Australien: Rio Tinto testet emissionsarme Stahlherstellung mit Wasserstoff +++ Deutschland: Stablegrid will mit ITM Power 710 Megawatt Elektrolyseurleistung entwickeln +++ Japan: Yamaha stellt wasserstoffbetriebenen Golfcaddy vor +++ Deutschland: Energieminister fordern das „Ende der energiepolitischen Chaostage“ von Wirtschaftsministerin Reiche +++ Japan: Kawasakis Schiffskupplung für Flüssigwasserstofftransport zertifiziert +++ Deutschland: EU fördert das Projekt Baltic Sea Hydrogen Collector mit 15 Millionen Euro +++ Deutschland: LBC und Duisport wollen neuen Terminal für Ammoniak entwickeln +++ Niederlande: Plug Power beginnt mit der Installation eines 5-MW-Elektrolysesystems für H2 Hollandia +++ Deutschland: Uniper und Thyssenkrupp vereinbaren Nutzung von Technologie zur Ammoniak-Spaltung +++ Frankreich: Plug Power und Hy2gen unterzeichnen Absichtserklärung zur Lieferung von 5-MW-PEM-Elektrolyseur

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Die Demonstrationsanlage von Calix soll Eisenerz aus den Pllbara-Minen von Rio Tinto verwenden, um mittels Strom und Wasserstoff direkt reduziertes Eisen herzustellen. © Calix Ltd.

(Australien) Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto will in Kwinana südlich von Perth (Western Australia) die „Zero Emissions Steel Technology“ (Zesty) des australischen Technologieunternehmens Calix Ltd. testen. Dafür werde Rio Tinto mehr als 35 Millionen australische Dollar (19,9 Millionen Euro) für ein „Zesty Green Iron Demonstration Plant“ investieren, das zudem von der Australian Renewable Energy Agency (ARENA) mit weiteren 44,9 Millionen Dollar unterstützt werde. Die Anlage ist darauf ausgelegt, bis zu 30.000 Tonnen mit Wasserstoff direkt reduziertes Eisen (H2-DRI) oder heißbrikettiertes Eisen (HBI) aus verschiedenen Eisenerzquellen zu produzieren und Eisenerz niedrigerer Qualität aus den Pllbara-Minen zu nutzen. Unterstützung gibt es auch vom Bundesstaat. Roger Cook, Premierminister von Western Australia, sagte, dass seine Regierung bei großen Regierungsprojekten einen Ansatz verfolge, bei dem die bevorzugte Beschaffung von grünem Stahl geprüft werde. „Die Welt braucht emissionsarmen Stahl, wenn sie dekarbonisieren will“, sagt Matthew Holcz, Geschäftsführer von Rio Tinto Iron Ore. Das Projekt befinde sich nun in der Detailplanung, eine Investitionsentscheidung wird für 2026 erwartet.

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Stablegrid will die „Neptun“-Technologie von ITM-Power für Elektrolyseure mit einer Leistung von 710 MW in Deutschland nutzen. © ITM Power plc

(Deutschland) Der Hamburger Projektentwickler Stablegrid Group hat die britische ITM Power plc als Technologiepartner und Lieferanten für zwei Infrastrukturprojekte mit einer Elektrolyseleistung von kumuliert 710 Megawatt in Deutschland ausgewählt. Im ersten Projekt in Rüstringen soll ITM Power eine 30-Megawatt-Anlage für grünen Wasserstoff auf Basis seiner „Neptune V“ containerisierten Elektrolyseanlage liefern. Die Stablegrid Group erwartet die endgültige Investitionsentscheidung (FID) für 2026. Das zweite Projekt umfasst die Installation von 680 Megawatt. Stablegrid und ITM Power werden im Januar 2026 mit den Vor-FEED-Arbeiten beginnen. Die FID wird für 2028 erwartet. Die beiden Vorhaben umfassen die Stabilisierung des Stromsystems und die Nutzung von Kavernen als Wasserstoffspeicher, um etwaige Engpässe im Stromnetz auszugleichen (Predispatch). Dabei wird der Wasserstoff mittels fluktuierender erneuerbarer Energien erzeugt, gespeichert und bei Bedarf rückverstromt. Hintergrund: Bei hoher Stromproduktion etwa in Norddeutschland durch Windkraftanlagen kann der Ertrag aufgrund des in den vergangenen Jahren versäumten Ausbaus der Stromnetze nicht zu den stromintensiven Industrien im Süden der Republik transportiert werden. Folge: Windparks im Norden werden temporär vom Netz genommen und stattdessen teure Reservekohlekraftwerke im Süden hochgefahren. Dafür müssen die Windparkbetreiber entschädigt werden, die Kohlekraftwerksbetreiber bekommen Gelder für die Bereithaltung ihrer Anlagen. Kosten pro Jahr: etwa drei Milliarden Euro.

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Yamaha präsentierte während der Kongressmesse SEMA in Las Vegas einen wasserstoffbetriebenen Golfcaddy. © Yamaha Motor Corporation, U.S.A.

