Kanada: First Hydrogen gründet Atomkrafttochter für Wasserstoffproduktion +++ Italien: Res Integra und Ohmium planen 4-MW-Elektrolyseur auf Sizilien +++ Deutschland: Opel stellt neue Generation des „Vivaro“-Transporters vor +++ Dänemark: European Energy produziert erstes E-Methanol in Kassø +++ Kanada: ABB und Charbone Hydrogen wollen Produktionsstätten für grünen Wasserstoff in Nordamerika vorantreiben +++ Deutschland: Landkreis Vorpommern-Rügen bietet Unternehmen Flächen mit Zugang zum H2-Kernnetz +++ Deutschland: Baden-Württemberg startet Wasserstofferhebung +++ Spanien: Snam und H2Site arbeiten an der Abtrennung von Wasserstoff und Erdgas +++ Korea: Vinssen erhält AIP-Zertifizierung für Schlepper mit Wasserstoffantrieb +++ Niederlande: Petrogas und Gasunie untersuchen Nordsee-Pipeline für den H2-Transport +++ Niederlande: Zepp Solutions liefert Brennstoffzellen für Pilot-Flusskreuzfahrtschiff
Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst
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Bislang hat sich First Hydrogen auf emissionsfreie Fahrzeuge sowie die Produktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff spezialisiert. Das Unternehmen hat zwei leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellen geplant und konstruiert. Jetzt soll Strom aus kleinen Atomreaktoren das Wasserstoffgeschäft ergänzen. © First Hydrogen Corp.
(Kanada) Die First Hydrogen Corp. mit Sitz in Vancouver und Montreal (Kanada) sowie London (UK) hat eine Tochtergesellschaft als „First Nuclear Corp.“ gegründet. Diese solle sich „der Förderung sauberer Energie durch den innovativen Einsatz von kleinen modularen Reaktoren“ (Small Modular Reactors, SMR) widmen. Das Unternehmen wolle damit „die Produktion von grünem Wasserstoff revolutionieren“. Mit dem Einsatz von SMR stelle First Nuclear eigenen Angaben zufolge „die Herstellung von grünem Wasserstoff in einem stabilen, kostengünstigen und effizienten Verfahren sicher und trägt damit der weltweit wachsenden Nachfrage nach sauberen Energielösungen Rechnung“. In Nordamerika kann Wasserstoff – anders als in anderen Teilen der Welt – auch dann als „grün“ gelten, wenn er nicht mittels Strom aus erneuerbaren Energiequellen, sondern mit Atomstrom hergestellt wird. Erst wenige Tage zuvor hatte das Unternehmen die Gründung einer „First Hydrogen GmbH“ verkündet. Mit der deutschen Tochtergesellschaft wolle man seine Präsenz im europäischen Markt weiter ausbauen. Auch hier wolle First Hydrogen „eine stabile, skalierbare und kostengünstige Versorgung mit grünem Wasserstoff, einschließlich der Anwendung kleiner modularer Kernreaktoren anbieten.
Anm.d.Red.: Die „Miniatomkraftwerk“ sind kleiner als herkömmliche Reaktoren und leisten bis etwa 700 Megawatt. Sie könnten vorgefertigt und anschließend an einen Montageort gebracht werden. Bislang ist die Entwicklung allerdings von Unsicherheiten geprägt, es gibt vor allem Pilotreaktoren, weltweit sind einige SMR in Planung. „Argumente gegen die Kernenergie gelten für SMR gleichermaßen wie für große Anlagen“, heißt es in einer Analyse von sechs SMR-Konzepten (108 Seiten) aus dem Jahr 2022 im Auftrag des österreichischen Umwelt- und Energieministeriums. „Die Entwicklung von SMR ist auch deshalb abzulehnen, weil sie im Kampf gegen den Klimawandel deutlich zu spät käme.“
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Ohmium liefert PEM-Elektrolyse-Anlage nach Sizilien. © Ohmium International Inc.
(Italien) Die Ohmium International Inc., US-Entwickler von PEM- Elektrolyseuren, soll der italienischen Res Integra srl eine Wasserstoffproduktionsanlage mit vier Megawatt Leistung liefern. Die Jahreskapazität wird mit 700 Tonnen beziffert. Standort ist das Industriegebiet von Siracusa auf Sizilien, einem der größten petrochemischen Zentren Europas. Das System soll noch in diesem Jahr ausgeliefert und mit Solarstrom betrieben werden. Res Integra ist Teil des Mineralöl- und Chemiekonzerns Irem Group. Info zum Projekt „H2-SR“ findet man auf der Res-Integra-Website.
