beim Export grünen Wasserstoffs zu positionieren

Gleichwohl stehe Jordanien vor einer Reihe von Herausforderungen, heißt es in der Zielmarktanalyse:

  • regulatorische Hürden: Trotz des Entwurfs der Nationalen Wasserstoffstrategie und der geplanten Änderungen des Gasgesetzes müsse der regulatorische Rahmen weiter konkretisiert und in die Praxis umgesetzt werden, um Investitionen anzuziehen, Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Marktentwicklung zu fördern.
  • technische und ökologische Herausforderungen: Die Wasserknappheit bedürfe Investitionen in Meerwasserentsalzung, zudem des Ausbaus der Infrastruktur insbesondere in den Häfen und im Bereich der erneuerbaren Energien.
  • wirtschaftliche Herausforderungen: Hohe Anfangsinvestitionen in Wasserstoffinfrastruktur, Elektrolyseure und erneuerbare Energiequellen erforderten eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie den Zugang zu günstiger Finanzierung.

Fazit der Untersuchung: „Jordaniens umfangreiche Ressourcen an erneuerbaren Energien, das industrielle Potenzial und die strategische Lage des Landes sind vielversprechend und bieten Chancen für die Entwicklung von grünem Wasserstoff und Ammoniak.“ Gleichzeitig erforderten regulatorische Unsicherheiten sowie ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen eine sorgfältige Steuerung.

Die Zielmarktanalyse Jordanien „Green Hydrogen & Ammonia: Industrial Applications, Market Potential, and Strategic Opportunities“ gibt es kostenfrei als PDF (Englisch, 57 Seiten). Herausgeberin ist die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.

Wir stellen die Länderanalysen für Wasserstoffmärkte der Exportinitiative Energie des BMWE in lockerer Folge vor. Bisher erschienen: Norwegen; Großbritannien; Vietnam.

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Jordanien hat ehrgeizige Pläne, grünen Wasserstoff als zentralen Baustein seiner Energiewende zu etablieren: Der Hafen von Aqaba könnte zu einer Drehscheibe für den Export nach Europa und Asien werden. © Acaba Development Corporation (ADC)