(Japan) Die Yamaha Motor Corporation, U.S.A. hat auf einer Kongressmesse in Las Vegas einen wasserstoffbetriebenen Golfcaddy vorgestellt. Das Modell basiere auf Yamahas „Drive2 Concierge“, einem viersitzigen Golfwagen, der hauptsächlich in den Vereinigten Staaten verkauft werde. Das Konzeptmodell, das in Zusammenarbeit mit Toyota entwickelt wurde, umfasst zwei 25-Liter-Hochdruckwasserstofftanks, die unter dem Fahrersitz und auf der Rücksitzlehne positioniert sind. Die Unternehmenstochter Yamaha Golf-Car Company mit Sitz in Kennesaw, US-Bundesstaat Georgia, ist auf Fahrzeuge für die Golfbranche spezialisiert.

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Energieminister aus Baden-Württemberg und sechs weiteren Bundesländern fordern von Bundeswirtschaftsministerin Reiche, am Ausbautempo der erneuerbaren Energien und am Wasserstoffhochlauf festzuhalten. © Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg

(Deutschland) Die Energieminister der Länder Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen sehen „zentrale Weichenstellungen für die Energiewende“ des Bundes nur „unzureichend vorbereitet“. In einem Positionspapier fordern sie eine „klare Ausrichtung“ und verlässliche „richtungsweisende Entscheidungen“, die Investitionen in Klimaschutz und Infrastruktur ermöglichten. Für eine erfolgreiche Transformation brauche es „eine systematische Ausrichtung auf nachhaltige, kosteneffiziente und innovative Technologien“. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche habe in den ersten Monaten ihrer Amtszeit viel Unsicherheit gestiftet und mit ihrem 10-Punkte-Plan Vorschläge gemacht, die nur „vermeintlich mehr Kosteneffizienz bringen sollen“. Kürzungen beim Ausbau erneuerbarer Energien, Rückschritte bei der Elektrifizierung des Verkehrs und der Wärme und „ein Abgesang auf den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bringt keine Kosteneffizienz, riskiert aber den nachhaltigen Wohlstand in unserem Land“. Demgegenüber werde in dem vom Ministerium beauftragten Monitoring-Bericht „sehr klar empfohlen“, am Ausbautempo der erneuerbaren Energien festzuhalten. „Wir fordern Frau Reiche auf, diesen Empfehlungen zu folgen. Alles andere wäre ein Risiko für den Standort Deutschland“, so die Energieminister der Länder: „Dass die Bundesregierung das Fliegen durch Senkung der Luftverkehrsteuer billiger macht während Bus- und Bahnfahren teurer werden steht sinnbildlich für die ordnungs- und energiepolitische Irrfahrt der Bundesregierung.“ Eine konsequente Umstellung auf erneuerbare Energien sei kein Kostenrisiko, sondern ein Stabilitätsgewinn. Das Positionspapier gibt es auf der Website von Baden-Württemberg.

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Die japanische Klassifizierungsgesellschaft ClassNKZ zertifiziert zwei Schiffskupplungen von Kawasaki für den Umschlag von flüssigem Wasserstoff in Häfen. © Kawasaki Heavy Industries, Ltd.

(Japan) Eine von Kawasaki Heavy Industries, Ltd. und TB Global Technologies Ltd. gemeinsam entwickelte Schiffskupplung (Ship Shore Couplers) für den Hafenumschlag von flüssigem Wasserstoff (LH2) wurde von Nippon Kaiji Kyokai (ClassNK) zertifiziert. Diese Art von Flanschkupplung werde verwendet, um die Leitungen zur Abfertigung der Frachter mit verflüssigten Wasserstoff mit einem Ladearm am Steg einfach zu verbinden. Sie müssten unter kryogenen Bedingungen bei minus 253 Grad Celsius nutzbar sein. Entsprechende Tests mit verflüssigtem Wasserstoff wurden im Noshiro Rocket Testing Center der Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) durchgeführt. Die ClassNK-Qualifizierung der Kupplungen sei „ein bedeutender Schritt in Richtung des kommerziellen maritimen Transports von verflüssigtem Wasserstoff“. Die 6-Zoll-Kupplung solle im „Liquefied Hydrogen Supply Chain Commercialization Demonstration Project“ der Japan Suiso Energy, Ltd. eingesetzt werden. Ein 16-Zoll-Flansch wurde entwickelt, um der erwarteten künftigen Nachfrage nach verflüssigtem Wasserstoff gerecht zu werden.

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Baltic Sea Hydrogen Corridor: Verlauf der geplanten Pipeline von Deutschland bis Finnland mit potenziellen weiteren Anbindungen. © Gascade Transport GmbH

(Deutschland) Das Projekt „Baltic Sea Hydrogen Collector“ (BHC) wird von der EU mit 15,3 Millionen Euro gefördert, um die Vorbereitungsarbeiten für eine künftige grenzüberschreitende Wasserstoffinfrastruktur zu unterstützen. Mit der Offshore-Pipeline wollen Gasgrid Finland, Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) und die Gascade Gastransport GmbH den finnischen und deutschen Markt für erneuerbaren Wasserstoff verbinden. Die Mittel würden insbesondere für Studien und die Vorprojektplanung (Pre-FEED) verwendet, um mögliche Trassen zwischen Finnland und Deutschland zu untersuchen. Eine Erweiterung des Wasserstofftransportkorridors nach Schweden werde in einer späteren Projektphase geprüft.

