Indien: NTCP nimmt Tankstelle für grünen Wasserstoff in Ladakh in Betrieb +++ Schweiz: EH Group und NIM arbeiten gemeinsam an H2-Antriebssystemen für Schiffe +++ Deutschland: Thysssenkrupp hält trotz Krise an DRI-Anlage fest +++ Indien: Topsoe soll in Lizenz für Hygenco Ammoniak produzieren +++ China: EPD will in Hongkong Wasserstoffprojekte entwickeln +++ Deutschland: Hamburg macht Platz für Wasserstoffproduktion +++ China: Hydrexa expandiert in Malaysia +++ Australien: GE Vernova soll vier Turbinen für Wasserstoffstoffkraftwerk liefern +++ Deutschland: Hafenprojekt Stuttgart bekommt 5 Millionen Euro Fördermittel +++ Deutschland: Tesa Werk Hamburg will an das HH-WIN-Wasserstoffnetz

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Die Tankstelle in Ladakh wurde von Energieminister Shri Manohar Lal (rechts mit Fahne) eingeweiht, der anschließend mit einem der neuen Wasserstoffbusse zum zwölf Kilometer entfernten Flughafen fuhr. © Union Ministry of Power, Housing and Urban Affairs

(Indien) In der Himalaya-Region von Ladakh wurde eine Wasserstofftankstelle in Betrieb genommen – die mutmaßlich höchstgelegene Station der Welt. Standort ist der Verwaltungsdistrikt Leh. Die Kapazität von 80 Kilogramm pro Tag soll ausreichen, um fünf neue Wasserstoffbusse zu betreiben, die mit 25 Kilogramm Tankfüllung 300 Kilometer zurücklegen können. Das „Green Hydrogen Mobility“ genannte Projekt auf rund 3.650 Meter über dem Meeresspiegel umfasst eine 1,7 Megawatt leistende Solaranlage, deren Strom vor Ort zur Herstellung des Energieträgers verwendet wird. Nach Angaben des Projektentwicklers Amara Raja Infra, der für einen Zeitraum von drei Jahren die Tankstelle auch betreibt und wartet, werde an diesem Pilotprojekt unter anderem Equipment getestet und modifiziert, dass Temperaturschwankungen von plus 30 bis minus 25 Grad Celsius standhalten muss. Die Erfahrungen ließen sich dann auf andere Stationen dieser Art übertragen. Die neun Meter langen Busse von Ahok Leyland mit einer Motorleistung von 120 Kilowatt fahren im Auftrag des staatlichen Energiemultis NTCP Ltd. Sie verfügen über drei Wasserstofftanks und eine Hochvoltbatterie mit einer Kapazität von 71 Kilowattstunden.

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Wollen gemeinsam Brennstoffzellensysteme im maritimen Sektor erforschen und diese in Schiffe integrieren (v.l.): Mardit Matian, Gründer der EH Group, NIM-CSO Marc Freriks, und EH-CEO Christopher Brandon. © EH Group

(Schweiz) Das niederländische auf Schiffstechnik spezialisierte Unternehmen NIM BV und das Schweizer Brennstoffzellenunternehmen EH Group haben eine Kooperation vereinbart. Die Firmen wollen gemeinsam wasserstoffbasierte Antriebsstränge erforschen und implementieren, die speziell auf die Schifffahrtsindustrie zugeschnitten sind. Man werde sich auf die Anpassung und Standardisierung von Brennstoffzellensystemen nebst Betriebs- und Sicherheitsanforderungen von Seeschiffen konzentrieren. Der maritime Sektor sei reif für eine „disruptive Dekarbonisierung“, die nur durch die Kombination starker Technologien mit umfassender Branchenerfahrung erreicht werden könne, sagt Mardit Matian, Gründer der EH Group. Durch die Kombination des Brennstoffzellensystems EH-Trace und des Wissens von NIM über Systemintegration wolle man den Wandel von Energiemanagementanwendungen an Bord von Schiffen beschleunigen, sagte Marc Freriks, Chief Security Officer (CSO) von NIM.

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Thyssenkrupp Steel will trotz Abbaus Tausender Arbeitsplätze am Plan der grünen Stahlerzeugung festhalten. Im Sommer 2023 hatte die EU-Kommission zwei Milliarden Euro zur Dekarbonisierung des Konzerns bewilligt. © Thyssenkrupp Steel AG