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Opel stellt neue Generation des „Vivaro Hydrogen“ vor. © Stellantis Germany GmbH
(Deutschland) Opel hat sein neues Modell „Vivaro Hydrogen“ mit Brennstoffzellenantrieb vorgestellt. Man sehe gerade „im Güter- und Personenverkehr für H2 Vorteile gegenüber anderen Technologien“, sagt Lars Peter Thiesen, Leiter Einführungsstrategie Wasserstoff und Brennstoffzelle auf einer Fachtagung in Bayern. Das Fahrzeug habe mit einer Kombination aus Brennstoffzellen und Plug-in-Batterie vollgetankt eine Reichweite von mehr als 400 Kilometer. Der Transporter habe 6,1 Kubikmeter Ladevolumen und ermögliche eine Tonne Zuladung. Er sei mit 71.500 Euro (zzgl. MwSt.) rund 40 Prozent günstiger als der Vorgänger und „bald bestellbar“. Die Reduktion der Preises sei dadurch möglich worden, dass das Fahrzeug „mit dem Übergang zur neuen Generation“ nun auch in den Werken der Opel-Mutter Stellantis produziert werde.
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Die E-Methanol-Anlage in Kassø hat erstmals E-Methanol produziert. © European Energy A/S
(Dänemark) – European Energy A/S hat in Kassø eine E-Methanol-Anlage in Betrieb genommen und die ersten fünf Tonnen produziert. Das Methanol sei unter Verwendung von biogenem CO2 hergestellt worden, das in der Biogasanlage in Tønder gewonnen werde. Die Produktion werde nun auf die geplante Kapazität von 42.000 Tonnen hochgefahren. Eingesetzt werden drei Elektrolyseure von Siemens Energy mit einer Gesamtleistung von 52,5 Megawatt. Diese Anlage hatte im Januar 2025 mit der Produktion von grünem Wasserstoff begonnen. Der Strom stamme hauptsächlich von einer nahegelegenen Anlage des Kassø-Solarparks, die ebenfalls von European Energy entwickelt und betrieben werde. Die nun gewonnenen Erkenntnisse würden es ermöglichen, „den Prozess zu verfeinern, die Effizienz zu verbessern und die Kosten für zukünftige Projekte zu senken“, sagt Emil Vikjær-Andresen, EVP und Leiter von Power-to-X bei European Energy. Die Anlage werde im zweiten Quartal 2025 vollständig hochgefahren.
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Rendering der Charbone-Anlage in Sorel-Tracy in der Nähe von Montreal in Québec, Kanada. © Charbone Hydrogen Corp.
(Kanada) Der Schweizer Technologiekonzern ABB Ltd. und Charbone Hydrogen Corp. – kanadischer Hersteller von grünem Wasserstoff – wollen in den nächsten fünf Jahren gemeinsam bis zu 15 modulare und skalierbare Produktionsanlagen in Nordamerika entwickeln. Der Ertrag werde vor allem für die Schwerindustrie etwa zur Stahlproduktion bereitgestellt, die derzeit grauen Wasserstoff als Energiequelle verwende. ABB sei der Vereinbarung zufolge „bevorzugte Lieferantin für das Design, die Planung, Herstellung, Prüfung und Lieferung von modularen und standardisierten Umspannwerken für die Verbindung zwischen Produktionsanlagen und lokalen Versorgungsunternehmen“. Abhängig von den Projektanforderungen könnte ABB in Zukunft auch als Hauptauftragnehmerin für die Automatisierung, Elektrifizierung und Telekommunikation auftreten. Zu den Standorten, die unter die Kooperation fallen, gehöre auch Charbones Anlage in Sorel-Tracy in der Nähe von Montreal in Québec, Kanada. Diese Anlage werde voraussichtlich bis Ende des zweiten Quartals 2025 an das Netz von Hydro-Québec angeschlossen und Strom aus Wasserkraft für die Elektrolyseure nutzen. Anschließend diene Sorel-Tracy als Blaupause für den Entwurf und die Planung der modularen und skalierbaren Ausrüstung für andere von Charbone entwickelte Standorte. Das Gouvernement du Québec will den Verbrauch von Erdölprodukten bis 2030 um fast eine Milliarde Liter jährlich senken. Das nächste Projekt soll im Großraum Detroit in den USA entstehen. Zusätzlich wolle Charbone alle geplanten Produktionsstätten mit dem Extended Operator Workplace (EOW) von ABB ausstatten und damit alle Anlagen zentral rund um die Uhr überwachen, um die Ausfallzeiten zu verringern.
