USA: Hyzon verkauft zwei weitere H2-Lkw +++ Deutschland: BP entscheidet sich für den Bau des Elektrolyseurs in Lingen +++ Schweiz: Axpo beginnt mit dem Bau seiner zweiten Wasserstoffproduktion +++ Deutschland: VNG und HyCC wollen in Wittenberg 500-MW-Elektrolyseur installieren +++ USA: Kaliforniens RTA bekommt neue Tankstelle für H2-Busse im ÖPNV

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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South San Francisco Scavenger hat bei Hyzon einen großen Lkw sowie ein Müllfahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb geordert. © Hyzon Motor Inc.

(USA) Die Hyzon Motor Inc. vermeldet den Eingang von Bestellungen für zwei Brennstoffzellen-Lkw (Fuel Cell Electric Trucks, FCET): ein Müllfahrzeug und ein 200 Kilowatt leistender Wagen der Klasse 8 (ab 15 Tonnen). Auftraggeber ist die South San Francisco Scavenger Co., ein Familienunternehmen, das Abfall- und Recyclingdienste für Gemeinden anbietet. Der Auftrag für die beiden FCET ist allerdings an bestimmte Bedingungen geknüpft, unter anderem an die Verfügbarkeit von Fördermitteln. Hyzons FCET für die Müllabfuhr werden in Zusammenarbeit mit New Way Trucks gebaut, einem privaten Hersteller von Müllwagenaufbauten. Die Fahrzeuge haben den Angaben zufolge eine Reichweite von mindestens 125 Meilen (200 Kilometer) bei einer „bis zu 300 Prozent höheren Kraftstoffeffizienz als herkömmliche Dieselfahrzeuge“, so das Unternehmen. Dieser Auftrag sei der zweite für ein FCET-Müllfahrzeug, der erste kam im Oktober.

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BP baut an seiner Raffinerie in Lingen eine Elektrolyseanlage mit 100 Megawatt Leistung. © BP Europe SE

(Deutschland) BP Europe SE hat die endgültige Investitionsentscheidung (Final Investment Decision, FID) für sein 100-Megawatt-Projekt „Lingen Green Hydrogen“ (LGH2) getroffen. Es sei die größte industrielle Anlage für grünen Wasserstoff von BP und die erste, die das Unternehmen vollständig besitzen und betreiben wird. Die Anlage werde mit IPCEI-Mittel für das „Hy2Infra“-Projekt gefördert. Sie könne jährlich 11.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Standort ist die BP-Raffinerie im norddeutschen Lingen und sie werde direkt an das künftige Wasserstoffkernnetz angeschlossen. Der für den Elektrolyseur benötigte erneuerbare Strom werde „voraussichtlich“ zunächst auf der Grundlage eines Offshore-Wind-Stromabnahmevertrages geliefert. Der Baubeginn ist für 2025 geplant, die Inbetriebnahme wird im Jahr 2027 erwartet.

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Die MS Saphier soll künftig mit Brennstoffzellenantrieb und grünem Wasserstoff auf dem Vierwaldstättersee fahren. © SGV

(Schweiz) Axpo hat in Bürglen, Kanton Uri, mit dem Bau einer Wasserstoffproduktion begonnen, den Angaben zufolge die zweite des Unternehmens in der Schweiz. Der Spatenstich erfolgte gemeinsam mit den Partnern Schätzle AG, EWA-Energie Uri und der SGV Holding AG. Die Anlage entstehe direkt neben dem Wasserkraftwerk von EWA in Bürglen, welches den grünen Strom für die Elektrolyse liefert. Der Jahresertrag wird mit 260 Tonnen beziffert. Damit könnten mehr als eine Million Liter Diesel eingespart werden. „Mit unserer H2-Anlage in Domat/Ems können wir bereits wertvolle Erfahrungen sammeln“, sagt Guy Bühler von Axpo. Der grüne Wasserstoff aus der neuen zwei Megawatt leistenden Anlage werde ab 2026 unter anderem den Treibstoff für die „MS Saphir“ liefern, das künftig erste Wasserstoffpassagierschiff auf dem Vierwaldstättersee. Die Planungen für dessen Umrüstung auf Brennstoffzellen seien „bereits weit fortgeschritten“, so Stefan Schulthess, Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees AG (SGV). Auch die Schätzle AG werde Abnehmerin des grünen Wasserstoffs und betreibe bereits eine Avia-Wasserstofftankstelle in der Zentralschweiz. Der Bau einer weiteren Produktionsanlage für grünen Wasserstoff von Axpo im aargauischen Wildegg-Brugg starte im Frühjahr 2025. Mit deren Ertrag solle eine H2-Station von Voegtlin-Meyer beliefert werden, wo dessen Busse tanken, die das Unternehmen im Auftrag der Post Auto AG betreibe.