(Deutschland) Der Vorstand von Thyssenkrupp Steel Europe AG hat in einem „Eckpunktepapier für industrielle Zukunftskonzepte“ bekräftigt, dass der Konzern an seinem Vorhaben zur klimaneutralen Stahlproduktion festhalten will. Die sich bereits im Bau befindende Direktreduktionsanlage solle fertig gestellt werden. Zudem führe man „konstruktive Gespräche mit den zuständigen Stellen, um die Wirtschaftlichkeit dieses großen Investitionsprojekts unter den sich schnell verändernden Rahmenbedingungen“ sicherzustellen. Bis 2030 sollen die beiden Hochöfen 8 und 9 in Duisburg durch die DR-Anlage und zwei geplante Einschmelzer mit einer Kapazität von insgesamt 2,2 Millionen Tonnen pro Jahr ersetzt werden. Perspektivisch lasse sich ein weiterer Hochofen gegen einen Elektrolichtbogenofen austauschen. Allerdings, so das Papier, sollen die Produktionskapazitäten des Konzerns von insgesamt 11,5 Millionen Tonnen um zwei bis drei Millionen Tonnen gesenkt, Werke verkauft oder geschlossen werden. Bis 2030 würden 5.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung entfallen, weitere 6.000 Jobs fielen durch Verkauf von Geschäftstätigkeiten oder Ausgliederung an externe Dienstleister weg.

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Hygenco wählt das dänische Unternehmen Topsoe als Lizenzgeber für seine grüne Ammoniakanlage aus. © Hygenco Green Energies Pvt Ltd.

(Indien) Der dänische Technologieanbieter Topsoe A/S soll mit Lizenz der Hygenco Green Energies Pvt Ltd. eine grüne Ammoniakanlage in Gopalpur, Odisha, bauen. Hygenco beabsichtige, im dortigen Industriepark ein groß angelegtes Projekt für grünes Ammoniak zu errichten, das bis 2027 in Betrieb geht. Im vergangenen Monat hatte Hygenco mit dem indischen Staatsunternehmen REC Ltd. eine Absichtserklärung über eine Fremdfinanzierung in Höhe von 280 Millionen US-Dollar unterzeichnet. Hygenco mit Hauptsitz in Gurgaon entwickelt und betreibt in großem Maßstab Anlagen für grünen Wasserstoff und grünes Ammoniak. Hygenco hatte Anfang dieses Jahres Indiens erstes Projekt mit grünem Wasserstoff in Hisar eingeweiht und will über einen Zeitraum von drei Jahren 2,5 Milliarden Dollar in grünen Wasserstoff investieren.

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(China) Die Umweltschutzbehörde der Sonderverwaltungsregion Hongkong (Environmental Protection Department, EPD) und die China Petroleum & Chemical Corporation (Sinopec) unterzeichneten eine Absichtserklärung über den Aufbau einer Wasserstoffindustrie. Demnach werde Sinopec eine Produktionsanlage für grünem Wasserstoff auf einer sanierten Mülldeponie von EPD errichten und überdies die Regierung der Sonderverwaltungsregion bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Aufklärung über Wasserstofftechnologie unterstützen.

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Platz für Neues: Die Firma Hagedorn hat die 2.300 Tonnen schweren und 130 Meter hohen Kamine der Rauchgasentschwefelungsanlage in Moorburg gesprengt. © Hagedorn Unternehmensgruppe

(Deutschland) In Hamburg wurden im November Flächen für die Wasserstoffproduktion freigemacht. Auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg wurden die Kamine der früheren Rauchgasentschwefelungsanlage gesprengt, um Platz zu schaffen für den Aufbau einer grünen Wasserstoffinfrastruktur. Das Projekt Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH) plant bereits für das kommenden Jahr den Baubeginn einer 100-Megawatt-Elektrolyseanlage für grünen Wasserstoff. Dies solle zur Dekarbonisierung des Hafens und der Industrie beitragen. Die Hamburger Energiewerke haben das Kraftwerk Moorburg im März 2023 erworben, vormaliger Betreiber war der schwedische Staatskonzern Vattenfall. Der Rückbau durch die Unternehmensgruppe Hagedorn und das Vorhaben selber wird von der Energiewerk-Tochter Energie Hub Moorburg GmbH verantwortet.

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Hydrexia expandiert weiterhin in Asien. © Hydrexia Holding Ltd.

(China) Die chinesische Hydrexia Holding Limited, Anbieter von integrierten Wasserstofflösungen, hat über seine Tochter Hydrexia SDN BHD mit Worldwide Energy Development SDN BHD (WEDSB) ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, um den Wasserstoffmarkt in Malaysia zu entwickeln. Die geplante Zusammenarbeit sieht den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur vor, nebst Produktion, Transport, Speicherung sowie Tankstellen von Hydrexia. Dabei werden Hydrexia und WEDSB auch mit dem Institute of Sustainable Energy der Universität Tenaga Nasional (UNITEN) und UNI10 Energy SDN BHD (UESB), einem Ingenieurdienstleister in Malaysia, zusammenarbeiten. Seit Anfang 2024 hat Hydrexia seine Geschäftsaktivitäten in Asien mit strategische Partnerschaften und Joint Ventures ausgeweitet (wir berichteten). Worldwide Energy ist der Energieentwicklungszweig von Worldwide Holdings Berhad (WHB), einer  Tochtergesellschaft der State Development Corporation of Selangor (PKNS) der Regierung des Bundesstaates Selangor, die in verschiedenen Branchen tätig ist.