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Geplante Wasserstoffzugänge in Vorpommern-Rügen. © Landkreis Vorpommern-Rügen
(Deutschland) Der Landkreis Vorpommern-Rügen soll voraussichtlich ab Ende 2028 über die Leitung „Hyrow“ des Ferngasnetzbetreibers Gascade vier Zugänge an das kommende Wasserstoffkernnetz erhalten. Über die Absperrstationen bestehe die Möglichkeit zur Einspeisung oder Entnahme des Wasserstoffs. Einer der Zugänge befindet sich unmittelbar im Industrie- und Gewerbepark Pommerndreieck. Dort gebe es noch 223 Hektar freie Fläche für Ansiedlungen von Unternehmen, die den Energieträger etwa als Rohstoff für die Chemie- und Prozessindustrie nutzen könnten, wirbt der Landkreis. Auch Standorte für Elektrolyseure wolle man vermitteln. Seit 2024 nennt sich die Region „H2 ready“. Mittlerweile seien auch die ersten drei Brennstoffzellenbusse in der Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen (VVR) angekommen. An der Etablierung einer H2-Tankstelle, die auch durch Dritte genutzt werden könne, arbeite man derzeit. Kontakt: „wasserstoff@lk-vr.de“ oder direkt beim Koordinator Wasserstoffregion Tel. 038 31 / 357-1270.
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Das Land Baden-Württemberg startet Abfrage zur Wasserstoffnutzung. © Staatsministerium Baden-Württemberg
(Deutschland) Noch im März startet das Statistische Landesamt Baden-Württemberg eine Abfrage über Aufkommen, Verwendung und Abgabe von Wasserstoff und den Derivaten Ammoniak und Methanol. Die deutschlandweite Erhebung wird bei allen Betreibern von Anlagen zur Erzeugung oder Speicherung von Wasserstoff sowie bei Lieferanten und Großhändlern durchgeführt. Damit werden in der amtlichen Statistik erstmals für das Berichtsjahr 2024 wesentliche Angaben zu Produktionsanlagen, Erzeugung, Energieträgereinsatz, Speicherung, Abgabe, Verbrauch, Verlusten sowie zu Ein- und Ausfuhr für Wasserstoff und Ammoniak erfasst. Für Methanol werden die Daten ab 2026 für das Berichtsjahr 2025 erhoben. Die Erhebung diene der Erfüllung von statistischen Berichtspflichten gegenüber der Europäischen Union. Die Verordnung zur energiestatistischen Erhebung von Wasserstoff ist Ende 2024 in Kraft getreten. Unternehmen erhielten per Post Informationen zur Erhebung sowie Zugangsdaten zum Online-Meldeverfahren. Es gebe eine gesetzliche Auskunftspflicht.
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Erst im Januar hatte H2site 36 Millionen Euro in einer Investorenrunde unter anderem von Hy24, SC Net Zero Ventures, Enagás Emprende und Equinor Ventures akquiriert. © Hydrogen Onsite S.L.
(Spanien) Der italienische Gasfernleitungsnetzbetreiber Snam S.p.A. und das in Bilbao ansässige Unternehmen Hydrogen Onsite S.L. (H2site) wollen gemeinsam ein Projekt entwickeln, das sich auf die Trennung von Wasserstoff- und Erdgasgemischen konzentriert. H2site habe einen Separator entwickelt, der in der Lage sei, Wasserstoff in niedrigen Konzentrationen von zwei bis zehn Prozent zu extrahieren. Der Energieträger sei dann zur direkten Verwendung etwa in Brennstoffzellen, Gasturbinen und Motoren sowie in Hochtemperaturöfen geeignet. Gleichzeitig minimiere er den Wasserstoffgehalt im verbleibenden Erdgas und verhindere so unerwünschte Veränderungen in dessen Zusammensetzung. „Dies ist besonders wichtig für industrielle Verbraucher, deren Prozesse keine nennenswerten Wasserstoffkonzentrationen vertragen, und gewährleistet die Einhaltung der lokalen Vorschriften im Gasnetz“, so das Unternehmen. Die Wasserstoffseparationstechnologie sei bereits erfolgreich bei Betreibern von Gasverteilungsnetzen validiert worden. Unterstützt wird das Projekt von der italienischen Regulierungsbehörde für Energie, Netze und Umwelt (ARERA).