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Am Rheinkai Nord von Duisport soll ein neues Terminal für den Umschlag von Ammoniak und CO2 entstehen. Das Ammoniak soll vor Ort gecrackt werden, um Wasserstoff rückzugewinnen. © Duisburger Hafen AG / Hans Blossey

(Deutschland) Die LBC Tank Terminals Group B.V., Spezialist für die Lagerung von Flüssiggut (LBC), und die Duisburger Hafen AG (Duisport) wollen ein neues Terminal für den Umschlag von Ammoniak und CO2 entwickeln. Standort ist der Rheinkai Nord in Duisburg-Hochfeld, die Inbetriebnahme ist „bis 2030“ geplant. Das Terminal solle als Satellitenanlage für das Vorzeigeprojekt von LBC in Vlissingen (Niederlande) dienen. Dort entwickelt LBC derzeit einen großen Hub für den Import, die Lagerung und das Cracken von Ammoniak. Mit Duisburg entstünde eine direkte Verbindung zwischen den Niederlanden und dem Ruhrgebiet, sodass Kunden künftig Ammoniak und Wasserstoff einfacher beziehen könnten. Die Anlage soll so ausgestattet werden, dass Ammoniak per Binnenschiff aus Vlissingen angeliefert wird. Vor Ort ist hierfür eine eigene Infrastruktur geplant, damit Ammoniak zu Wasserstoff gecrackt werden kann. Gleichzeitig soll das Terminal als Lager für CO2 dienen, das aus industriellen Prozessen stammt. Ziel ist es, das CO2 später dauerhaft unter dem Meeresboden (Offshore-Sequestrierung) zu speichern.

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Im Solarpark Vloeivelden Hollandia installiert Plug Power einen 5-MW-Elektrolyseur, der direkt mit Solarstrom betrieben wird. © Novar Nederland B.V.

(Niederlande) Die Plug Power Inc. hat mit der Installation eines Elektrolysesystems mit einer Leistung von fünf Megawatt für das „H2 Hollandia“ genannte Projekt begonnen. Diese dezentrale grüne Wasserstoffdrehscheibe in Nieuw-Buinen wird derzeit von Novar Nederland B.V. und der Avitec Gruppe entwickelte. Es verbindet dereinst den 115-Megawatt-Solarpark Vloeivelden Hollandia mit der Plug-Elektrolyse. Da das System direkt mit dem angrenzenden Solarpark verbunden ist, kann es überschüssige Solarenergie ohne Umwege über das Stromnetz direkt in Wasserstoff umwandeln. Dieser wird gespeichert und per Trailer an industrielle Kunden verteilt. Die Investitionsentscheidung fiel im Oktober 2025, die Inbetriebnahme ist für 2026 vorgesehen. Der Ertrag wird mit jährlich 300.000 Kilogramm angegeben.

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Rendering eines möglichen maritimen Ammoniakcrackers. © Uniper SE

(Deutschland) Uniper SE und die Thyssenkrupp Uhde AG haben eine Rahmenvereinbarung für den Bau kommerzieller Ammoniak-Cracking-Anlagen unterzeichnet. Die Vereinbarung umfasst bis zu sechs Großanlagen mit einer Gesamtkapazität von 7.200 Tonnen Ammoniak pro Tag. Uniper will die Technologie bei dem Wasserstoff-Importterminal in Wilhelmshaven einsetzen. Das Lizenzpaket umfasse unter anderem Engineering- und Serviceleistungen sowie die Lieferung von Hauptausrüstungen und Katalysatoren. In Vorbereitung sei derzeit die Pre-FEED-Studie (Front-End Engineering and Design). Der Start der FEED-Phase sei für Ende des kommenden Jahres geplant. Im Frühjahr 2025 hatten Uniper und Thyssenkrupp Uhde den Bau einer Demonstrationsanlagen mit einer Kapazität von 28 Tonnen Ammoniak pro Tag am Uniper-Kraftwerksstandort Gelsenkirchen-Scholven angekündigt. Der direkte Transport von Wasserstoff sei technisch und wirtschaftlich sehr aufwändig. Ammoniak hingegen biete sich als Transport- und Speichermedium an, da es sich vergleichsweise einfach verflüssigen und in großen Mengen verschiffen lasse.

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(Frankreich) Der US-Hersteller von Elektrolyseuren hat mit dem Projektentwickler Hy2gen eine Absichtserklärung zur Lieferung eines PEM-Elektrolyseurs mit einer Leistung von fünf Megawatt unterzeichnet. Dieser soll bei dem „Sunrhyse“ genannten Projekt in Signes installiert werden. Den Angaben zufolge werde Plug auch den Transport und die Verteilung des Wasserstoffs unterstützen. Weitere Details etwa zu Zeitrahmen und Investitionskosten wurden nicht genannt.

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iStock / © Danil Melekhin