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Das Konsortium von VNG und HyCC verkündeten im Beisein von Vertretern aus Politik und Wirtschaft den Beginn des 500-MW-Wasserstoffprojekts „Green Root“ in Lutherstadt Wittenberg (v.l.): Carsten Franzke (CEO SKW Stickstoffwerke Piesteritz), Ulf Heitmüller (CEO VNG), Michel Gantois (CEO HyCC), Torsten Zugehör (OB Lutherstadt Wittenberg), Reiner Haseloff (Ministerpräsident Sachsen-Anhalt), Andreas Reinhardt (CEO Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg), Konstantin von Oldenburg (CEO VNG Handel & Vertrieb). © VNG / Anika Dollmeyer

(Deutschland) Die Leipziger VNG AG, deren Gashandelstochter VNG Handel & Vertrieb GmbH (VNG H&V) und das niederländische Wasserstoffunternehmen HyCC (The Hydrogen Chemistry Company) planen im Rahmen des Projekts „Green Root“ den Bau eines Elektrolyseurs in Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Bereits im Oktober 2022 hatten die Unternehmen eine Absichtserklärung unter anderem zur Prüfung der technischen Machbarkeit der Entwicklung einer grünen Wasserstofferzeugung im industriellen Maßstab unterzeichnet. Vorgesehen ist nun eine Kapazität von 500 Megawatt. Der grüne Wasserstoff könne von der lokalen Industrie, wie etwa der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, einem Produzenten von Grundstoffen der Industrie- und der Agrochemie, genutzt werden, um Erdgas perspektivisch zu ersetzen. Der Elektrolyseur soll auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerks der Stadtwerke in direkter Nachbarschaft zu SKW Piesteritz entstehen. Zudem würden mit den Stadtwerken Lutherstadt Wittenberg Synergien für die kommunale Wärmewende geprüft. HyCC habe „jahrzehntelange Erfahrung“ mit Elektrolysetechnologie im Bereich der chemischen Industrie. Dazu zählten Anlagen in Frankfurt/Main sowie Bitterfeld, die von der europäischen Muttergesellschaft Nobian betrieben würden. Die Genehmigungs- und Konsultationsphase des Projekts werde 2025 beginnen und ziele darauf ab, 2026 die finale Investitionsentscheidung zu treffen. Die Anlage soll 2029 in Betrieb gehen. Vorhaben wie Green Root erforderten aber auch Investitionen, „die wir nur stemmen können, wenn die Projekte wirtschaftlich sind“, sagt VNG-Geschäftsführer Ulf Heitmüller: „Für eine erfolgreiche Umsetzung brauchen wir wirtschaftliche Rahmenbedingungen und pragmatische Regeln entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette, die uns die Produktion von grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen ermöglichen und für unsere Kunden den wirtschaftlichen Bezug und Einsatz von grünem Wasserstoff sicherstellen.“ Ein Factsheet zu „Green Root“ gibt es als PDF kostenfrei.

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Die Busse der Riverside Transit Agency tanken derzeit vor allem Erdgas. Die Umstellung auf Wasserstoff beginnt mit fünf Fahrzeugen, wenn die neue Tankstelle in Betrieb ist. In den nächsten Jahren sollen es über 100 werden. © RTA

(USA) Der Kraftstoffhersteller Clean Energy hat den Zuschlag für die Planung und den Bau einer neuen Wasserstofftankstelle für die Riverside Transit Agency (RTA) in Kalifornien erhalten. Der Auftrag wurde im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens vergeben und umfasst auch die Lieferung von Wasserstoff und die Wartungsdienste. Die RTA plant, bei der Eröffnung der Station zunächst fünf Brennstoffzellenbusse einzusetzen und ihre Flotte „im Laufe des nächsten Jahrzehnts“ auf über 100 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge zu erweitern. Das Versorgungsgebiet erstreckt sich über 2.500 Quadratmeilen und sei damit eines der größten in den USA mit einigen der längsten Fahrgastrouten. Wasserstoff sei ein sauberer alternativer Kraftstoff und als Alternative zu batterieelektrischen Bussen „eine natürliche Wahl für den Betrieb der Buslinien mit hoher Kilometerleistung“. Die RTA betreibe öffentliche Verkehrsmittel für das westliche Riverside County mit 32 festen lokalen Linien, drei Expresslinien für Pendler sowie weitere Dienste. Die Umstellung der großen RTA-Busflotte auf emissionsfreie Fahrzeuge erfolge schrittweise ab 2026.

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