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Rendering des Schleppers, den Vinssen mit Brennstoffzellen ausstatten will. © Vinssen Co, Ltd.
(Korea) Die Vinssen Co., Ltd. hat von der koreanischen Zulassungsbehörde Korean Register die „Approval in Principle“-Zertifizierung (AIP) für den ersten koreanischen Schlepper mit Brennstoffzellen-Antriebssystem erhalten. Diese grundsätzliche Genehmigung ist die Basis für die weitere Arbeit an einem Projekt mit der KR Engineering Co. Ltd (KRE), einem Unternehmen in den Bereichen Schiffsdesign, Retrofit Engineering und maritime Infrastrukturtechnik. Dabei entwickelt Vinssen den Brennstoffzellenantrieb und KRE das notwendige Design des Schleppers. Geplant ist eine Leistung von 2.700 Kilowatt. Der von den Brennstoffzellen erzeugte überschüssige Strom wird in Batterien für den Betrieb bei geringer Last gespeichert. Bei großem Leistungsbedarf ergänzt dann die gespeicherte Energie aus den Batterien die Leistung der Brennstoffzelle, um einen stabilen und effizienten Antrieb zu gewährleisten und Spitzenlastbetrieb zu ermöglichen.
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Gasunie und Petrogas untersuchen, inwiefern sich bestehende Gaspipelines für den Wasserstofftransport nutzen lassen. © Nederlandse Gasunie NV
(Niederlande) Der Staatskonzern Gasunie NV und Petrogas Transportation B.V. mit Sitz in Oman wollen gemeinsam untersuchen, wie die in der Nordsee verlegte Petrogas-Pipeline für den Transport von grünem Wasserstoff wiederverwendet werden kann. Die Forschung konzentriert sich auch auf die mögliche Umwidmung der Pipeline für ein Offshore-Wasserstoffprojekt. Dabei handelt es sich um ein vom Ministerium für Klimapolitik und grünes Wachstum initiiertes Demonstrationsvorhaben für den Bau einer Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 20 bis 50 Megawatt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in der Nordsee und dessen Anlandung per Pipeline. Ein Offshore-Wasserstoffnetz sei „erforderlich, um die Windenergie zu nutzen, die andernfalls verloren ginge, wenn diese grüne Energie nur über Stromkabel an Land gebracht würde“. Man benötige auf See weniger Platz für Kabel und Elektrolyseure als an Land. Darüber hinaus sei der Wasserstofftransport sehr kosteneffizient. Ein weiterer Vorteil sei, dass Wasserstoff über diese Nordsee-Pipelines auch aus anderen Nordsee-Ländern importiert werden könne, so die Unternehmen. Gasunie wurde im Sommer letzten Jahres von der niederländischen Regierung mit dem Aufbau eines Wasserstoffnetzes in der Nordsee beauftragt.
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Das „X150“-System von Zepp Solutions dient als Basis für die Umrüstung eines Pilot-Schiffes mit Brennstoffzellenantrieb. © Zepp Solutions B.V.
(Niederlande) Zepp Solutions B.V. soll das Brennstoffzellensystem für das Projekt „NERA-H2“ liefert. Das Vorhaben – größtenteils durch den niederländischen Maritimen Masterplan finanziert – soll die Einführung von Wasserstoff als saubere Energiequelle in der Flusskreuzfahrtindustrie forcieren, indem bestehende Schiffe auf Brennstoffzellen umgerüstet werden. Zunächst wird in diesem Rahmen ein emissionsfrei fahrendes Demonstrationsschiff entwickelt. Zepp liefere für die Nachrüstung eines bestehenden Kreuzfahrtschiffes einen modularen Wasserstoff- und batterieelektrischen Antriebsstrang. Das Brennstoffzellensystem würde mit den X150-Modulen von Zepp eine Leistung von mehr als einem Megawatt erbringen und habe sich bereits im Schwerlastverkehr bewährt. Das Projekt wird von der NERA Company B.V. geleitet, beteiligt sind Industrie und Forschung. In Europa seien derzeit über 420 Flusskreuzfahrtschiffe in Betrieb. Der niederländische Maritime Masterplan sehe vor, bis 2030 mindestens 40 emissionsfreie Schiffe einzusetzen.
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