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Rendering des Whyalla-Kraftwerks in Southern Australia. © Office of Hydrogen Power Southern Australia (OHPSA

(Australien) Die GE Vernova Inc. hat einen Auftrag von Atco Australia zur Lieferung von vier Turbinen des Typs „LM6000 VELOX“ erhalten. Diese sollen im Kraftwerk „Whyalla“ im Upper Spencer Gulf im Bundesstaat Southern Australia eingesetzt und mit 100 Prozent grünem Wasserstoff betrieben werden, der unmittelbar im Whyalla-Komplex mittels überschüssigen Stroms aus PV- und Windkraftanlagen erzeugt wird. Die installierte Kraftwerksleistung beträgt 200 Megawatt. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2026 geplant. Der Vertrag wurde am Rande der COP 29 in Anwesenheit von Ramesh Singaram, President und CEO von Asia, Gas Power, GE Vernova, sowie Peter Malinauskas, Premierminister von Südaustralien, und John Ivulich, CEO und Country Chair, Atco Australia, unterzeichnet. „Mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent erneuerbarer Energien ist Südaustralien auf dem besten Weg, weltweit führend in der Produktion und Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff zu werden“, glaubt John Ivulich.

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Die Stadtwerke bauen am Stuttgarter Hafen eine Wasserstoffproduktion inklusive Transportinfrastruktur zu den Abnehmern auf. © Hafen Stuttgart GmbH

(Deutschland) Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) erhalten weitere Fördermittel in Höhe von fünf Millionen Euro für das Wasserstoffprojekt „Green Hydrogen Hub Stuttgart“ (GH2S). Die Mittel wurden vom Verband Region Stuttgart für das Teilvorhaben „HydroPulse“ bereitgestellt. Damit sollen eine Wasserstofftankstelle neu errichtet sowie die Infrastruktur zur Wasserstoffversorgung einer bestehenden Tankstelle im Neckartal gesichert werden. Beide Tankstellen werden an die geplante „H2 GeNeSiS“-Pipeline angeschlossen. Überdies ist die Beschaffung von drei Brennstoffzellen-Transportern und die Installation einer Hochtemperatur-Brennstoffzelle auf dem neuen Energiecampus in Stuttgart-Wangen vorgesehen. GH2S entsteht im Stuttgarter Hafen (wir berichteten), Baubeginn ist im Frühjahr 2025 vorgesehen. Ende 2026 sollen dort Elektrolyseure mit einer Jahreskapazität von 1.000 Tonnen grünen Wasserstoffs in Betrieb gehen. Das Gesamtprojekt besteht aus den drei Komponenten GH2S, „H2 GeNeSiS“ sowie „HydroPulse“. Das Investitionsvolumen für „HydroPulse“, das im Dezember 2026 abgeschlossen sein soll, beläuft sich auf rund elf Millionen Euro.

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Tesa will am Standort in Hamburg grünen Wasserstoff in die Produktion integrieren. © Tesa SE

(Deutschland) Der Chemiekonzern Tesa SE will ab 2027 Wasserstoff an seinem Produktionsstandort in Hamburg einsetzen. Das Unternehmen habe jetzt die Planung für den Anschluss an das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz (HH-WIN) in Auftrag gegeben. Die Hamburger Energienetze GmbH entwerfe daher den Angaben zufolge eine Gasdruckregel- und Messanlage mit einer Anschlussleistung von 25 Megawatt, die direkt am Tesa-Standort den Wasserstoff bereitstelle. Energienetze konzipiere dafür ein Gebäude mit der notwendigen Anlagentechnik und nehme im Vorfeld des Baus die erforderliche Baugrunduntersuchung, die Bodenanalysen sowie die Trassenplanungen für die Netzanschlussleitung vor. Das Tesa Werk Hamburg produziert mit rund 700 Mitarbeiter ein- und doppelseitige Klebebänder. Die energieintensive Produktion solle zukünftig klimaneutral mit erneuerbarem Strom und grünem Wasserstoff gedeckt werden. Der Bau des Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netzes hat im August mit IPCEI-Fördermitteln begonnen. Im Oktober hatten Bundesnetzagentur und Bundeswirtschaftsministerium HH-WIN in das bundesweite Wasserstoffkernnetz aufgenommen. 2027 soll HH-WIN in Betrieb gehen und dann bis 2032 auf 60 Kilometer Leitungslänge ausgebaut werden.

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